Arica (Chile) und Llallagua (Bolivien) - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
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Referat
Die wichtigsten Unterschiede und interessantesten Gemeinsamkeiten zwischen Arica (Chile) und Llallagua (Bolivien):
Im Salpeterkrieg 1879-1884 verlor Bolivien einiges Land an seine Nachbarländer. Unter anderem ging auch der Meeresanstoss an Chile verloren. Der berühmte Felsen „Morro“, der über der Stadt Arica thront und auf dem heute ein Waffenmuseum steht, ist für die Chilenen das Monument dieser Eroberung. Doch noch bis heute erhebt Bolivien Anspruch auf diesen Meeresanstoss. Dieser Punkt wird seit diesem Verlust durchgehend äusserst prioritär in der politischen Agenda in La Paz oder Sucre (wo man auch aktuell den Regierungssitz hat…) behandelt.
Der Tag, an welchem die Küste verloren ging, wird in Bolivien heute noch, über hundert Jahre danach, als Trauertag begangen und mit Militärdefilees in Erinnerung gerufen. In Llallagua marschierte das Militär zu diesem Zweck diese ganze Nacht singend in Reih und Glied durch die Gassen und weckt die ganze Bevölkerung auf.
Übrigens wollen auch alle Kinder Boliviens das Meer zurück. „Los ninos quieren el mar!“, steht an Mauern im ganzen Land geschrieben und in der Schule werden fast täglich Lieder gesungen und Sprüche mit diesem Inhalt aufgesagt.
In Llallagua geht bis heute das Gerücht um, dass die Chilenen den Bolivianern täglich mehrere Quadratmeter Land stehlen und einnehmen. Es gibt echt Menschen hier in Llallagua, die meinen, dass Bolivien immer noch mit Chile im Krieg stehe. Wir haben auf unserer Reise nichts davon bemerkt. Aber vielleicht waren die Krieger ja nur kurz in der Mittagspause…
Übrigens wird der Verlust des Meerzuganges sowohl bei Politikern wie auch in der Bevölkerung als sehr beliebte Erklärung für die Unterentwicklung des Landes verwendet. Jedenfalls hat Bolivien eine Marine auf dem Titicacasee, die jederzeit bei allfällig positivem Kriegsende sofort auf dem Meer eingesetzt werden könnte…
Eigentlich schon fies: Chile hat insgesamt (Flugdistanz!) 8‘000 km Meeresküste (Strecke von Dänemark bis Sahara) und Bolivien nicht einen Meter. Na gut, dafür müssen die sich mit Michelle Bachelet herumschlagen und wir haben Evo. Das gleicht es wieder aus…
Nach dieser kurzen historischen Annäherung ans Thema und ersten Vergleichen zwischen den beiden Ländern steigen wir nun in den Direktvergleich Llallagua-Arica ein. Dies mittels Schlagwörtern in ihrer alphabetischen Reihenfolge:
Abfall(eimer): In Arica gibt es überall Abfalleimer! In Llallagua gibt es in der ganzen Stadt deren ungefähr sechs. In Arica gibt es offizielle Strassenputzteams mit guter Ausrüstung und als Gemeindearbeiter bezeichnet. Da Llallagua an einem Hang gelegen ist, ist dies alles zum Glück überhaupt nicht notwendig. Jeder Bewohner hat die Pflicht den Müll, die Hundekacke, den Staub und Sand vor seiner Haustüre, oder vor seinem Geschäft, nur zwei Meter weiter raus auf die Strasse zu wischen. Dann wartet man bis der nächste Regen kommt (in der Trockenzeit, die 9 Monate dauert, ein längeres Unterfangen…) und dann…. Wie gesagt: Llallagua ist ja an einem Hang gelegen und somit der weitere Vorgang der Abfallentsorgung logisch, oder?
