Hallauer, Nicolaus - Zustand Deutschlands und die Notwendigkeit einer Verfassungsreform (Quellenanalyse)

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Referat

Quellenanalyse „Zustand Deutschlands und die Notwendigkeit einer Verfassungsreform“

Die uns vorliegende Quelle ist ein Auszug aus der Rede „Zustand Deutschlands und die Notwendigkeit einer Verfassungsreform“ die der Abgesandte des Herzogtums Sachsen-Coburg-Saalfeld Advokat Hallauer beim Hambacher Fest am 27.Mai 1832 hielt. In dieser Rede kritisiert Hallauer das reaktionäre Vorgehen der Fürsten und Könige und appelliert an das deutsche Volk, dem Kampf gegen Despotismus und Tyrannei beizutreten.

Der Autor dieses Überrests, Advokat Hallauer stammt aus dem Ort St. Wendel im Saarland. Er war Mitglied der „Kellerschen Gesellschaft“ die sich als national-liberale Gruppierung verstand. Als Abgesandter des Herzogtums Sachsen-Coburg-Saalfeld, rief er beim Hambacher Fest zum Kampf gegen Tyrannei und Despotismus auf. Mit dieser Rede versuchte er nicht nur die Anwesenden Abgeordneten, sondern auch das einfache Volk zur Bekämpfung der unterdrückenden Despoten und Tyrannen auf. Doch auch die Fürsten sollten dieser Rede entnehmen, dass ihr Unterdrücken ein Ende haben muss, und dass ihr Fehlverhalten bestraft werden müsse. Es ist letztendlich auch eine Kritik an die Teilnehmer des Wiener Kongresses 1814/15 und deren reaktionäre Beschlüsse, die den sich während der napoleonischen Besatzung bildenden Nationalismus unterdrücken. Es solle ein vereinigtes, freies und brüderliches deutsches Vaterland entstehen.

Die uns vorliegende Quelle ist in fünf Abschnitte zu unterteilen. Im ersten Abschnitt (Z. 1-12) berichtet er vom bei der städtischen wie auch bei der ländlichen Bevölkerung angekommene Streben nach Freiheit und Entrüstung gegenüber der knechtenden Willkür der Tyrannen. Sie fordern jene Freiheit, die ihre angeborene Würde, den Wohlstand und ihr Glück sichert (Z. 10ff.). Im zweiten Abschnitt (Z.13-17) spricht der Autor zu seinem größten Schatz, seinem Vaterland. Er behauptet, es weine blutige Tränen und das es leiden würde. Dennoch soll diese Zeit der Tränen bald vorüber sein, da es durch den Kampf gegen Despotismus und Tyrannei zu einem Sieg der Freiheit und der Menschenwürde kommen werde. Im dritten Abschnitt (Z.18-25) spricht der Autor über die schlimme Situation der jüngeren Generation. Sie sei stark eingeschüchtert und habe keinen Mut, den Fürsten Wege zur Besserung zu schildern. Sie hat Angst ihre Tugenden, Freiheit und Recht auszuleben ohne zu verstehen, dass das primär Ziel zur Besserung die Absetzung des „Von Gottes Gnaden“ ist. Im vierten Abschnitt (Z. 27-39) führt Hallauer den Fürsten ihr Vergehen vor Augen. Sie hören den Klagen ihrer Untertanen nicht zu und ignorieren deren Bedürfnisse. Sie wirkten der Einigung Deutschlands entgegen und versuchten statt konstitutionellen Verfassungen, durch Gewalt das Heil Deutschlands zu erhalten. Im fünften und letzten Abschnitt (Z. 40-46) äußert Hallauer was nun zu tun sei. Alle Hindernisse müssten verschwinden, alle Werkzeuge des Despotismus und die Repräsentation der Fürsten. Es solle eine Versammlung einberufen werden aus freien Männern des Volkes, die im Stande dazu seien ein freies Volk zu vertreten.

