Schiller, Friedrich - Die Jungfrau von Orleans (Vergleich Prolog, 4 Aufzug 1, 10)

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Friedrich Schiller, Inhaltsangabe, Analyse, Interpretation, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Friedrich - Die Jungfrau von Orleans (Vergleich Prolog, 4 Aufzug 1, 10)
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Referat

Die Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller - Vergleich Prolog, 4 – Aufzug 1,10

Gliederung / Inhalt

kurze Inhaltsangabe

Prolog:

  • Vater will seine drei Töchter verheiraten, wegen Sicherheit vor den Engländern, Johanna will nicht, im Gegensatz zu ihren Schwestern
  • Kriegsüberblick
  • Johannas Mission, Monolog und Abschied
    → muss „Jungfrau“ bleiben, keine Liebe

1.Aufzug:

  • bei König Frankreichs
  • pleite, verliert Krieg
  • Herzog von Burgund verbündet sich mit Engländern
  • Jungfrau siegt bei Schlacht, Nachricht erreicht König
    → wird dem König vorgestellt, dieser testet sie
  • Johanna wird Heerführerin

2. Aufzug:

  • im Lager Englands
  • Engländer schieben ungewöhnliche Ausstrahlung Johannas auf Hexenkunst
  • Königin Isabeau (Mutter des frz. Königs, aber gegen Franzosen), schlichtet Streit zwischen Talbot, Lionel und Herzog von Burgund
  • Johanna greift das Lager der Engländer an und brennt es nieder
    → tötet Montgomery
  • Herzog von Burgung wechselt zu Franzosen über, Johanna hat ihn überredet
  • Johanna versöhnt Herzog v. Burgund mit La Hire & Dunois

3. Aufzug:

  • Dunois & La Hire halten um Johannas Hand an → lehnt ab, weil sie Jungrau bleiben muss
  • Talbot (engl.) stirbt in Schlacht
  • schwarzer Ritter (Symb./Personifizierung von Johannas Seele und ihrem Zwiespalt zwischen menschl. Gefühl & Gottes Aufgabe)
  • Johanna trifft auf Lionel → Kampf, entwaffnet ihn, kann ihn nicht töten → verlieben sich → innerer Konflikt für Johanna
  • Krieg gewonnen

4. Aufzug:

  • Johanna nicht im Reinen mit sich selbst wegen Lionel, fühlt Scham & Zweifel
  • nimmt ungern an der Krönung K. Karls teil, flieht aus der Kirche
  • Johannas Vater beschuldigt sie öffentlich im Bund mit dem Teufel zu stehen
    → Johanna schweigt, sieht Erklärung als nicht nötig an
  • wird ins Exil geschickt → Raimond (Freier) begleitet sie

5. Aufzug:

  • Johanna erklärt Raimond wieso sie zuvor geschwiegen hat
  • Johanna wird von Engländern gefangen genommen
  • Lionel hält um ihre Hand an
  • Königin Isabeau will sie hinrichten lassen
  • Johanna merkt, dass ihre Gefühle für Lionel erloschen sind und spürt wieder die Kraft Gottes
  • befreit sich aus ihren Ketten
  • hilft bei der Schlacht
  • rettet den König
  • Johanna stirbt, erhebt sich nochmal, dann entgültig tot

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Die Jungfrau von Orleans / Inhaltsangabe als Video (10 min.)

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Gedicht im Prolog

Der vierte Auftritt im Prolog des Dramas „Die Jungfrau von Orleans“, welches von Friedrich Schiller geschrieben und am 11. November 1801 in Leipzig uraufgeführt wurde, thematisiert in einem Monolog die Abschiednahme Jean D‘Arcs, der Hauptprotagonistin, von ihrer geliebten Heimat, nachdem ihr ihre wahre von gottgesandte Bestimmung offenbart wurde - nämlich im Krieg an Frankreichs Heeresspize gegen England zu siegen.