Achtzigerjahre: Die Achtzigerjahre sind sowohl in Arica als auch in Llallagua sehr in. Man kleidet sich gerne im Stile dieser Zeit (okay, in Llallagua vielleicht auch weil man keine neueren Kleider hat), die Frisuren sind auffällig oft wie jene von Samanta Fox und Billy Idol (vielleicht liegt das in Llallagua auch daran, dass man beim Coiffeur seinen Haarschnitt auf Plakaten aus dieser Zeit, die im Salon an der Wand hängen, auswählen kann…) und Sabrina‘s „Boys, Boys, Boys“ und AHA’s „Take on me“ und vieles mehr mit Originalvideos wird rauf- und runtergespielt. Das gefällt uns natürlich sehr und wir sind schon im Besitz der heissesten Musikvideos aus dieser Zeit…
Alarm: In Llallagua bedeutet der Alarm, welcher mindestens zwei Mal täglich über der Stadt ertönt (zum letzten Mal ca. um 22.30 Uhr, ändert sich immer wieder ein wenig…), dass die Mineros ihren Schichtwechsel antreten können. In Arica ist im Fall eines Alarms ein Schiff in Not, oder es bricht ein Vulkan aus, oder es ist Tsunamialarm (siehe Bilder…).
Armut: Armut gibt es sicherlich in beiden Ortschaften. Nur leben hier in der Region Llallagua laut offizieller Zahlen über 90 Prozent der Menschen mit weniger als einem Dollar pro Tag. In Arica würden die mit Bestimmtheit innerhalb kürzester Zeit verhungern, denn die geringe grüne Fläche, die es in dieser Wüstenstadt gibt, ist jetzt schon übernutzt und die Menschen können nicht nur so von der Hand in den Mund leben. Okay, das können die hier in Llallagua und Umgebung ja auch nicht, weil es hier auch zu trocken und zusätzlich zu hoch und unwirtlich ist… Wie überleben die wohl? Naja, die Menschen, welche hier alt aussehen, sind vielleicht noch gar nicht so alt… Und mit wenig Geld kann man sich hier einen 50 Kilosack Tierfutter kaufen, was in Llallagua viel verkauft wird. Nicht weil es hier so viele Tiere zu füttern gilt, sondern grosse Familien mit praktisch keinem Einkommen… Ausser deren Einkommen und den Möglichkeiten die Mutter Natur (Pachamama) bietet ist für mich auch die Wirtlichkeit einer Gegend ein wichtiger Faktor für die Grösse der Armut, in welcher die Menschen stecken. Während es in Arica das ganze Jahr über Tag und Nacht zwischen 15 und 28 Grad warm ist, sind die Nächte auf dem Altiplano ohne Schutz (mit wenigen Nächten Ausnahme) das ganze Jahr über tödlich….
Auswahl: Nur auf das Essen bezogen gibt es grosse Unterschiede in der Auswahl zwischen Arica und Llallagua. In Arica gibt es Fisch, Meeresfrüchte, verschiedenes Fleisch (gekühlt, abgepackt), Gemüse, Früchte. Was das Herz begehrt. Bolivien hat leider kein Meer („el mar es nuestro“, kann man aber an vielen Mauern im Land lesen, kann sich also noch ändern…). Hier in Llallagua gibt’s daher schon mal weniger Auswahl. Dafür sind Gemüse und Früchte hier wunderschön und deliziös, keine Supermarktprodukte. Aber Auswahl wurde im Allgemeinen nicht von den Bolivianern erfunden. In Restis gibt’s meist ein Menü und fertig und von den allermeisten Produkten (Milch, Nudeln, Reis etc.) kommt hier in Llallagua, wenn überhaupt, nur eine Marke an…
