Quellenanalyse - mit Tipps zur methodischen Vorgehensweise in Klausuren

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Quelleninterpretation, Wie analysiere ich eine Quelle?, Quellen, Referat, Hausaufgabe, Quellenanalyse - mit Tipps zur methodischen Vorgehensweise in Klausuren
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Quellenanalyse - mit Tipps zur methodischen Vorgehensweise in Klausuren

Aus Quellen gewinnen wir Informationen über die Vergangenheit. Im Gegensatz zu einem Text im Geschichtsbuch stammen sie jedoch aus der Zeit selbst, über die sie etwas erzählen. Sie können uns Aufschluss über bestimmte Ereignisse und Personen der Vergangenheit geben. Allerdings muss nicht alles wirklich wahr sein, was in den Quellen steht. Oft haben die Verfasser von Texten bestimmte Absichten - so zum Beispiel politischer Art - mit ihren Texten verfolgt. Daher dürfen wir heute die Sichtweise des Quellenverfassers nicht unkritisch übernehmen. Vielmehr müssen Textquellen vom heutigen Leser systematisch hinterfragt werden.

Gliederung / Inhalt

  1. Was sind Quellen?
  2. Wie schreibe ich eine Quellenanalyse?
  3. Aufbau Quellenanalyse
  4. Tipps zur methodischen Vorgehensweise in Klausuren
  5. Quellen

1. Quellenart

  • Brief
  • Buch
  • Tagebuch
  • Inschrift

Privat oder öffentlichen

Primärquelle oder Sekundärquelle

  • Primär = Verfasser in Geschichte involviert, subjektive Sicht
  • Sekundär = Verfasser nicht in Geschichte involviert, objektive Sicht

Tradition oder Überrest

  • Tradition = bewusst für die Nachwelt
  • Überrest = Überreste durch Zufall erhalten, entdeckt worden

Selbstzeugnis oder Fremdzeugnis

  • Selbst geschrieben
  • Schreiben lassen

Normativ oder deskriptiv

  • Normativ = Bewertender Text, rational wie es hätte sein können
  • Deskriptiv = Beschreiben Text, realistisch tatsächlich

2. Urheber

  • Intension des Autors

3. Datierung und Lokalisierung

4. historischer Kontext

5. Inhaltsanalyse pro Absatz

1. Was sind Quellen?

In der Gegenwart zeigt sich die Geschichte in Form von Quellen. Sie bilden die Grundlage unserer historischen Kenntnisse. Doch nicht die Quellen selbst stellen das Wissen dar, vielmehr ermöglicht erst ihre systematische Analyse eine adäquate Rekonstruktion und Deutung von Geschichte. Bei Quellen handelt es sich um originales Material aus der Vergangenheit, das uns unmittelbar über sie informiert. Allerdings ist das nicht die unmittelbare Absicht, nicht der Zweck der Quelle. Diese steht vielmehr ganz in einer vergangenen Situation und hat in dieser eine ganz bestimmte Funktion.

Arten / Gattungen von Quellen

Grundsätzlich kann man zwischen schriftlichen und nicht-schriftlichen Quellen unterscheiden.

Zu ersteren gehören beispielsweise Briefe, Tagebücher, Verträge, Reisebeschreibungen usw. Zu den nicht-schriftlichen Quellen gehörten Bilder, zu denen Fotos, Gemälde, Plakate aber auch Karikaturen, Überreste wie Bauwerke, Grabanlagen, Kleidung usw. Als besondere Gattung der nicht-schriftlichen Quellen gelten die mündlichen Überlieferungen, die aus Interviews, Erzählungen, aber auch aus Namen oder Bräuchen bestehen können.