Der Auftritt, welcher in Form eines Gedichtes verfasst ist, hat 6 Strophen, mit jeweils 8 Versen. Eine Ausnahme diesbezüglich ist die erste Strophe, welche 10 Verse hat. Im gesamten Gedichtverlauf ist das Reimschema ein unregelmäßiger Kreuzreim, welcher sich oft auch mit unreinen Reimen vermischt. In den jeweils letzten beiden Versen der Strophen findet sich ein Paarreim, was dem Gedicht einen abschließenden Ausdruck verleiht. Innerhalb der Strophen haben die Verse je eine Silbenanzahl von abwechselnd 10 oder 11 Silben. Anhand des gesamten Strukturbildes lässt sich vermuten, dass der Autor den Eindruck vermitteln wolle, dass sich in Johanna gemischte Gefühle regen: Zum einen freut sie sich, etwas Besonderes zu sein, zum anderen verabschiedet sie sich nur ungern vor ihrer geliebten Heimat.
In der ersten Strophe des Werks schreibt Schiller davon, wie sich Jean, auch Johanna genannt, von der Natur rund um ihren Heimatort verabschiedet. Sie spricht die Berge (V.1), die Täler (V.2), die Wiesen (V.5), das Echo (V.8), und selbst die Grotten und kühlen Brunnen (V.7), an und „sagt auf ewig Lebewohl“ (V.11). Der Autor drückt mit seiner Wortwahl und Zeichensetzung eine sehr lebhafte Stimmung aus, da des Öfteren Ausrufezeichen als Satzschlusszeichen und Wortwiederholungen („Lebt wohl“) verwendet werden. Eine weitere Auffälligkeit zeichnet sich darin ab, dass Johanna die einzelnen Naturgegenstände direkt anspricht, als wären sie Personen, sich jedoch selbst nur in der 3. Person anspricht. Es lässt sich außerdem vermuten, dass Johanna sehr auf die Stille und Einsamkeit bezogen ist, da sie bereits in der ersten Strophe auf die stillen Täler, kühlen Brunnen hindeutet und das Echo scheinbar die einzige Antwort auf ihre Lieder gewesen ist.

Die zweite Strophe des Gedichts handelt von der nun hirtenlosen Herde, welche Johanna zurück lassen muss, um eine andere Herde zu weiden: Nämlich die, der französischen Soldaten im Kampf gegen die feindlichen, englischen Truppen. Auch wird in den letzten beiden Versen Bezug auf Gott genommen, da Johanna erzählt, dass sie vom Geiste gerufen (V.17) und von nicht irdischem (V.18), also von himmlischen Verlangen, getrieben wird, zu gehen. Schiller lässt Johanna nun in der 1. Person reden, was sie ein wenig menschlicher wirken lässt. Auch hat der Leser Grund, zu glauben, Johanna habe Angst vor ihrer Zukunft, da sie betont, dass die Schlachten blutig und gefährlich werden (V.16) und dass sie getrieben wird (V.18), also praktisch gezwungen, diesen Schritt zu gehen.

Die dritte Strophe handelt von, durch Johanna getroffenen, Andeutungen auf die Schicksale und Aufgaben von Moses und Isais, welche beide biblische Figuren waren und ebenfalls von Gott berufen geworden sind. Auch von ihrer eigenen Geschichte erzählt Johanna und gibt in direkter Rede den Inhalt der Berufung wieder: Zu ihr hätte eine Stimme aus den Zweigen gesprochen und ihr befohlen, Zeugnis auf der Erde abzulegen. Johanna stellt sich mit den biblischen Figuren Personen auf eine Ebene, stellt sich praktisch mit ihnen gleich, was sie als Person sehr überheblich wirken lässt. Achtet man auf die grammatikalische Struktur der Strophe, fällt auf, dass Schiller viele Inversionen verarbeitete und gibt damit Anlass zu vermuten, er möchte hier anhand von sprachlicher Gestaltung auf die Bibel eingehen, deren Psalmen in ähnlicher Form geschrieben sind. In der gesamten Strophe wird das Wort „er“ sehr betont dargestellt, womit Gott gemeint sein soll. Auch diese Hervorhebung ist in der Bibel sehr üblich.

In der vierten Strophe wird die direkte Rede von der Stimme aus den Zweigen, welche wahrscheinlich die von Gott sein soll, fortgesetzt. Johanna erhält die Anweisungen, sich mit einer Rüstung aus Stahl und Erz auszustatten und sich keiner Männerliebe hinzugeben - sie würde also niemals einen Brautkranz tragen oder ein Kind bekommen. Jedoch wird ihr in den letzten beiden Versen kriegerische Ehre und ein Vorteil vor allen anderen Frauen auf der Erde versprochen. Johanna werden nun also strikte Prioritäten aufgezeigt, an welche sie sich halten soll, denn obwohl sie eine zarte (V.28), junge Frau zu seien scheint, muss sie in den Krieg ziehen.