Banken: Banken gibt es an beiden Orten. In Llallagua eine, in Arica dutzende. In den grösseren Städten Boliviens gibt es aber auch viele Banken. Und sowohl in Arica als auch Bolivien (Bank in Llallagua wegen kleinem Kundenstamm ausgenommen…) stehen die Menschen in den Banken stundenlang an. Weil sich aber die meisten zuerst ein Ticket nehmen (System wie bei der Post in der Schweiz) und dann einkaufen gehen und erst danach wieder zurück kommen und warten bis sie an der Reihe sind, kann es auch sein, dass man plötzlich sehr rasch an der Reihe ist, weil die Besitzer der fünf Nummern vor dir noch nicht vom Einkauf zurück sind…
Benzin: Benzin gibt es in Llallagua nicht immer. Wenn es hat, dann zum selben Preis wie im ganzen Land (Einheitspreis und Staatsfirma, danke Evo!). Alle tanken in Bolivien und nicht in Chile, da mit 50 Rappen pro Liter der Benzinpreis hier unverschämt billig und in Chile viel teurer ist. In Chile gibt es übrigens internationale Petrolfirmen wie Shell. Krass, wenn das Firmenzeichen von Shell Heimatgefühle auslöst…
Berge: Berge gibt es an beiden Orten sehr viele. In Arica sind sie noch karger (Wüste!) als in Llallagua… Aber die Anden sind wirklich unendlich gross und reichen in Arica bis ganz an die Meeresküste. Ein weiterer Beweis dafür, dass dies eigentlich die bolivianische Küste wäre…
Bier: Während man in Llallagua nur drei verschiedene Biere zur Auswahl hat und die noch alle von der selben Brauerei produziert werden, eines davon nicht trinkbar, das zweite trinkbar und das dritte eigentlich nicht schlecht wäre, aber leider den Weg nach Llallagua nur in Büchsen findet, ist Arica verglichen ein regelrechtes Bierparadies. Die Chilenen produzieren (siehe auch Wein!!!) eigenes, echtes Bier mit Biergeschmack, wie wir es in der Schweiz kennen. Weiter kannst du in Arica auch internationale Biermarken bestellen, die dir (auch wenn es vielleicht belgische, oder holländische Marken sind) ein richtiges Heimatgefühl liefern…
Bloqueos: Bloqueos gibt es hier in Llallagua oft. Die Bevölkerung des Nachbardorfs hat letzthin aus Unzufriedenheit über den Bürgermeister mehr als eine Woche lang kein Fahrzeug passieren lassen. Sie haben auf der Strasse Tische und Bänke hingestellt, Karten und Musik gespielt und gesoffen bis der Bürgermeister dann endlich versprochen hat zurück zu treten. Während dieser Tage waren hier in Llallagua alle Geschäfte der Leute aus diesem Dorf zu. Wer dieses Dorf (liegt auf der Hauptstrecke Sucre-Llallagua) trotz Bloqueo passieren wollte, musste eine Stunde vor dem Dorf aus dem Bus steigen zwei Stunden zu Fuss mit dem Gepäck gehen und dann auf der anderen Seite der “Sperrzone“ in einem anderen Bus weiterfahren. Wir wurden auch nach unserer Zeit in Arica nach nur drei Stunden Fahrt auf bolivianischen Strassen von einem Bloqueo aufgehalten und mussten ihn schlussendlich umfahren. Ein Bloqueo kann auch (je nach dem wann man auf der Reise einen Bloqueo erlebt) als bolivianisches Empfangs- oder Abschiedskomitee mit Fahnen und Trompeten (aber manchmal leider auch mit Dynamitstangen) betrachtet werden. Die Chilenen scheinen Bloqueos nicht zu kennen. Ob es wohl daran liegt, dass es zum Beispiel in Arica nicht reicht nur eine Strasse zu sperren, um die ganze Stadt lahm zu legen…
