YouTube - Kommentar zum Thema Kontrolle im Internet

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Jan Wiele, Die Dialektik der Bauchnabelfluse, Kommentar, Redaktion, Youtube, Referat, Hausaufgabe, YouTube - Kommentar zum Thema Kontrolle im Internet
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Referat

Kommentar zum Thema Kontrolle im Internet, speziell auf YouTube

Ausgangsmaterial: Am 25.02.2013 erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Artikel von Jan Wiele mit dem Titel „Die Dialektik der Bauchnabelfluse“. Darin beschäftigt sich der Journalist mit Chancen und Risiken des Videoportals Youtube und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Wenn man sich im Klaren darüber ist, dass pro Minute 400 Stunden Videomaterial auf der weltweitbekannten Plattform YouTube hochgeladen werde, erscheint eine von Menschen durchgeführte Kontrolle aller hochgeladener Inhalte als Teil einer Redaktion sehr weit in der Ferne. Doch trotzdem erheben sich immer wieder Stimmen die genau dies fordern, wobei sie die vor allem negativen Konsequenzen für die Urheber der Videos, den Konsumenten, der sich die Videos anschaut, und YouTube selbst.

Eine ganz grundsätzliche Frage wurden in dem Kommentar von Jan Wiele, der für eine Einführung einer Redaktion ist, nicht geklärt beziehungsweise überhaupt nicht angesprochen. Und zwar wer die Definitionen von Gewalt und Pornographie festlegt und in welchem Rahmen diese zwei Problemfelder noch tolerierbar sind. Ist eine spielerische Ohrfeige unter Freunden schon Gewalt oder fängt Gewalt erst dann an, wenn ein Mensch mit dem Küchenmesser abschlachtet wird? Sind Videos, in denen Frauen für beispielsweise die „Free The Nipple“-Campaign oberkörperfrei protestieren schon pornographischen Inhaltes? Gibt es einen Unterschied zwischen nacktem Männlein und Weiblein? Diese Fragen müssten zuerst - vor allem anderen – geklärt werden. Außerdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass YouTube in 88 Ländern weltweit aufrufbar ist - Länder in denen unterschiedlichste Moralvorstellungen vorherrschen. Dies lässt erneut wichtige Fragen aufkommen: Braucht YouTube für jedes dieser 88 Länder eine eigene Redaktion um individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Nationen eingehen zu können? Sollte man es etwas einfacher halten und eine Grenze zwischen der westlichen und östlichen Welt ziehen oder doch die Richtlinien nach den einzelnen Religionen ausrichten? Sollte sich Google dazu entschließen für YouTube Redaktionen, die auf eine der eben genannten Spezialisierungen festgelegt sind, zu eröffnen, bräuchte man zudem Angestellte, die die Wertvorstellungen des einzelnen Landes, der westlichen oder östlichen Welt oder einer bestimmten Religion ausleben. Hierbei kann es aber auch zu einer Extremisierung kommen, wenn ein Angestellter seine Moralvorstellungen zu radikal umsetzt. Obwohl Albert Einstein einmal sagte, dass die Welt nicht von den Menschen bedroht wird, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen, kann es bei einer Reaktion zu beidem kommen – also eine Bedrohung, die von einem bösen Menschen ausgeht, der Böses zulässt. So könnte beispielsweise ein Extremist während seiner Arbeit dafür sorgen, dass Videos, die seine Ansichten über die Welt darstellen, nicht gesperrt, sondern weltweit verbreitet werden. Oder etwas fantasievoller: möglicherweise werden auch Mitglieder von Terrorgruppen oder auch rechtsextremen Gruppen in diesen Redaktionen arbeiten und haben so die Möglichkeit ihre Gedankengüter und Taten im Internet zu verbreiten. Später ist es nicht mehr nachweisbar, welcher Mitarbeiter es versäumt hat diese Videos zu sperren und deshalb müssen diese Angestellten auch keine wirklichen Konsequenzen fürchten.

