Büchner, Georg - Woyzeck (ausführliche Charakterisierung Woyzecks)

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Georg Büchner, Figurencharakterisierung, Franz Woyzeck, Referat, Hausaufgabe, Büchner, Georg - Woyzeck (ausführliche Charakterisierung Woyzecks)
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Referat

Charakterisierung Woyzeck

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Franz Woyzeck ist Wehrmann in dem Dramenfragment „Woyzeck“, welches von Georg Büchner im Jahr 1879 veröffentlicht wurde. Es lässt sich keiner bestimmten Literaturepoche zuordnen, weist jedoch Motive des Vormärzes sowie Motive aus den Epochen des Realismus und Naturalismus auf. Das soziale und gesellschaftskritische Drama thematisiert die soziale Ungleichheit, die gesellschaftliche Stellungen zur Zeit Georg Büchners sowie den Pauperismus des Vormärz.

Der dreißigjährige (und sieben Monate und zwölf Tage (vgl. S. 24 Z. 31)) Woyzeck ist der Protagonist des Fragments und wird binnen der Handlung zum Leittragenden der Gesellschaft und bekommt die soziale Ungleichheit mehrfach zu spüren.

Seine Geliebte ist Marie, mit der er ein uneheliches Kind namens Christian besitzt. Überdies hat er eine Schwester, welche jedoch nur benannt wird.

Zudem gehört er dem niedrigen Gesellschaftsstand an, weshalb er viel arbeiten muss, um seine Familie ernähren zu können. Dementsprechend hat er neben seinem Beruf als Soldat mehrere weitere Nebenjobs, wie das Rasieren des Hauptmannes oder dem Doktor als Versuchskaninchen zu dienen.

Anhand seines Äußeren ist ebenfalls erkennbar, dass er in ärmlichen Verhältnissen lebt. Er ist klein, dünn und schlaksig. Dies ist zum einen auf seinen körperlich harten Beruf zurückzuführen, zum anderen unterzieht er sich einer „Erben-Diät“ welche vom Doktor angeordnet wurde (vgl. Szene 8), welche dünnes Haar und einen physisch und körperlich labilen Zustand zur Folge hat (vgl. S. 16 Z. 12).

Seine Sprache im Drama deutet auf seinen niedrigen gesellschaftlichen Stand hin. Ihm wird ein niedriges Sprachniveau zugeordnet, was auf einen niedrigen Bildungsstand schließen lässt. Zudem sind in seiner Sprache seine Psychosen und Wahnvorstellungen zu erkennen. Er redet in vielen kurzen sowie einfachen Sätzen (vgl. S. 6 Z. 18 ff.; vgl. S. 29 Z. 29 f.). Zudem spricht er mehrfach in Frage- und Aussagesätzen, die seinen labilen psychischen Zustand sowie geistige Verwirrung verdeutlichen (vgl. S. 28 Z. 10 ff.). Außerdem bricht er seine Sätze mitten im Satz ab oder knüpft sie kontextlos aneinander, was ebenfalls seine Psychosen verdeutlichen (vgl. S. 8 Z. 21; vgl. S. 21 V. 9 ff.).

Seine Wortwahl ist ebenfalls auffällig, da diese sich aus vielen negativ konjugierten Wörtern, wie „Teufel“ (S. 18 Z. 27); „Eiskalt“; „Hölle“ (S. 19 Z. 2) zusammensetzt. Auch sein Sprachton variiert mehrfach vom Stillen, zum Geheimnisvollen (vgl. S. 8 Z. 2) aber auch zum lauten Schreien.

Dadurch, dass Woyzeck und Marie in einer Beziehung sind und ein gemeinsames uneheliches Kind pflegen, stehen sie in einer sehr engen Verbindung zueinander. Trotz der gegenseitigen Liebe ist ihre Beziehung jedoch von vielen Streitigkeiten, Unstimmigkeiten und Distanz geprägt. Eine liebevolle Beziehung, die darauf hindeutet, dass sie ein gemeinsames Kind haben (unehelich), ist nicht zu erkennen. Es lässt sich vermuten, dass ihre Beziehung anfangs nur wegen des Weges aufrechterhalten wurde. Woyzeck pflegt eine nur schwache Bindung zu seinem Sohn Christian (vgl. S. 31 Z. 9). Die Haltung von Woyzeck zu Marie ändert sich aber im Stück.

