Deutsche Reichsgründung 1871 - Der Weg zur Reichsgründung (Analyse Quelle von Thomas Nipperdey)

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Ergebnisse des Jahres 1866. Formale Merkmale, historischer Kontext und persönliche Stellungnahme, Otto von Bismarck, Deutsche Reich, Referat, Hausaufgabe, Deutsche Reichsgründung 1871 - Der Weg zur Reichsgründung (Analyse Quelle von Thomas Nipperdey)
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Referat

Der Weg zur Reichsgründung 1871, Analyse der Quelle von Thomas Nipperdey, Ergebnisse des Jahres 1866

Im Auszug aus dem Buch „Deutsche Geschichte 1800-1866“ – einer Sekundärquelle aus dem Jahr 1984 – spricht der Münchner Historiker Thomas Nipperdey über die Situation Deutschlands nach dem preußisch-österreichischem Krieg von 1866. Ebenfalls thematisiert er Gründe für die Durchsetzung einer unitaristischen-kleindeutschen Lösung aus einer entfernten Zeitperspektive mit der Absicht historisch theoretische Folgen dieser Entwicklung abzuwägen. Laut dem Autor ist die auf den Krieg von 1866 folgende Situation ein Widerspruch im Sinne einer gleichzeitigen Trennung von Österreich und der Einigung innerhalb des Norddeutschen Bundes, welches nur durch die Teilung entstehen konnte. Daran trüge Otto von Bismarcks Preußen und die Kleindeutschen Schuld, die Alternative sei ein großdeutscher Föderalismus genesen. Dieser könnte aber nicht bestanden haben und wäre ohne starke Führung durch innere Konflikte zerbrochen, nach dem Beispiel der Trennung des österreichisch-ungarischen Reiches knapp ein Jahr später. Dies spreche für einen stärker zusammenhängenden Nationalstaat, zumal sich die Nation zu dieser Zeit als Einheit etabliert hat und deren Mangel an Konflikten führen würde. Diesen Drang nach Einigung verkörpere auch Bismarcks Politik, die sich allerdings jenseits des Mains des Norddeutschen Bundes mit unterschiedlichen Maßnahmen in den kommenden Jahren gegen Gegenbewegungen behaupten müsste.

Deutschland, im weitesten Sinne des Begriffes, befand sich in der Mitte des „Jahrhunderts der Nationen“ in einer unorganisierten und unentschiedenen Lage. Der Versuch, mithilfe der Paulskirchenverfassung einen einheitlichen und liberalen deutschen Nationalstaat von unten aufzubauen war gescheitert, obwohl einige Länder des Deutschen Bundes, darunter Preußen, eine Verfassung erhielten. Hier griff bald eine starke Hand von oben ein – Otto von Bismarck, überzeugter Konservativer – wurde zum Ministerpräsidenten Preußens auf eigenen Vorschlag ernannt, das Ziel des ehemaligen Gesandten in Paris war klar – durch die Festigung der Macht des preußischen Königs den Dualismus mit Österreich im Deutschen Bund für Preußen zu entscheiden und schließlich ein einheitliches Deutsches Reich mit einer Kaiserkrone für den preußischen König zu etablieren. Durch seine Lückentheorie hat Bismarck einerseits die Macht des Königs gegen die liberalen Kräfte behauptet, was schließlich mit der Indemnitätsvorlage bestätigt wurde. Andererseits es der Anfang einer effektiven Aufrüstung der preußischen Armee zu der modernsten der Welt, sodass zum Zeitpunkt des Konflikts mit Österreich die preußischen Streitkräfte eine Übermacht hatten. Unter dem Vorwand des durch verfassungsrechtliche Fragen ausgelösten deutsch-dänischen Krieges und der anschließenden Besetzung Schleswigs durch Preußen und Holstein durch Österreich, erstellte Bismarck ein noch stärkeres politisches Spannungsfeld zwischen den beiden Großmächten. Obwohl Österreich die Funktion der Präsidialmacht im Bund hatte, verfügte Preußen mit dem Vetorecht und der militärischen Stärke über eine genauso starke Stellung, und weigerte sich in keinem Schritt, Österreich aus der deutschen Einheit auszuschließen, sofern dieses Endziel erreicht wurde. Nach Provokationen Preußens stellte Österreich eine Anklage gegen Verwaltungsverstöße in Schleswig, worauf Preußen, geostrategisch im Vorteil, Teile Holsteins besetzte. Obwohl Österreich eine Mobilmachung in Teilen des Bundes erreichte, gelang es Preußen durch Einmarsch in mehrere Bundesstaaten und die Strategie des Generals von Moltke bei der anschließenden Schlacht bei Königgrätz, Österreich zu besiegen. Der Deutsche Bund zerfiel endgültig, der Norddeutsche Bund unter der Vormacht Preußens wurde gegründet. Schließlich konnte sich das „übernationale Österreich“ gegenüber der „Logik der geschichtlichen Wahrscheinlichkeit“ nicht behaupten. Die nationale Bewegung, prägend für das 19. Jahrhundert überwog alte politische Machtzentren. Otto von Bismarck gelang es, die „alte Elite“ durch diese „Nationalität kämpfte“ durchzusetzen, da er zum Teil mit der zeitgenössischen Strömung mitging und die Einheit Deutschlands anstrebte. Dadurch hatte er allerdings auf beiden Seiten – der nationalliberalen, als auch der konservativen – starke Kritiker, da er einen Mittelweg zwischen den beiden Polaritäten suchte. Deutschland war 1866 in allen politischen Fragen gespalten, und obwohl knapp fünf Jahre später das 2. Deutsche Reich entstand, hatte die Regierung Bismarck mit Antiborassichen Volksstimmungen zu kämpfen. Mitteldeutschland, obwohl durch den Zollverein wirtschaftlich seit 1834 vereint, hatte einige politischen Unterstützer der Postkutschen Grenzen nach dem Wiener Kongress. Wie Nipperdey in seinem Buch beschreibt, war dies kein „retardierender Moment“, Bismarck hatte mit Regionalpatriotismus stark zu kämpfen, allerdings hat sich seine starke Politik schließlich gegenüber anderen Strömungen behauptet. Er hat sich nicht geweigert „die erste moderne Teilung der Nation“ durchzuführen, wenn dadurch das Ziel deutscher Einheit erreicht werden konnte, was nach Nipperdey, im politologischen Rückblick sinnvoller als „ein großdeutsch-mitteleuropäisches Föderativsystem“ war, da es sich gegen regionale Unruhen behaupten konnte, auch wenn die Teilung der Preis dafür war.