Brot: Brot gibt es in Llallagua seit wenigen Wochen nicht mehr viel. Die Leute kaufen wegen dem immensen Preisanstieg der letzten Wochen und Monaten (über 200%) fast keines mehr. Es gibt nur noch runde, kleine Weissbrötchen, welche dann innen aus einem einzigen Loch bestehen. 80 % des Mehls kommt aus Argentinien und ist genmanipuliert… Es gibt hier in Llallagua übrigens nur dieses Brot mit dieser Form und diesem Papiergeschmack und es kostet schon 50 Centavos. Zu diesem Preis gab es vor vier Monaten noch drei bis vier dieser Brote… In Arica gibt es verschiedenes Brot, in allen Formen und Grössen und mit Inhalt! Es herrscht Auswahl und Kreativität, dank nötigem Kleingeld und weniger Abhängigkeit von der Lebensmittelkrise, auch in diesem Bereich. Übrigens backt Esther hier wöchentlich unser eigenes Brot (zum Teil mit Volkornmehl aus Cochabamba oder La Paz). Der absolute Hit ist momentan die Züpfe, welche perfekt wird und als Honigbrötli gestrichen für uns das Gefühl eines einwandfreien Sonntagmorgens in der Schweiz herzaubert…
Casino: El Casino de Arica ist in einem schönen Park gelegen und man kann dort innerhalb einer Stunde 15 Franken verlieren. Es ist ein grosses Casino mit hunderten von Geldspielautomaten und Roulette, Poker etc. In Llallagua gibt es zum Glück kein Casino… So haben die Menschen hier ihre eigene Spiele an den Festen erfunden, bei denen man sehr viel Geld verlieren kann… (Güggelikämpfe, Münzenwurf- und Würfelspiele etc.)
Cristo: Eine Christusstatue besitzen beide Städte. Während in Arica ein übergrosser Christus auf dem Stadtfelsen mit ausgestreckten Armen über der Stadt thront, gibt es in Llallagua gleich kurz vor dem Strassenzollhäuschen bei der Einfahrt in die Stadt, wenn du links schaust, auf dem Hügelchen, dass dir noch kurz die Sicht vor der unglaublichen Skyline Llallaguas nimmt, auch einen Christo mit ausgestreckten Armen (ein ganz wenig kleiner als der von Arica und böse Zungen behaupteten schon: „de verrüert eidütig d’Händ wäge dem vele Elend und Abfall in Llallagua!“)…
Dialekt: In Aica prechen die Menchen den S nicht au. Und sie sprechen so schnell und ohne Endungen, dass wir zuerst fast kein Wort mitbekommen hatten. Nicht einmal die Frage des Kellners, ob wir ein Bier aus der Flasche oder vom Fass möchten (und diese Frage kenne wir ja eigentlich…) haben wir verstanden. Gegen Ende unseres Aufenthaltes in Arica hatten wir uns dann an diesen Dialekt gewohnt, hatten aber immer noch Mühe den Unterschied zwischen Einzahl und Mehrzahl heraus zu hören (ja, wenn die den s nicht sagen…, also bitte!). Hier in Llallagua sprechen die Menschen langsam und ihr Wortschatz ist nicht sehr gross. Vielen Dank liebe Llallaguenos dafür sind wir euch unendlich dankbar! Okay, vielleicht auch nur bis uns dann die ersten Spanier wegen unserem Spanisch auslachen… Es ist vieles vereinfacht hier: „Como es?“ (wörtliche Übersetzung: „wie ist es?“) kann zum Beispiel auch „wie viel kostet das?“ heissen. Oder „que te llamas?“ („was heisst du?“) heisst: „wie heisst du?“. Gut da haben wir dann schon manchmal Mühe… Das ist ja wirklich nicht logisch!!! Na gut, wenn hier vieles logisch wäre, dann wärs ja Arica und nicht Llallagua…