Natürlich wird es auch Mitarbeiter in den Redaktionen von YouTube geben, die sich nicht von irgendwelchen extremen Gedankengütern leiten lassen und für ihren Job brennen, da sie so die Möglichkeit haben etwas Gutes zu tun. Vielleicht sind es aber genau diese Gutmenschen, die den psychischen Belastungen, die sich auf Grund der Inhalte auftun, nicht standhalten können. Denn dies ist ein häufig unterschätztes und außer Acht gelassenes Risiko, dass die Einführung einer von Menschen geleiteten Redaktion mit sich bringt. So kann es passieren, dass die Angestellten von YouTube, die zukünftig die hochgeladenen Videos auf richtlinienverstoßende Inhalte untersuchen, sich auf Grund des Gesehenen in psychologische Behandlung begeben müssen um das während der Arbeit Gesehene verarbeiten zu können. Dass dieses Risiko nicht aus den Sternen gegriffen ist und ernst genommen werden sollte, zeigt ein Beispiel aus den USA. Bei der erfolgreichen Plattform Facebook, wird schon seit Jahren auf Mitarbeiter zurückgegriffen, wenn es darum geht anstößige Videos über sexuelle Vergewaltigungen, Folter oder auch Enthauptungen aus dem Netz zu entfernen. Eine ehemalige Moderatorin der weltweitbekannten Social-Media Plattform, deren Job daraus bestand hochgeladene Videos anzuschauen und gegeben falls zu sperren, musste sich auf Grund posttraumatischer Belastungsstörungen, die laut eigenen Aussagen in ihrer ehemaligen Tätigkeit begründet liegen, vom Psychologen behandeln lassen. Nun reicht eine US-Kanzlei eine Sammelklage im Namen aller betroffenen ehemaligen Angestellten ein um gegen Facebook vorzugehen.

Sammelklagen von Arbeitnehmern werden YouTube wahrscheinlichst auch blühen, darüber hinaus aber auch von den „Content-Creatorn“, die sich in ihrer Berichterstattung eingeschränkt fühlen.

Bei einer Einführung einer Redaktion, in der die von YouTube festgelegten Definitionen von beispielsweise Pornographie und Gewalt härter durchgesetzt werden, müssen nicht nur Videos mit wirklich anstößlichen Inhalten, sondern auch diese, die diese Szenen zur Aufklärung und Weiterbildung wie zum Beispiel in Dokumentationen, gesperrt werden. So werden unter anderem auch seriöse „news chanels“ in ihrem Report behindert, was zu minderst hier in Deutschland gegen sie frei Meinungsäußerung in Wort und Schrift und die Pressefreiheit durch Rundfunk und Film – festgehalten im Artikel 5 I Grundgesetz – verstößt. Natürlich kann YouTube damit argumentieren, dass sie durch eine Zensur Kinder und Jugendliche schützen wollen, etwas, das nach Artikel 5 II Grundgesetz erlaubt ist. Grundsätzlich also gar nicht so schlecht für die Heranwachsenden, schlecht aber für die Reporter, die teilweise ihr Leben aufs Spiel setzen um für den Zuschauer – also uns – möglichst nah am Gesehen zu sein, wenn es darum geht über Krisengebiete zu berichten. So müssen diese Dokumentationen auf Grund der strengeren Kontrolle von YouTube gelöscht werden, obwohl sie das wahre Leben in Teilen der Welt darstellen und für keine extremistischen Gruppen werben, sondern nur zur Aufklärung dienen. Gleiches gilt für Dokumentationen, in denen Missstände der westlichen Welt dargestellt werden. Sowohl die Darstellung illegalen, als auch legalen Drogenmissbrauchs, gezwungene und „freiwillige“ Prostitution, Ungleichberechtigung von Mann und Frau und Vorurteile gegen die LGBTQ-Szene würden unter die Zensur von YouTube fallen, falls sie in irgendeiner Weise pornographischen oder gewalttätigen Inhaltes ist. Aber das sind eben genau die Probleme die unsere Gesellschaft heutzutage hat und deshalb ist es wichtig, dass es Leute gibt, die ihr ganzes Herzblut in die Dokumentation dieser Miseren stecken, um uns mithilfe ihrer Berichterstattung aufzuklären, die Augen zu öffnen und uns zum Umdenken anzuregen.

Anstatt für ganz YouTube eine oder mehrere Redaktionen einzuführen, wäre es wahrscheinlicher Weise besser für alle Parteien, wenn man die im November 2017 veröffentliche App „YouTube Kids“, die momentan in 37 Ländern zugänglich ist, zu erweitern und dort eine Redaktion einzuführen. Für das „normale“ YouTube wäre eine Verbesserung der bestehenden Algorithmen zu verbessern, als eine von Menschen geleitete Redaktion einzuführen, was ein zu extremer, nicht rentabler Aufwand wäre, der sich letztlich für niemanden auszahlen würde, sondern nur Unzufriedenheit schürt. Letztendlich ist aber jeder selbst dafür verantwortlich auf was für ein Video er klickt, oder?

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