Auch in der fünften Strophe findet die Wiedergabe der Worte Gottes, die er zu ihr gesprochen hat, eine Fortsetzung. Johanna wird von Gott als letzte Rettung dargestellt, denn sie wird angeblich den überheblichen Feind schlagen, Frankreich und ihre Heimat retten und ihren König – König Karl – krönen. Johanna wird mit einer „raschen Schnitterin der Saat“ verglichen, was so viel heißt, wie, dass sie besonders schnell die englischen Feinde besiegen wird. Gott scheint viel Vertrauen in das junge Mädchen zu haben, da er sein Anliegen praktisch in eine Vorhersage formuliert, als sei er sich bereits sicher, dass Johanna diese schwere Hürde hinter sich lassen kann.

Die vierte Strophe des Gedichts drückt die Entschlossenheit Johannas aus, sie ist überzeugt, dass der Helm von „ihm“ stammt und ein Zeichen vom Himmel sein sollte. Sie berichtet, dass sie mit dem Mut der Engel ausgestattet ist und dass sie es sie in diesen unruhigen Umständen nun in den Krieg zieht. Die Strophe endet damit, dass sie den Beginn des Krieges bereits schildert, nämlich, wie die Trompeten ertönen und die Pferde steigen. Man kann annehmen, dass der zuvor erwähnte Helm der Helm ist, den Raimond von einem Stadtbesuch mitgebracht hat und Johanna sich diesen darauf zu Eigen gemacht hat.

Mit der Aussage des Gedichts stellt der Autor besonders die Entscheidung Johannas in den Vordergrund, nämlich, dass jene sich nun für immer verabschiedet und in den Krieg zieht. Johanna wird besonders in der letzten Strophe als sehr entschlossen dargestellt. Allerdings scheint sie ein sehr kalter Mensch zu sein, da sie sich bei ihrem Abschied nur auf die Natur bezieht und nicht einen Gedanken daran verschwendet, sich bei ihrer Familie würdig zu verabschieden. Im Gedicht spielt vor allem das Gottes-Motiv eine große Rolle, jedoch werden auch der Mut und die Natur oft thematisiert.

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Darstellung im Ersten Aufzug

Der zehnte Auftritt im ersten Aufzug des Dramas „Die Jungfrau von Orleans“, handelt von der ersten Begegnung und dem ersten Gespräch im königlichen Haus zwischen König Karl und Johanna, welche gerade vom Schlachtfeld kommt und die erste Schlacht gegen die Engländer gewonnen hat, als sie sich einfach an die Spitze des Heeres stellte. Ebenfalls anwesend sind Dunois, Sorel, ein Erzbischof, La Hire, ein Edelknecht und Ritter und Ratsherren, die Johanna begleiteten. Nachdem Johanna zum König geführt wird, wird sie gleich von diesem auf die Probe gestellt: Karl verlangt von ihr, dass sie ihm die drei Gebete aufzeigt, die er zuletzt gebetet hatte. Nachdem Johanna zwei der drei Gebete erklärte, vertraut er ihr vollkommen und man möchte von Johanna wissen, wer sie ist. In ihrer Selbstdarstellung offenbart sie sich als die von Gott gesandte Jungfrau, welche eine Erscheinung der heiligen Jungfrau Maria und einiger Engel hatte. Als sie unter einer Eiche in frommer Andacht ruhte, habe sie vor sich die Mutter Gottes gesehen, ein Schwert und eine Fahne tragend. Die heilige Maria habe ihr dreimal befohlen aufzustehen, Schwert und Fahne zu nehmen, die Feinde ihres Volkes zu schlagen und schließlich den König zu krönen. Nach der Offenbarung Johannas haben alle Respekt vor ihr und vertrauen ihr.

Vergleicht man die Schilderung des Geschehens im Prolog mit der jetzigen Darstellung, so ergeben sich doch zwei verschiedene Geschichten. Gegensätzlich zu der Stimme aus den Zweigen, welche von Gott stammte, erschien in der Version, die Johanna dem König erzählt, die Mutter Gottes vor ihr, welche ebenfalls wie sie in Hirtenkleidung gekleidet war, und Johanna sogar am Augenlied berührte. Johanna scheint also maßlos zu überreiben oder von einer komplett anderen Geschichte zu reden, denn so ist doch ein enormer Unterschied zwischen einer Stimme aus den Zweigen und einer mehrfachen Erscheinung, inklusive Körperkontakt. Des Weiteren scheint Johanna die Anwesenden von ihrer „Göttlichkeit“ zu überzeugen, indem sie eine sehr umschmückte Version der Geschehnisse erzählt. Vor dem König erwähnte sie dagegen weder das Zeichen durch den Helm, noch das Verbot der Männerliebe, das ihr aufgetragen wird. Johanna scheint also den König auf schnellste Weise überzeugen zu wollen, indem sie die Heiligste in der Bibel benutzt, vertrauen aufzubauen.

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