Einkauf: Einkaufen in Llallagua ist spannend und braucht Zeit. In Arica gibt es auch grosse Märkte, jedoch auch Supermärkte. (Als Erklärung für die Llallaguenos unter den Lesern: Da findet man in einem Laden der Grösse eines Fussballplatzes innerhalb weniger Minuten alles, was man braucht.) Hier in Llallagua betritt man die Lebensmittelläden (mit wenigen Ausnahmen) nicht. Sie sind zu klein dafür und zu sehr mit Waren vollgestopft. Das meiste an Gemüse, Früchten, Mehl etc. kaufen wir den Marktfrauen mit ihren Waren auf Tüchern oder in Säcken am Boden ab. Frischer und vor allem natürlicher geht’s nicht mehr, super! Die Esswaren in den Supermärkten in Arica kamen uns wie aus Plastik vor…
Erdbeben: Erdbeben kann es in beiden Regionen geben. Arica ist da aber speziell gefährdet, wie auch das grosse Erdbeben vor einem Jahr im nicht weit entfernten Pisco (Peru) gezeigt hat. Während wir in Arica waren, ist in Chile auch ein Vulkan ausgebrochen und tausende Menschen wurden evakuiert und konnten bis heute nicht in ihre Häuser zurück kehren. Das war aber weiter im Süden Chiles und wir haben nichts davon bemerkt. Nur die Zeichen unter den Türrahmen, welche tragende Balken haben, erinnern einem in Arica fortwährend daran, dass es jederzeit zu einem grösseren Beben kommen könnte und kleine Beben fast ein wenig zum Alltag gehören…
Essen: Essen, das heikelste all dieser Themen. Ja, wir essen genug und manchmal auch gut hier in Llallagua. Aber sicher nur, wenn wir zu Hause was für uns kochen und dies ist meist mit sehr grossem Aufwand verbunden. In Arica gibt es alles, an das wir uns nach fast vier Monaten Llallagua nur noch knapp erinnern konnten. Ein Schlemmerland! Und in Arica werden die Dinge auch in verschiedenen Variationen gekocht. Da gibt es nicht nur Fleisch oder Reis. Nein, da gibt es schon nur vom Rind so viele verschiedene Variatonen der Zubereitung, wie es in Llallagua verschiedene Essen gibt… Übrigens kennen sie in Arica auch andere Beilagen als furztrockenen Reis und Kartoffeln. Zusätzlich gibt’s natürlich auch Salzwasserfische in Arica, was aber alles eigentlich bolivianische Fische wären, weil (okay lassen wir das)…
Fahrzeuge: In Arica gibt es Autos, die so leise fahren, dass du sie fast nicht kommen hörst… Die Autos sind sehr neu und sauber. Die Taxis lassen den Motor hier auch an, wenn es bergab geht (für einen Llallagueno unverständlicher Benzinverbrauch…). In Llallagua haben auch mindestens vier Leute mehr in einem Taxi Platz als in Chile. Hier in Llallagua begegnen wir immer wieder Lastwagen mit Aufschriften wie “Hunkeler Transporte“ oder “Van Kojstelen Ltd.“, aber in Arica scheinen die Lastwagen neu zu sein und tragen die Aufschrift der Produkte, die sie auch tatsächlich transportieren… Auch die Autos haben in Arica andere (Original-!)Aufschriften von modernen, kapitalistischen Firmen (es lebe der Kapitalismus!) wie Coca-Cola und Visa Card. In Llallagua sieht man da nur Aufschriften mit dem Wort “Entwicklung(shilfe)“ darin. Wir kennen die Übersetzung dieses Wortes nun sicher schon in über 20 Sprachen…
Fisch: In Llallagua gibt es nur Sardinen in Büchsen (an Tomatensauce), in Arica gibt es sowohl frische Süss- als natürlich auch Salzwasserfische und Meeresfrüchte. Aber eigentlich gehört das Meer ja Bolivien und deshalb gehörten auch die Fische Bolivien und somit gäbe es eigentlich in Llallagua den frischesten und besten Fisch. Aber vor mehr als hundert Jahren (ach ja den Rest kennt ihr ja schon)…
