Nipperdey, Thomas - Ergebnisse des Jahres 1866 (Der Weg zur Reichsgründung 1871)

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Thomas Nipperdey, Deutsches Reich, Otto von Bismarck, Referat, Hausaufgabe, Nipperdey, Thomas - Ergebnisse des Jahres 1866 (Der Weg zur Reichsgründung 1871)
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Referat

PROBEKLAUSUR NR.1

Der Weg zur Reichsgründung 1871

Quelle: Thomas Nipperdey - Ergebnisse des Jahres 1866

Ergebnisse des Jahres 1866 in der Forschung: In seinem Buch „Deutsche Geschichte 1800-1866“ geht der Historiker Thomas Nipperdey (1927-1992) der Frage nach, welche Auswirkungen der Kriegsverlauf von 1866 auf die deutsche Geschichte hatte.

Der vorliegende Text „Ergebnisse des Jahres 1866“ verfasst von dem Münchner Historiker Thomas Nipperdey im Jahre 1984, beschreibt den Auftakt und Entwicklung des Krieges 1866 und die Auswirkungen welche diese Jahre auf die deutsche Geschichte und die Entstehung des Deutschen Kaiserreiches im Jahre 1871, hatte.

Thomas Nipperdey, der Autor des zu analysierenden Textes, behandelt die politische Geschichte Deutschlands von 1800 bis 1866 ebenso wie die Strukturen und Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft, aber er thematisiert auch die Entwicklung der Arbeit und des Alltags genau so wie die der Religion, der Wissenschaft und der Künste. Hierbei erwähnt er oftmals die Konflikte, die dadurch entstanden sind und die verschiedenen Auswirkungen die diese Epoche auf den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte hatte. Ein ausschlaggebender Punkt der Betrachtung des Autors ist die Herrschaft des französischen Kaisers Napoleon. Schon zu Beginn seines Artikels erwähnt er „die erste moderne Teilung der Nation“ (Z. 3), wobei er gleichzeitig den Grundstein für die Entstehung des Deutschen Kaiserreiches, schildert und dadurch sich auf die damalige Politik Napoleons bezieht. Durch Nipperdeys Art der Darstellung, von Entwicklungslinien, Wechselwirkungen und der Kontinuität in der dazugehörigen historischen Wirkmächtigkeit, signalisiert er den Lesern seinen Intentionen, welche Nipperdey in seinem Text mit Ausweis seiner analytischen Fähigkeiten veranschaulicht.

Das Jahr 1866 hatte nicht nur enorme Auswirkungen auf die bevorstehende Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahre 1871, sondern wurde von sämtlichen Kriegen, politischen Schachzügen und diplomatischen Überlegungen geprägt. Bereits während der Deutschen Revolution 1848/49 versuchte die demokratische Nationalbewegung aus den zahlreichen einzelnen deutschen Territorien einen einheitlichen Nationalstaat zu gründen.

Der Deutsche Krieg von 1866, auch unter dem Begriff preußisch-österreichischer Krieg bekannt, ist die Folge des sogenannten Dualismus, des Machtkampfes zwischen den zwei rivalisierenden Großmächten Preußen und dem Kaiserreich Österreich-Ungarn. Dennoch spaltete die Deutsche Frage um die Gründung eines Nationalstaates, Grenzstreitigkeiten und wer die Führungsrolle übernehmen werde, die Großmächte. Dennoch wurden dringende Verfassungsfragen und innenpolitische Probleme bei dem angestrebten Ziel, die losen deutschen Staaten zu einigen, übergangen.

Zurückkommend auf die anfangs gestellte Fragestellung wurden die ersten Grundsteine schon am 8. Juni 1815 gelegt, als das heutige Deutschland als lockerer Staatenbund zunächst aus 34 Staaten und vier freien Städten gegründet worden ist. Schon zu dieser Zeit entwickelten sich im Volk die Forderungen nach Nationalstaat, Demokratie und Grundrechten. Seitdem formieren sich Burschenschaften die ihre politischen Forderungen offen bekundeten um ihre Wünsche nach Einheit und Freiheit lautstark zu verkünden. Dennoch war Deutschland immer noch zu wenig aufgeklärt. Dadurch gingen die einzelnen Meinungen vieler Gruppen stark auseinander. Andererseits stand der Adel immer noch am Kopf der Säule, was dazu führte, dass die Meinungsdifferenz erneut zutage trat. Durch die zunehmende Kritik an der Fürstenherrschaft, mündeten die immer konfliktreicheren Probleme, im Ausbruch der Deutschen Revolution im Jahre 1848.