Zu den Quellen gehören konkrete Sachzeugnisse wie Bauwerke, Münzen, Schmuck, Malereien, Skulpturen oder Gebrauchsgegenstände und abstrakte Zeugnisse wie Sprache oder historische Landschaften. Die bedeutsamsten Quellen für die Rekonstruktion von Vergangenheit sind schriftliche Zeugnisse. Sie werden von der Geschichtswissenschaft seit dem 19. Jahrhundert unterteilt in erzählende Quellen, die zum Zweck der Überlieferung verfasst wurden (Monument / Tradition), z. B. Chroniken, Geschichtsepen, Mono- und Biografien, sowie in dokumentarische Quellen (Dokument / Überrest), z. B. Urkunden, Akten, Gesetzestexte und Zeitungen, die gesellschaftliche und private Ereignisse und Prozesse unmittelbar und meist unkommentiert wiedergeben.

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2. Wie schreibe ich eine Quellenanalyse?

Es folgt eine Übersicht über den Aufbau einer Quellenanalyse und zeigt Schritt für Schritt, nach welchem Schema vorgegangen werden muss. Die Quellenanalyse ist eine besondere Aufsatzform, wie sie nur im Geschichtsunterricht vorkommt. Ab dem Eintritt in die Oberstufe liegt der Schwerpunkt in der Analyse und Interpretation von historischen Quellen. Dazu zählen u.a.

  • Reden,
  • Briefe,
  • Biographien,
  • Zeitungsartikel und
  • Monographien.

Im Grunde lässt sich jeder Text mit einem gewissen geschichtlichen Bezug einer Quellenanalyse unterziehen.

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3. Aufbau Quellenanalyse:

1. Einleitung:

  • Autor des Textes
  • Titel
  • Datum & Ort der Veröffentlichung
  • Textsorte (politische Rede, Tagebucheintrag, Zeitungsartikel usw.)
  • Adressat und Intention
  • Quellenart (Primär-oder Sekundärquelle?)
  • Thema

1. Informationen zum Text (Quellenart, Zeitpunkt der Entstehung)
Wovon berichtet der Text?
An wen richtet sich der Text? (= Adressat)
im Lexikon unbekannte Wörter nachschlagen
Gliederung des Textes mit Überschriften

2. Informationen über den Verfasser (hier nur Informationen einfügen, die für die Quelle selbst von Bedeutung sind)
Hat der Verfasser selbst erlebt, was er aufgeschrieben hat?
Ergreift er Partei?
Absichten des Verfassers (Überlieferung für Nachwelt?)

2. Hauptteil:

Inhalt

  • Zusammenfassung des Textes (äquivalent zu einer Inhaltsangabe)

Analyse

  • Argumentation
  • Sprache (rhetorische Mittel, Wortwahl, Schlüsselbegriffe, sonst. Auffälligkeiten)
  • Sprachstil

a) Analyse der äußeren Merkmale (formale Analyse)

Zur formalen Analyse gehört, dass

  • man sich über den Autor informiert (Lexika und im Internet erreichbare Informationen leisten hierzu gute Dienste).
  • die Textsorte und eng verbunden damit
  • die vom Autor beabsichtigten Adressaten erkannt werden. (So ist z. B. eine Tagebucheintragung sehr privat, eine Parlamentsrede aber für eine weitreichende Öffentlichkeit bestimmt.)
  • das Thema geklärt wird und
  • die Intention, also die den Autor leitende Absicht.
  • der Ereigniszusammenhang erfasst wird und damit die historische Situation bzw. der historische Kontext. (Dazu gehört auch die Ermittlung des Datums der Entstehung der Quelle im Vergleich zum Datum des Ereignisses, aber noch keine breite Ausführung / Darstellung historischer Zusammenhänge!)

b) Analyse des Textinhalts (inhaltliche Analyse)

Im Rahmen der inhaltlichen Analyse muss der genaue Inhalt des Quellentextes untersucht werden. Hierzu bietet es sich an,

  • entweder (weniger anspruchsvoll) das textdurchschreitende Verfahren zu benutzen, also den Text in Sinnabschnitte einzuteilen und diese zusammenzufassen, oder
  • (anspruchsvoller) sich an thematischen Aspekten oder der Argumentationsstruktur des Autors zu orientieren und diese aufzugreifen und zu belegen.
  • Außerdem kann hier schon auf sprachliche / rhetorische Mittel hingewiesen werden.

