Partizipatives Web - wo Quantität mehr zählt als Qualität

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Web 2.0, Youtube, Instagram, Twitter, Facebook, Internet, Referat, Hausaufgabe, Partizipatives Web - wo Quantität mehr zählt als Qualität
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Referat

Das Partizipative Web - wo Quantität mehr zählt als Qualität

Ist Dir auch schon mal die Frage durch den Kopf gegangen wie die ganzen Stars und Sternchen des 21. Jahrhunderts, die Influencer, so wunderbar strahlende Haut bekommen und das zum Teil ganz ohne Make-up? Und hast Du vielleicht bereits selber, in einem schwachen Moment von Selbstmitleid, das „Weltarchiv“ Youtube, wie Bernd Graff es nennt, geöffnet, um dann in die Suchleiste „Tipps für reine Haut“ einzutippen? Nein? Dann herzlichen Glückwunsch, denn das Ergebnis dieser Suchanfrage sind Tausende von Videovorschlägen. Nun hat man die Qual der Wahl, doch für welches Video entscheidet man sich? Nimmt man das Video einer richtigen Ärztin, was aber gerade mal 90’000 Aufrufe hat, oder vielmehr das einer Influencerin, welches dafür jedoch über 2,3 Millionen Mal angeklickt wurde? Falls Du Dich für letzteres entschieden hättest, ginge es Dir wie unzähligen Menschen vor Dir auch, die das Video aus der Überzeugung angeklickten, dass wenn viele Leute es angeguckt haben, hilfreich sein muss. Doch dieser Gedanke ist oft ein fataler Trugschluss, denn größtenteils präsentieren Laien zahlreiche unbrauchbare Tipps beispielsweise, dass Zahnpasta gegen Pickel helfe.

Das beschriebene Phänomen ist Folge des partizipativen Webs, welches, laut Bernd Graff, eine neue Form der Beteiligung und Berichterstattung im Internet sei. Zudem würden sogenannte „Bürger Reporter“ eine wichtige Rolle in der allgemeinen Informationsbildung übernehmen wollen, deren „aufklärerische Fähigkeiten“ werde jedoch eine übertriebene Bedeutung beigemessen, denn anders als etablierte Medien mit ihrer Vorgehensweise der professionellen Aufarbeitung von Sachverhalten und Strittigem, finde beim „Beteiligungsnetz“ keine oder nur eine mangelnde Überprüfung und Qualitätskontrolle statt. So dürfe jeder, auch anonym, sein (Un)Wissen preisgeben, dadurch entwickle sich das Internet zunehmend zu einer Quelle an Fehlinformationen, welche jeder mit jedem teilen könne.

Dennoch verlassen wir uns auf diese Meinung der Mehrheit. Harald Martenstein beschreibt sie als „Schwarmintelligenz“ und meint damit eine „Weisheit der Vielen“. Fakt ist, es war noch nie so einfach seine eigene Meinung kundzutun, sie zu verbreiten und andere Menschen davon zu überzeugen. Stattet man nur einmal Twitter, Instagram und anderen sozialen Medien einen Besuch ab, wird man von Falschmeldungen über die Corona-Pandemie, ein seit Monaten gern genutztes Thema, überflutet. Nach einer Quelle für solche Behauptungen sucht man meist vergeblich, aber desto öfter ein Beitrag geteilt wird, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt er und umso größer wird der Eindruck, dass dieser Post der Wahrheit entspricht.

Was haben sämtliche sozialen Medien abgesehen von den „Fake News“ sonst noch gemeinsam? Sie alle dienen Menschen auf der ganzen Welt als sozialer Raum, der Geborgenheit und Trost vermitteln könne, so sieht es zumindest Thomas Vašek. Hört sich erst einmal nach einem Vorteil an, richtig? Leider bedeute jede Vernetzung aber auch anderen Personen ausgesetzt zu sein und damit mache sich jeder vernetzte Mensch, von denen es laut „Digital 2021 Report“ zurzeit schon ca. 4,2 Milliarden gebe, verwundbar. Ein Beispiel für diese Verwundbarkeit ist Mobbing in Form von Beleidigungen und Bloßstellungen. Nach einer aktuellen Studie, die das „Bündnis gegen Cybermobbing“ gemeinsam mit der „Techniker Krankenkasse“ durchführte, hätten im Jahr 2020 17,3 Prozent der befragten acht- bis 21-Jährigen eigene Erfahrung mit Mobbing im Internet gemacht.

Zugegeben, dieses verantwortungslose Verhalten wird durch die Anonymität im Internet zusätzlich begünstigt. Anonymität spiele aber auch in „Debattenquickies“, wie Bernd Graff sie nennt, eine wichtige Rolle. In diesen könne jedes beliebige Thema kurz angeschnitten und bis aufs Erbittertste kritisiert werden, dass den Menschen dabei oft jegliche sachkenntliche Grundlage fehle, spiele jedoch keine Rolle. Dadurch komme es zu einer Simplifizierung der im Netz diskutierten Themen und damit gehe ein gravierender Niveauverlust der öffentlichen Diskurse einher.

Auch die „Schwarmfeigheit“ stelle, laut Harald Martenstein, eine nicht zu vernachlässigende Folge der Anonymität im Internet dar. Diese bedeute im Grunde, dass sich leider die Mehrheit der Menschen durch die Anonymität dazu ermutigt fühle, aggressive und beleidigende Kommentare zu verfassen, die schon stark an Rufmord grenzen würden. Die sogenannten „Hater“ beziehen sich dabei auf den Artikel 5 des Grundgesetzes, welcher besagt, dass jeder das Recht habe, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern, aber was viele nichtsdestoweniger vergessen, ist, dass genau der gleiche Artikel festlegt, dass man dabei nicht das Recht der persönlichen Ehre verletzten dürfe.

Wie wir das Netz erleben, hängt letztendlich von unserem Blickwinkel ab. Aus diesem Grund sollten wir das Internet nicht von vornherein verteufeln, denn es bringt auch Vorteile mit sich, wie z. B. die schnelle Verfügbarkeit von Wissen und Informationen. Deshalb ist es aber ebenso wichtig, dass wir alle im Internet dargestellten Informationen und Inhalte kritisch hinterfragen. Zudem ist es nützlich, sich nicht nur auf eine Quelle zu beziehen und zur Not sogar mal zu Büchern und Zeitschriften als Informationsquelle zurückgreifen. Da das Netz das Kommunikationsmedium ist, ohne das sowohl die moderne als auch die zukünftige Gesellschaft nicht mehr existieren kann, muss den jungen ebenso wie den alten ein nachhaltiger und verantwortungsbewusster Umgang mit der Informationsflut des World Wide Webs beigebracht werden, damit wir uns alle besser vor der „Schwarmdummheit“ schützen können, denn die Anzahl von Klicks und Likes steht nicht für Qualität, sondern für Quantität.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

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