Nach der einjährigen Revolution der deutschen Bürger wurde der Deutsche Bund in den 1860er-Jahren vom Deutschen Dualismus geprägt. Auslöser für den preußisch-österreichischen Krieg waren die Differenzen der Verwaltungshoheit der Staaten von Schleswig und Holstein. Diese führten im weiteren Verlauf zu einer wachsenden Spannung zwischen den zentralen Großmächten Preußen und Österreich. Den endgültigen Auftakt machte Preußen, als dieses am 19. Juni 1866 Österreich den Krieg erklärt und Österreich wiederum mit dem Austritt aus dem Deutschen Bund dem Krieg einwilligte. Auf der Seite Österreichs kämpften neben dem eigenen Land noch 12 Bundestreuestaaten auf der preußischen Seite. Preußen mit der Unterstützung Italiens und 17 anderen kleineren nord- und mitteldeutschen Staaten. Anfangs liegt der Sieg bei Österreich. Sie besiegen am 24. Juli 1866 die Italiener bei Custoza, doch müssen sich kurz darauf zurückziehen und kapitulieren. Jedoch die endgültige Entscheidung des raschen Sieges Preußens fällt am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz.

Im weiteren Verlauf wird in mehreren Friedensvereinbarungen festgelegt, dass Österreich Gebiete an Italien abtreten muss und dass das Gebiet Schleswig-Holstein an Preußen übergeht. Ebenso soll Preußen auch die Führung bei der Einigung der norddeutschen Staaten bis zur Mainlinie im sogenannten Norddeutschen Bund übernehmen. Denn mit der Auflösung des Deutschen Bundes scheidet Österreich aus dem Verbund der deutschen Territorien aus. Damit entscheidet sich letztendlich der deutsche Dualismus zugunsten Preußens.

Eine weitere ausschlaggebende Person, die zunächst ab 1861 König von Preußen war und ab 1866 als Präsident des Norddeutschen Bundes bekannt war, war der spätere Kaiser Wilhelm I. Seine Regierungszeit ist wesentlich beeinflusst durch Otto von Bismarck, der als Ministerpräsident von Preußen, später als Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und ab 1871 als erster Reichskanzler des Deutschen Reiches, die Schlüsselrolle auf die Entstehung eines deutschen Nationalstaates einnahm und im weiteren Verlauf dieses Textes noch erwähnt wird.

Zwischen den Jahren 1846 und 1871 ereigneten sich drei Einigungskriege, welche alle von Preußen geführt wurden. Hierzu zählt der Deutsch-Dänische Krieg, der 1864 ausbrach und mit dem Sieg der preußischen und österreichischen Truppen endet und damit das Herzogtum Holstein für sich gewinnt. Daraufhin entbrannte 1866 der bereits oben genannte Deutsche Krieg zwischen Preußen und Österreich, der schon lange vom Kampf um die Vorherrschaft über Deutschland geprägt gewesen war. Abschließend kam es 1870 in Spanien zu einem Streit um die Thronfolge, wodurch im weiteren Verlauf der Deutsch-Französische Krieg entbrannt ist. Zur Kandidatur für die Thronfolge stand der Hohenzollern Prinz Leopold. Diesen aber hat der französische Kaiser Napoleon III abgelehnt, da er nicht von zwei Seiten von einem Hohenzoller eingekreist werden wollte. Kurz darauf forderte er den Rücktritt der Kandidatur Leopolds, welche Bismarck direkt wieder ablehnte und eine stark gekürzte Fassung als „Emser Depesche“ in der Presse veröffentlichte. Diese wurde jedoch von den Franzosen als demütigend aufgefasst und führte zum Deutsch-Französischen Krieg. Den Sieg trugen letztendlich die Preußen davon und konnten Frankreich zur Abtretung von Elsass und Lothringen zwingen. Nun war der Weg frei für die deutsche Einigung und die Gründung des deutschen Kaiserreiches.