Die Quelle ist in die Zeit des Vormärz einzuordnen, genauer in die Zeit des Hambacher Festes vom 27.Mai 1832. Schon in der Überschrift wird deutlich, dass die Quelle am 27.Mai 1832 entstand und von einem Abgesandten des Herzogtums Sachen-Coburg-Saalfeld beim Hambacher Fest stammt. Es wird dort auch gesagt, dass der Autor dieser Quelle einer national-liberalen Gruppierung, der „Kellerschen Gesellschaft“ angehört. Da der Nationalismus ein Resultat aus der Besatzung Deutschlands durch den früheren Kaiser des Französischen Reiches Napoleon Bonaparte ist, lässt dies eine Zuordnung zum Vormärz annehmen. Des Autors nationale Einstellung wird schon in den ersten zwei Zeilen deutlich sichtbar da er in diesen dreimal das Wort „Vaterland“ benutzt (Z.1f.). Dieses Vaterland weine „blutige Thränen“(Z.13) und seine Bevölkerung lasse den „Ruf nach Freiheit“ (Z.10) verlauten. Jene Freiheit die ihnen von den Despoten und Tyrannen genommen wird. Es sind die Freiheiten der Bürger- und Menschenrechte die Napoleon als positives Werk den besetzten Ländern hinterließ. Diese hatten der Bevölkerung große Zugeständnisse gemacht und die Macht der Fürsten beschränkt. Doch nach dem Wiener Kongress 1814/15 wurde reaktionär gehandelt, sodass Verfassung und Rechtssituationen auf die Zeit vor der napoleonischen Besatzung zurückgestellt wurden. Der durch den Kampf gegen die Franzosen aufgekommende Nationalismus ging dennoch nicht verloren. Dieser bewegte Redner wie Hallauer auf dem Hambacher Fest nationale und bewegende Reden zu halten um die in Not geratene Bevölkerung zum Kampf gegen Despotismus und Tyrannei zu motivieren. Einen schönen Vergleich setzt Hallauer hier mit der Varusschlacht (Z.32f.) da diese sich gut auf die Situation der Bevölkerung beziehen lässt. Hermann (röm. Name Arminius) von germanischen Stamm der Cherusker schaffte es die römische Übermacht im Jahre 9 n. Chr. vermutlich beim heutigen Kalkrise erfolgreich zu schlagen. Er einigte Krieger benachbarter Stämme um den Kampf gegen ihren aller Feind Rom aufzunhemen, und um für ihre Rechte zu kämpfen und ihre Heimat zu verteidigen. Es gelang ihm das römische Heer zu besiegen und sie von einem Interesse an der rechten Rheinuferseite abzubringen. Genauso möchte Hallauer, dass sich alle Deutschen einigen und den Kampf gegen ihre Unterdrücker aufnehmen, genauso wie es Hermann tat. Er ist somit eine Art Idol für eine der ersten Nationalbewegungen.

Die politische Einstellung des Autors kommt recht klar zur Deutung. Schon in der Überschrift wird gesagt, dass er einer national-liberalen Bewegung angehört. Er benutzt starke Ausdrücke um seine Wut dem Despotismus gegenüber zur Geltung zu bringen zB. „selbstsüchtige Willkür“ (Z. 9), „heillose Tyrannen“ (Z. 8), „ein zweiter Varus“ (Z. 32) oder „Weg mit dem willigen Werkzeuge des Despotismus“ (Z.40f.). Dem gegenüber zeigt er Sympathie und Mitgefühl für die Bevölkerung deren „Ruf nach Freiheit“(Z. 10) von den Despoten nicht erhört wird, und ihre Klagen vor den Fürsten auf Ignoranz trifft (Z.28f.)! Dieser Ruf nach Freiheit zeigt auch seine liberale Einstellung, die Freiheiten in Presse, Meinung, Politik, Sozialen Dingen etc. fordert. Er äußert sich sehr krass in seinem geplanten Umgang mit den Despoten (Z. 40ff.). Denn sie sollen weg, da es sich nurnoch um Hindernisse handle. Diese und die folgenden Aufrufe die nach einer von freien Männern gebildeten Versammlung verlangen (Z. 44ff.) können schon recht revolutionär gewertet werden. Dennoch macht der Titel dieser Rede klar, dass es dem Autor eher um eine Verfassungsreform geht. Dies würde für einen eher konservativen Hallauer sprechen. Dennoch tendiere ich eher zu einer Art vorerst durch reformen friedlich gehaltene revolutionäre Einstellung die aber bei nicht Akzeptanz der Fürsten zu einer Revolution mit Gewalteinsatz werden kann.

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