Benn, Gottfried - Die Beziehung Benns zum Nationalsozialismus

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Gottfried Benn, Adolf Hitler, Nazis, Referat, Hausaufgabe, Benn, Gottfried - Die Beziehung Benns zum Nationalsozialismus
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Referat

Gottfried Benn und seine Beziehung zum Nationalsozialismus

Gottfried Benn (1886–1956) war ein bedeutender deutscher Dichter und Arzt, der durch seine expressionistischen Werke in den 1910er und 1920er Jahren bekannt wurde. Seine frühen Werke zeichnen sich durch eine schonungslose Auseinandersetzung mit Themen wie Verfall, Krankheit und Tod aus, die ihn zu einer schillernden und kontroversen Figur der literarischen Moderne machten. Während Benn anfangs Sympathien für den aufkommenden Nationalsozialismus zeigte, wandelte sich seine Haltung später grundlegend. Die anfängliche Faszination für den neuen politischen Kurs führte dazu, dass er 1933 in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen wurde und die NS-Herrschaft zunächst begrüßte. Doch schon bald distanzierte sich Benn von der Ideologie des Nationalsozialismus, was ihn zur Zielscheibe politischer Angriffe machte. Diese Widersprüchlichkeit in Benns Leben und Werk – zwischen anfänglicher Nähe und späterer Ablehnung des Nationalsozialismus – bleibt bis heute ein zentraler Aspekt in der Auseinandersetzung mit seiner Biografie und seinem literarischen Erbe.

In diesem Text wird untersucht, wie der Dichter Gottfried Benn zu verschiedenen Zeiten in seinem Leben zum Nationalsozialismus stand. Wir betrachten zunächst die Phase von Benn vor 1933, dann seine Unterstützungszeit für den Nationalsozialismus von 1933 bis 1934, die darauffolgende Phase der Ernüchterung und des Rückzugs und schließlich seine Zeit nach 1945. Weitere wichtige Personen und Kontexte sind Max Herrmann Neise, kommunistische Mitglieder des Redaktionskomitees, Klaus Mann und die Haltung der Nazis zur Kunst, insbesondere zum Expressionismus.

Gottfried Benns Verhältnis zum Nationalsozialismus ist vielschichtig und voller Widersprüche. Seine anfängliche Sympathie für das Regime, gefolgt von einem schnellen Rückzug aus der Öffentlichkeit und seiner literarischen Reaktion auf die politische Lage, spiegelt einen tiefen inneren Konflikt wider. Eine umfassende Analyse von Benns Verhalten und seinen Werken im Kontext des Nationalsozialismus muss diese Widersprüche berücksichtigen.

Kunst und Staat: Benn vor 1933

Vor 1933 stand Gottfried Benn der Welt der Kunst und ihrer Beziehung zur Politik mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Benn war der Ansicht, dass ein Staat nicht allein durch technische Errungenschaften und Infrastruktur existieren könne. Es brauche eine geistige Kraft, die den Staat zusammenhält, anstatt sich auf kollektive oder individuelle Hypothesen zu verlassen. In dieser Zeit fand Benn sich in der chaotischen Politik der Weimarer Republik nicht zurecht und beobachtete eine überwältigende Dominanz der extremen Linken in literarischen Kreisen.

Anfängliche Annäherung an den Nationalsozialismus

1933 zeigte Benn zunächst Offenheit gegenüber dem neuen politischen System der Nationalsozialisten. Diese Annäherung lässt sich teils durch die Enttäuschung über die Weimarer Republik erklären. Benn sah im Nationalsozialismus eine Möglichkeit zur Stabilität und nationalen Erneuerung. Er sprach sogar von der Vorstellung eines "neuen Menschen", den Dichter wie er als geistige Führer mitgestalten könnten. Diese anfänglichen positiven Reaktionen führten dazu, dass Benn in die Preußische Akademie der Künste eintrat und dort kurzzeitig eine offizielle Rolle übernahm.

Schnelle Ernüchterung und Distanzierung

Bereits 1934 begann Benn, die Realität des Nationalsozialismus zu erkennen. Ihm wurde klar, dass das Regime nicht nur eine politische Neuordnung war, sondern eine radikale Ideologie, die im Gegensatz zu seinen Überzeugungen stand. Die rigide Kulturpolitik der Nazis, die auf Gleichschaltung abzielte, stieß Benn ab, insbesondere da sie mit seiner individualistischen und expressionistischen Ästhetik kollidierte. Angriffe von der NS-Zeitschrift "Das Schwarze Korps" und andere persönliche Anfeindungen veranlassten Benn zur Aufgabe seiner offiziellen Funktionen und zu einem Rückzug in die innere Emigration, bei der er sich weitgehend vom kulturellen Leben des Dritten Reiches isolierte.

Innerliche Emigration und literarische Produktion

Während seiner inneren Emigration zog sich Benn zwar aus dem öffentlichen Leben zurück und kritisierte das Regime nicht offen, blieb jedoch weiterhin als Arzt tätig. Er schrieb selten. Einige seiner literarischen Werke aus dieser Zeit, etwa „Der Ptolemäer“ (1949), reflektieren seinen Desillusionierung mit der modernen Welt und der Politik seiner Zeit. Sie zeigen eine tiefe Skepsis gegenüber den dominierenden Ideologien und der politischen Entwicklung.

Benns Haltung nach dem Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Benns frühe Nähe zum Nationalsozialismus unter kritischer Betrachtung. In Interviews und Essays versuchte Benn, sich von seinen früheren Sympathien zu distanzieren und erklärte, dass er die totalitäre Natur des Regimes nicht rechtzeitig erkannt hatte. Der Widerspruch zwischen seinem anfänglichen Engagement und seiner späteren Distanzierung bleibt jedoch ein wichtiges Thema in der Auseinandersetzung mit seiner Biografie.

Benns Werk im Kontext des Nationalsozialismus

Die Frage, wie der Nationalsozialismus Benns literarisches Werk beeinflusst, ist ebenfalls relevant. Benns bedeutendste Werke stammen vor und nach der NS-Zeit, jedoch hinterließen die Erfahrungen des Nationalsozialismus und des Krieges deutliche Spuren in seinen späteren Gedichten. Seine Nachkriegslyrik spiegelt oft Ernüchterung, Verzweiflung und einen Rückzug ins Private wider. In seinen Werken thematisiert er das Scheitern des Individuums in einer Welt, die von Massenbewegungen und Ideologien beherrscht wird.

Fazit

Gottfried Benns Beziehung zum Nationalsozialismus zeigt das Bild eines Dichters, der anfänglich aus Idealismus und Enttäuschung über die Weimarer Republik Sympathien für das Regime hegte, sich aber bald distanzierte. Seine innere Emigration und Weigerung, das Regime öffentlich zu kritisieren, machen ihn zu einer umstrittenen Figur. Dennoch bleibt Benns Werk ein bedeutendes Zeugnis der literarischen Moderne, und seine Widersprüchlichkeit bietet spannende Einblicke in die politischen und moralischen Herausforderungen seiner Zeit.

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