Während sich Marie nach sozialer Anerkennung und Angehörigkeit zu einer gesellschaftlich hohen Stellung sehnt, arbeitet Woyzeck durchgängig, um ihr und Christian ein gutes Leben zu finanzieren. Maries Sehnsucht nach dem Materiellen ist jedoch so groß, dass sie mit dem Tambourmajor eine Affäre beginnt und sich zu ihm hingezogen fühlt (vgl. Szene 6). Der Tambourmajor kann ihr das bieten, was Woyzeck nicht kann. Gesellschaftliche Anerkennung sowie Materielles, wie das Schenken von teuren Ohrringen (vgl. S. 11 Z. 19 ff.). Aufgrund dieser Affäre ist ihre Beziehung bedroht. Woyzeck erahnt diesen Betrug und wird darin ebenfalls bestätigt (vgl. S. 21). Sein labiler Zustand und Wahnvorstellungen werden dadurch zunehmend verstärkt, dass er sich an ihr rächen möchte und eine Stimme in seinem Kopf ihn dazu verleitet sie zu töten (vgl. Szene 12; vgl. Szene 20).

Zu dem Hauptmann und dem Doktor, welche beide einem höheren Stand zugehören, lässt sich eine Dreiecksbeziehung sowie ein Abhängigkeitsverhältnis erkennen. Woyzeck ist sowohl dem Hauptmann als auch dem Doktor unterlegen. Seine Unterlegenheit ist zum einen an seinem gesellschaftlichen Stand erkennbar und zum anderen an seinem einfachen Sprachstil.

Im direkten Kontrast steht die gehobene und gebildete Sprache des Doktors und Hauptmanns, welche auf ihre Angehörigkeit der höheren Gesellschaftsschicht zurückzuführen ist. Es lässt sich eine dominierende Stellung der beiden höher Gestellten erkennen, zum einen am Umgang mit Woyzeck und zum anderen an deren Fachsprache (vgl. S. 15 Z. 15). Überdies lassen sich deren Redeweisen als herablassend sowie demütigend gegenüber Woyzeck beschreiben (vgl. S. 18 Z. 4 ff.). Sie nutzen Woyzeck jeweils für eigene Experimente als Versuchsobjekt aus (vgl. Szene 8) und machen sich hemmungslos über den geschwächten Soldaten lustig (vgl. S. 18 Z. 25 f.). Ihre gesellschaftliche Stellung ziehen sie hierbei als Grund der Rechtfertigung bei. Zudem zeigen sie keinerlei Mitgefühl, sondern lassen ihren Ärger an ihm aus, durch Beschuldigung der Affäre Maries und dem Tambourmajor, was den geschwächten Zustand Woyzecks erschwert (vgl. S. 18 Z. 14 ff.).

Außerdem fällt auf, dass sowohl der Hauptmann als auch der Doktor trotz Woyzecks Anwesenheit in der dritten Person über ihn reden und ihn nie direkt ansprechen (vgl. S. 19 Z. 4 ff.). Ebenso registriert der Doktor lediglich Woyzecks Körperreaktionen (vgl. S. 19 Z. 8) Diese Verhaltensweise zeigt ebenfalls, dass es keinerlei Respekt vor Woyzeck als Menschen zu geben scheint. Woyzeck als Mensch zeigt für sie keine Relevanz. Sie setzen ihn viel mehr mit einem Tier gleich (vgl. Szene 8 Z. 10).

Woyzeck hat nicht viele Freunde, bis auf seinen Kameraden Andres (vgl. Szene 1). Andres ist während der Handlung seine einzige „Vertrauensperson“, was daran erkennbar ist, dass er sich um Woyzecks Zustand große Sorgen macht (vgl. S. 25 Z. 1 ff.). Zudem möchte Woyzeck ihm seinen einzigen Besitz, wie das Kreuz seiner Schwester, einen Ring etc. (vgl. S. 24 Z. 16 ff.) schenken.

Anhand der Beziehung Woyzecks zu anderen Charakteren ist zu erkennen, dass sich sein Verhalten an die Person, mit welcher er redet und in Kontakt steht, anpasst. Redet er mit dem Hauptmann, ist er sehr verhalten, ängstlich und zurückhaltend, was an seinen kurzen Antworten „Jawohl“ (S. 16 Z. 27; 32) zu erkennen ist. Marie und Andres tritt er aufgeschlossener gegenüber.