Zur darstellerischen Leistung gehört zunächst die Einhaltung der formalen Regeln der Inhaltsangabe. Es sind folgende Regeln zu beachten:

  1. Die Inhaltsangabe sollte in eigenen Worten verfasst werden. Die Wiedergabe von Formulierungen des Autors ist sparsam (bei zentralen Textstellen) einzusetzen!
  2. Werden Formulierungen des Autors verwendet, müssen diese als Zitate gekennzeichnet sein oder in indirekter Rede im Konjunktiv angeführt werden.
  3. Der zitierte Wortlaut muss buchstabengetreu wiedergegeben und zwischen Anführungszeichen gesetzt werden. Als Zitate werden ganze Sätze, Satzteile, aber auch einzelne Wendungen oder Wörter gekennzeichnet.
  4. Die Inhaltsangabe muss durch Textverweise belegt werden. Dies können bei allgemeineren Aussagen auch die Abschnitte sein („Im ersten Abschnitt behandelt der Autor...“), bei konkreteren Textinhalten, insbesondere Zitaten, sind Zeilenangaben notwendig.
  5. Die Inhaltsangabe steht im Präsens.

Historischer Kontext

  • Einordnung der Quelle in den historischen Kontext (Ursachen, Auslöser, Wirkungen, Folgen)
    • innerer historischer Kontext (zum Zeitpunkt der Quelle)
    • äußerer historischer Kontext (vor und nach der Quelle)

In diesem Arbeitsschritt müssen die Textaussagen auf textinterner und textexterner Grundlage erläutert werden. Dies kann (in Abhängigkeit von der jeweiligen Aufgabenstellung) unter folgenden Punkten geschehen:

  • Für das Verständnis des Quelleninhalts zentrale historische Sachverhalte und Problemzusammenhänge erläutern.
  • Ein Vergleich mit anderen Quellen zu diesem Thema oder (hilfsweise) darstellenden Texten ermöglicht eine Absicherung.
  • Aufzeigen, mit welchem Erkenntnisinteresse und aus welcher (möglicherweise sogar klar erkennbar einseitig ideologisch geprägten) Perspektive der / die Verfasser(in) schreibt (Hinterfragung der Objektivität der Darstellung).
  • Ggf. Logik und Schlüssigkeit des Gedankengangs des Autors / der Autorin prüfen.
  • Ggf. eingesetzte sprachliche Mittel eingehender untersuchen.

Zunächst einmal ist jetzt das eigene historische Wissen gefragt, während bei der Materialanalyse die korrekte Anwendung der Methode hinreichte. Im Bereich der inhaltlichen Leistung geht es nicht darum, eine Menge an Fakten aneinander zu reihen, sondern (in Abhängigkeit von der jeweiligen Fragestellung) Zusammenhänge zu erkennen bzw. zu konstruieren und strukturiert darzustellen.

Hinsichtlich der darstellerischen Leistung kommt bei diesem Arbeitsschritt die Anforderung einer angemessenen Verknüpfung mit dem vorherigen Arbeitsschritt hinzu. Dies bedeutet auf der einen Seite, dass die Ausführungen der Inhaltsangabe nicht noch einmal wiederholt werden. Auf der anderen Seite sollte aber erkennbar sein, wo sich die Erläuterung auf konkrete Inhalte des Materials bezieht. Dies kann durch die Verwendung von Stichworten erreicht werden - entweder aus dem Text selbst (dann bitte in Anführungszeichen setzen) oder aus der eigenen Darstellung; auch Textverweise (in Form von Zeilenangaben) sind möglich.

3. Schluss:

  • Beurteilung (Sachurteil) und Bewertung (Werturteil)
    • Darstellung der Bedeutung der Quelle für ihre Zeit
    • Darstellung der Bedeutung der Quelle in Bezug auf die Gegenwart
    • Historische Relevanz und Glaubwürdigkeit der Quelle
    • Persönliche Stellungnahme

Abschließend formulierst Du die eigene Sichtweise / Einschätzung in Zustimmung bzw. Abgrenzung zur Quelle. Die Beurteilung baut auf den Ergebnissen der kritischen Textuntersuchung auf und berücksichtigt die folgenden Aspekte:

  • Ein fundiertes Sachurteil muss immer bemüht sein, den Blick eines Zeitgenossen einzunehmen.
  • Das aus heutiger Sicht formulierte Werturteil bezieht die eigene Meinung und die eigenen Wertmaßstäbe ein, die jeweils offengelegt werden müssen (bei uns i.d.R. die auf dem Grundgesetz beruhen-den Wertvorstellungen).

