Eure Weisheit von Johann Georg Fischer

1	Ich sah am liebsten hoch im Turm
2	Weit nach den blauen Landen;
3	Bin jauchzend bie dem lauten Sturm
4	Des Glockenschwunges gestanden;
5	Ich kam hernieder, doch empor
6	Schlägt noch mein Herz nach Jahren.
7	So blieb ich immer euch ein Tor,
8	Die niemals droben waren.

Details zum Gedicht „Eure Weisheit“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Eure Weisheit“ wurde von Johann Georg Fischer verfasst. Fischer war ein deutscher Dichter des 19. Jahrhunderts, der von 1816 bis 1897 lebte. Er gilt als Vertreter der Spätromantik in der deutschen Dichtkunst.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer nostalgischen Sehnsucht des lyrischen Ichs, die sich auf Erlebnisse und Orte der Vergangenheit bezieht. Das lyrische Ich sieht am liebsten „hoch im Turm“ weit in die „blauen Landen“. Es zeigt sich begeistert und jauchzend im lauten Sturm des Glockenschwungs, was auf eine Freude oder Begeisterung für das Leben oder auf gewagte, leidenschaftliche Erfahrungen hindeuten könnte.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine Vergangenheit, in der es sich hoch oben im Turm aufhielt und die Aussicht auf die Landschaft genoss. Durch den „lauten Sturm des Glockenschwungs“ wird einerseits eine Kirchglocke suggeriert, andererseits kann es auch metaphorisch für Turbulenzen und Herausforderungen des Lebens stehen. Nachdem es heruntergekommen ist, schlägt sein Herz noch Jahre später „empor“, was zeigt, dass es immer noch eine starke Verbindung zu dieser Zeit und diesem Ort empfindet, auch wenn es nicht physisch dort ist. Das Gedicht endet mit der Zeile „So blieb ich immer euch ein Tor, Die niemals droben waren“, was darauf hindeutet, dass das lyrische Ich sich missverstanden oder unverstanden fühlt von jenen, die diese Erfahrung nicht geteilt haben.

Formal handelt es sich um ein achtzeiliges Gedicht in einer einzigen Strophe. Es trägt Merkmale der romantischen Dichtung, insbesondere das Thema der Sehnsucht und die Herangehensweise des lyrischen Ichs an das Leben, das sich gegen Konventionen und die 'Weisheit' der Anderen auflehnt.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch, besonders hervorzuheben ist die wiederholte Verwendung von hoch und tief (hoch im Turm, hernieder, empor), um die emotionale Lage des lyrischen Ichs und seine Sehnsüchte zu veranschaulichen. Es gibt auch Zeichen der Intensität, wie das „jauchzend“ und das „Herz, das nach Jahren noch empor schlägt“, die zur dramatischen Darstellung der Gefühle des lyrischen Ichs beitragen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Eure Weisheit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Georg Fischer. Im Jahr 1816 wurde Fischer in Süßen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1832 und 1897. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 43 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Georg Fischer sind „Es war im frühen Morgenlicht“, „Treues Gebet“ und „Vor einer Knospe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Eure Weisheit“ weitere 19 Gedichte vor.

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