Dass die deutsche Einheit letztlich durch eine autoritäre Figur und nicht durch ein liberales Parlament in Deutschland eingeführt wurde, blieb nicht ohne Folgen für die Deutschen. Ob dies als verhängnisvoll einzuschätzen ist, lasst sich diskutieren, jedoch muss beachtet werden, dass eine starke Autoritätsperson mit einem Übermaß an Macht nur dann an der Spitze eines Staates stehen sollte, wenn sie sich der Verantwortung bewusst ist und trotz der Macht Grundprinzipien der Gerechtigkeit nicht missachtet. Bismarck hat ein für den Staat politisch sinnvolles Maß zwischen Absolutmacht und Parlamentarismus getroffen, jedoch blieb seine „Blut und Eisen“ Politik nicht einprägsam für das deutsche Nationalbewusstsein. Da die Kausalität starker Führer und starkes, wohlhabendes Deutschland in die Welt gesetzt wurde, traf die nächste diktatorische Führungsperson, Adolf Hitler, auf erstaunlich wenig politische Resistenz. Das hatte fatale Folgen für die Weltgeschichte. Deutschland hatte eine Distanz und Vorsicht vor starken Führungspersonen nicht gelernt. So bestand kombiniert mit der verletzten Ehre durch den Versailler Vertrag und einem starken Nationalgefühl ein fertiger Weg zur Tragödie. Zwar kann eingewendet werden, dass Bismarck z. B. mit der Einführung der Krankenversicherung grundsätzlich Gutes zum deutschen Bewusstsein beigetragen hatte, jedoch war seine Innen- wie auch Außenpolitik keine friedliche. Nicht nur Völkerminderheiten wie Polen, Litauer oder Dänen wurden germanisiert und ihrer Kultur beraubt, auch Deutsche mit sozialdemokratischer Einstellung wurden vom eisernen Kanzler verfolgt, was zu deren geschwächter Position und im weitesten Sinne zur Schwäche der Weimarer Republik als demokratisches Staatssystem beitrug. Diese Mentalität mag zwar aus der Perspektive des Jahrhunderts verwerflich scheinen, jedoch sollte man bedenken, dass Politik selten sanft verläuft. Ferner muss beachtet werden, dass der erste deutsche Kanzler auch Diplomat war. Vor dem Krieg, weigerte Bismarck sich nicht, jedoch sah er, im Gegensatz zu späteren Diktatoren, auch alternative Vorgehensweisen dazu.

Für die Politik seiner Zeit war Bismarck durchaus effektiv darin die Stärke und Einheit Deutschlands in Europa zu etablieren. Jedoch hatte es einen prägenden Einfluss auf die deutsche Bevölkerung. Diese Einheit konnte nicht von unten aufgebaut werden. Das Nationalgefühl musste mit einer Hand von oben geleitet werden, um erfolgreich zu sein. Dadurch hatte Deutschland in späteren Jahren zu Figuren, welche eine starke Nation mit starker Führung versprachen, eine Einstellung, die aus heutiger Sicht skeptisch machen sollte. Die Folgen für die Weltgeschichte sind hinreichend bekannt.

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