Woyzeck verkörpert den vom Determinismus getriebenen Menschen. Er ist seinem Schicksal, das durch äußere Umstände determiniert ist, schutzlos ausgesetzt. Sein Handeln und Denken werden von äußeren Strömungen getrieben sowie von seinen Wahnvorstellungen und Halluzinationen, welche ihn letztendlich dazu befähigen, einen Mord an Marie zu vollziehen.

Sein Kontrollverlust ist auf eine emotionale Überforderung zurückzuführen. Einerseits tötet er Marie, andererseits spricht er, nachdem er sie erstochen hat, mit ihr, als sei sie noch am Leben (vgl. S. 28 Z. 10 ff.). Zudem kann er kaum mit Stress umgehen, was auf seinen gesundheitlichen instabilen Zustand zurückzuführen ist und folglich seine Psychosen verstärkt.

Trotz allem lässt er sich als ehrgeizig, tüchtig und diszipliniert beschreiben, aufgrund seiner zahlreichen beruflichen Tätigkeiten, welchen er nachgeht. Zudem ist er einsam, schottet sich von seinem Umfeld ab und distanziert sich von jeglichen Kontakten. Nur Andres behandelt er achtsam, was daran zu erkennen ist, dass er ihn fragt, ob dieser auch Stimmen höre (vgl. S. 6 Z. 13; vgl. S. 6 Z. 21). Er versucht, ihn zu beschützen und zu bewahren.

Anhand seines Verhaltens und Handelns sind ebenfalls seine Verwirrung und Halluzinationen zu erkennen. Er zittert beispielsweise stark, nachdem es zur Auseinandersetzung mit dem Tambourmajor kommt (vgl. S. 23 Z. 3). Zudem ist dies auch an seiner Körpersprache erkennbar. Er starrt Marie des Öfteren an und schüttelt immer wieder den Kopf (vgl. S. 14 Z. 19; vgl. S. 15 Z. 19 f.). Das „Auf und herabgehen“ (S. 15 Z. 19) verstärkt den Eindruck der Unruhe und Verwirrung sowie den Kontrollverlust. Trotz seiner Wahnvorstellungen zeigt er Teile von Menschlichkeit und Einfühlsamkeit. Der Doktor befielt ihm, die Katze zu packen. Woyzeck jedoch greift sie „zärtlich“ und versucht auch diese zu schützen (vgl. S. 25 Z. 20).

Woyzeck selbst beschreibt sich als „armer Teufel“, welcher nichts auf der Welt habe (vgl. S. 18 Z. 27 ff.). Anhand seiner eigenen Wahrnehmung wird deutlich, dass er sich mit seinem Schicksal bereits abgefunden hat, hilflos ist und von seinen Wahrnehmungsstörungen geleitet wird (vgl. seine Stimme motiviert ihn Marie zu töten, woraufhin er dies in die Tat umsetzt).

Während der Handlung verändert sich die Persönlichkeit Woyzecks kaum. Er bleibt weiterhin vom Determinismus gekennzeichnet und wird von seinen Wahnvorstellungen, welche im Laufe der Handlung zunehmen, unterdrückt sowie geleitet. Es lässt sich der Gedankengang anführen, dass die Erbsen-Diät Auslöser seiner Halluzinationen ist. Denn durch eine Mangelernährung wird nicht nur der körperliche Zustand geschwächt, sondern auch der geistige. Trotz allem ist dies nicht zu belegen, sondern lässt sich als mögliche Ursache anführen.

Zusammenfassend lässt sich Franz Woyzeck als einer von Emotionen geleiteter junger Mann beschreiben, welcher äußeren Umständen maßlos ausgesetzt ist. Er verkraftet die Untreue seiner Geliebten nicht und hat mit Stimmen in seinem Kopf zu kämpfen, die ihn letztendlich zum Töten motivieren. Zudem verkörpert sein Auftreten den Pauperismus (Massenarmut des 19. Jahrhunderts, die zu Verelendung und sozialen Unruhen führt) und die sozialen Missstände des Vormärz. Seine Handlungen sind einerseits keineswegs nachvollziehbar, jedoch andererseits in Berücksichtigung auf seinen geistig labilen Zustand zu „verstehen“. Er ist seinen Psychosen ausgesetzt und kann sein Handeln nicht kontrollieren.

In dem Dramenfragment nimmt er eine besondere Funktion ein, da er den Determinismus, Realismus und Pauperismus verkörpert. Georg Büchner ist es mit der Figur Woyzeck gelungen, Kritik an der Gesellschaft, der sozialen Ungleichheit und der Kluft zwischen Arm und Reich (Ständegesellschaft) auszuüben.

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