Die Deutsche Reichsgründung erfolgte am 18. Januar 1871, noch während des Deutsch-Französischen-Kriegs, im Spiegelsaal von Versailles. Diese fand in Anwesenheit der deutschen Fürsten und des Militärs statt, weshalb man auch von einer „Reichsgründung von oben“ sprach. Gleichzeitig wurde im sogenannten „Kaiserbrief“ dem bayerischen König Ludwig II, Geldzahlungen zugesagt, um die Rangerhöhung des preußischen Königs zum Kaiser zu akzeptieren. Der preußische König kam diesem Ansinnen genau einen Monat später am 18. Dezember 1870 auf Wunsch Wilhelms I nach. Da dieser Tag der 170. Jahrestag der Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum König in Preußen war, riefen die versammelten deutschen Deputanten Wilhelm I. zum „Deutschen Kaiser“ aus. Die Mehrheit des deutschen Volkes sah darin die Erfüllung der nationalen Wünsche und einen Höhepunkt der deutschen Geschichte.

Otto von Bismarck war nicht nur ein deutscher Politiker, der die Regierung Preußens leitete, sondern war auch eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Geboren wurde der spätere Kanzler des Deutschen Reiches am 1. April 1815 und entwickelte sein Leben ziemlich schnell, um seine Ziele zu erfüllen. Sein Ziel war nämlich ein Deutsches Reich zu gründen, dass in Einheit aber nicht in Freiheit leben sollte. Als Kanzler bestimmte er die Politik des neu geschaffenen Reiches und setze dabei auf einen Ausgleich der europäischen Mächte.

Neben den vielen Kriegsniederlagen, die Frankreich erlitten hat, musste es nicht nur Elsass-Lothringen abtreten, sondern auch fünf Milliarden Francs an das Deutsche Reich zahlen. Um eine Revanche von Frankreichs Seite zu verhindern, versuchte Bismarck nach 1871 durch Installation eines absichernden Bündnissystems Frankreich außenpolitisch zu isolieren.

Gleichzeitig wurden alle deutschen Staaten wieder zu einem Einheitsstaat unter preußischer Führung vereinigt. Die auf dieser Grundlage geschaffene Reichsverfassung trat am 1. Januar 1871, also noch vor der Kaiserproklamation in Versailles, in Kraft. Als Bildung einer Union von Staaten durch deren jeweilige Regierungen – und damit unter Ausschluss der Parlamente und Verzicht auf eine verfassunggebende Versammlung – war dies der Weg zu einer „Revolution von oben“, welcher neben die liberale Nationalbildung von unten trat. Eine Revolution war es, da die Bildung des Nationalstaates die traditionelle Legitimität der Könige, Großherzöge, Herzöge und Fürsten in den Bundesstaaten des Reiches unterminierte.

Die Verfassung des Deutschen Reiches trat am 16. April 1871 in Kraft. Die Politik bestimmten nun Kaiser Wilhelm I. und Reichskanzler Otto von Bismarck in Berlin. Das Ziel war erreicht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass viele zufällig aufeinander treffende geschichtliche Meilensteine letztendlich dazu geführt haben, dass wir unseren heutigen, modernen Nationalstaat haben, mit den uns bekannten einzelnen Bundesländern, unserer Politik und Demokratie. Nicht nur die drei Einigungskriege Preußens gegen Dänemark, Österreich und Kranzreich, sondern auch eine bürgerliche Einheitsbewegung unter liberaler Führung ermöglichen es, dass in der Mitte Europas zum ersten Mal in der Geschichte ein deutscher Nationalstaat entsteht. Die Einheitsbewegung „von unten“ beeinflusst letztendlich auch maßgeblich die Gestaltung des neuen Staatswesens als konstitutionelle Monarchie mit Verfassung und Parlament.

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