Rollenbiografie Franz Woyzeck
Mein Name ist Friedrich Johann Franz Woyzeck. Ich wurde am 20. Juli geboren und bin derzeit 30 Jahre, 7 Monate und 12 Tage alt. Als Füsilier diene ich im 2. Regiment, 2. Bataillon, 4. Kompanie und stehe zusammen mit meinem Freund Andres ganz unten in der militärischen Rangordnung.
Die Arbeit in der Kaserne bereitet mir keinerlei Freude, aber Andres hilft mir, diese schwere Zeit zu überstehen. Zusätzlich zu meiner Tätigkeit als Soldat nehme ich an einem Experiment teil, bei dem ich mich ausschließlich von Erbsen ernähren darf. Obwohl die Unterernährung sowohl psychisch als auch körperlich schädlich für mich ist, ermöglicht sie mir, einen zusätzlichen Groschen zu verdienen, den ich meiner Frau Marie geben kann.
Um etwas mehr Geld zu verdienen, rasiere ich den Hauptmann, obwohl er mich täglich demütigt. Trotz der vielen Arbeit ist die Bezahlung jämmerlich und reicht gerade aus, um meiner Frau Marie und unserem einjährigen Sohn Christian genug Essen zu verschaffen. Ich würde alles für meine Familie tun, auch wenn die Experimente mich stark leiden lassen und ich bereits Halluzinationen bekomme.
Marie und Christian leben im Armenhaus der Stadt, da mein Gehalt leider nicht ausreicht. Obwohl ich Marie als meine Frau bezeichne, konnten wir uns keine Hochzeit leisten, weshalb unser uneheliches Kind in der Gesellschaft auf Missachtung stößt und als Sünde gilt. Marie ist eine wunderschöne Frau und oft frage ich mich, warum sie sich in mich verliebt hat, einen armen, kranken Soldaten. Diese Gedanken und Sehnsüchte quälen auch Marie, obwohl sie es leugnet. Sie sehnt sich von ganzem Herzen nach einem Leben voller Reichtum und weiß genau, dass ich ihr dieses Leben niemals bieten kann.
Marie zieht nicht nur meine Blicke auf sich, sondern auch die des Tambourmajors. Ich wusste, dass Marie kein Kind von Traurigkeit ist, und schon bald bemerkte ich ihre neuen Ohrringe, die sie vor mir zu verstecken versuchte. Als ich sie eines Tages mit dem Tambourmajor im Wirtshaus tanzen sah, wurde mir bewusst, dass sie mich betrügt und unser Leben wegwirft, um sich mit ihm zu vergnügen.
Als ich den Verrat von Marie mitbekam, nahmen die Wahnvorstellungen zu, und ich hörte Stimmen, die mir befahlen, sie zu töten. Wie in Trance kaufte ich ein Messer, ging mit der Absicht, mit ihr reden zu wollen, in die Nähe eines Teiches und erstach sie skrupellos. Aber was mich am meisten schockiert, ist nicht die Tat selbst, sondern die Tatsache, dass ich keinerlei Reue verspürte, sondern nur noch Hass auf die Person, für die ich mein Leben geopfert hätte. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich weiß nicht, ob es an den Psychosen liegt oder daran, dass ich jahrelang die Erniedrigungen der Gesellschaft ertragen musste.
Wenn mich jemand fragt, ob ich Opfer oder Täter bin, könnte ich das nicht klar beantworten. Aber alles, was ich sagen kann und will, ist, dass die Gesellschaft mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin - ein gebrochener Mann, der die Kontrolle über seine Seele verloren hat.