Je nach Quelle und Aufgabenstellung wirst Du unterschiedliche Schwerpunkte setzen müssen. Die Qualität Deines Urteils bemisst sich nach der Differenziertheit der dargebotenen Aspekte bzw. Argumente.

Umgang mit schriftlichen Quellen

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4. Tipps zur methodischen Vorgehensweise in Klausuren

  1. Nennung des Autors/Redners/Künstlers etc. und evtl. seiner Stellung/Beruf etc., des (Unter-)Titels, des Datums (und damit auch Primär- oder Sekundärquelle), des Erscheinungsorts (Zeitung, Online, etc.), der Textsorte (Rede/Proklamation/Urkunde/Bild/Karikatur/Brief/Zeitungsartikel/Kommentar etc.), evtl. des Anlasses, evtl. des Adressaten (wer wird angesprochen/an wen wird geschrieben, populärwissenschaftlich/fachwissenschaftlich).
  2. Die Quelle einordnen (eigentlich auch zeitlich/historische Einordnung (aber nicht zu viel, weil dies eigentlich oft die zweite Aufgabe ist, bzw. dies mit beinhaltet), ist sie primär/sekundär (s.o.)?, öffentlich oder nur an bestimmte Personen (z.B. Geheimschrift, s.o.), ob sie deskriptiv (beschreibend) oder normativ (festlegend/bestimmend) ist (s.o.).
  3. Nennung des Themas/Falls/der Problemstellung in ca. einem Satz auf den Punkt gebracht, bei einer Karikatur/Grafik/Bild etc. ist eine gute Beschreibung sehr wichtig, d.h. nicht zu viele Details, nur die wichtigen und vor allem alles beschreiben, auf das man später in der Interpretation Bezug nimmt.
  4. Auszug oder kompletter Artikel? Text übersetzt? Nähe zu dem möglicherweise beschriebenen oder kommentierten Ereignis? Hat der Autor politische/religiöse/persönliche Motive dafür, die Geschehnisse aus einem bestimmten Blickwinkel darzustellen? Gibt es andere Quellen zum gleichen Ereignis? Wie behandeln die das Thema? Gibt es spezielle Betonungen (z.B. Mehrfachnennungen) oder absichtliche Verschweigungen?
    Die Punkte unter 4. sind eher zweitrangig, aber im Hinblick auf eine Analyse z.T. sicher sehr hilfreich.
  5. Von der Aufgabenstellung ausgehend dann analysieren, meist wird ja nur ein Aspekt erwünscht oder so...Vielleicht sollten aber sprachliche Besonderheiten extra erwähnt werden, das kommt auf die Quelle und die Aufgabenstellung drauf an, macht sich auf jeden Fall aber gut…

Generell ist es wichtig Distanz zu halten, vielleicht ist die Quelle sehr subjektiv. Nichts Nacherzählen! Was wird erwähnt, was wird vom Urheber der Quelle evt. nicht erwähnt. Fehlt z.B. das Datum oder der Autor (oft ist beispielsweise der Zeichner einer Karikatur nicht zu erkennen), sollte darauf hingewiesen werden. Vielleicht ist es sogar ein Fehler desjenigen, der die Aufgabe und das Material zusammengestellt hat.

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5. Quellen

  • Methodentrainer Geschichte Oberstufe, Berlin (Cornelsen) 2010, S. 16;
  • Geschichte und Geschehen Einführungsphase Oberstufe, Stuttgart (Klett) 2010, S. 180f.;
  • Sicher ins Zentralabitur, Stuttgart (Klett) 2010, S. 11f.;
  • Abi-Training Geschichte, Stuttgart (Klett) 1996, S. 31-33

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