Flick weg: Die Aricenos haben einen Flick weg mit ihrer Putzwut. Die benutzen sogar Seife, um Teller, Gläser und Besteck zu waschen. In Llallagua reicht es, das alles nur zwei, drei Mal in kaltes Wasser einzutauchen. Weiter siehe fast jeden Punkt dieser Auflistung und du siehst wie kompliziert sich die Aricenos ihr Leben machen (Sauberkeit, Steuern etc.), das glaubt man ja nicht. Die haben einen flick weg…
Flugplatz: Einen Flugplatz gibt es sowohl in Llallagua (Aeropuerto internacional de Uncia) als auch in Arica. Okay, auf dem in Arica landen heute noch Flugzeuge, sogar mit Touristen. Aber auch in Llallagua sind früher Flugzeuge gelandet und haben den reichen Engländern, Asiaten und Spaniern, die hier dick im Mineraliengeschäft waren, frische Fleisch- und Milchwaren etc. angeflogen. Heute landet in Llallagua nur noch Evo mit seinem venezuelanischen Helikopter, aber nicht auf der Flugpiste sondern dem alten Fussballfeld…
Fussgänger: Wer einem in Arica auf dem Gehsteig entgegenkommt, geht die berühmten paar Zentimeter aus dem Weg, damit man problemlos aneinander vorbeikommt. Hier in Llallagua ist das schwieriger. Mittels uns unverständlicher, unsichtbarer Zeichen wird hier geregelt, wer auszuweichen hat. Da wir diese Zeichen nicht verstehen, rempeln wir auf der Gasse immer wieder einen Bauern oder Eisverkäufer an…
Gringos: „Gringo“ wird uns in Llallagua täglich nachgerufen oder hinter vorgehaltener Hand, kichernd nachgeflüstert. Uns gefällt das auch in der verniedlichenden Form „gringito“ nicht wirklich. Wir gewöhnen uns nicht daran, aber es ist nun mal so. In vielen Situationen, wenn die Menschen hier fast über einen daliegenden Hund stolpern vor lauter uns anstarren, fühlen wir uns sehr exotisch und können ein wenig nachfühlen wie es zum Beispiel den ersten Schwarzen in der Schweiz ergangen sein musste. Ja, Weisse sind für die Menschen hier nun mal „Gringos“, obwohl ich als zusätzlich blondhaariger und blauäugiger auch manchmal lieblicher „choco“ genannt werde. In Arica fielen wir hingegen nicht mehr auf, als wir in einer spanischen Küstenstadt auffallen würden. Das war wieder einmal ganz angenehm und erholsam…
Heizung: In Arica völlig unnötig, gibt es aber doch. In Llallagua eigentlich notwendig, gibt es aber nicht. Wie verkehrt die Welt doch ist…
Hotel: Hotels gibt es in Llallagua nur wenige, dafür viele Herbergen. Das “Hotel Llallagua“ ist die beste Adresse vor Ort und hat mit 4 Euro pro Nacht auch seinen Preis (Service kostet…). In Arica gibt es dutzende Hotels. Sogar welche mit Schwimmbad… Jetzt haben die doch schon das Meer… Die haben doch einen Flick weg die Chilenen (siehe auch Punkt: Flick weg)…
Hundekacke: Hundekacke habe ich in Arica nie gesehen. Dies bildet aber in Llallagua oftmals Basisgeruch der Gassen und lag schon in den herrlichsten und verschiedensten Farben und Konsistenzen vor unserer Haustüre…
Hupen: Etwas war anders in Arica. Etwas fehlte als Grundton in diesem Ort. Ja, warum hupen die den auf der Strasse nicht? Ach so, die Verkehrsregeln werden mittels Schildern, Ampeln etc. angezeigt. Das geschieht in Llallagua viel spontaner. Wer zuerst und lauter und länger hupt hat Vortritt. Immer und überall wird gehupt. Ja klar, denn die bergab fahrenden Autos müssen ja auch alles (vor allem auch Hunde…) aus dem Weg hupen, sie fahren schliesslich ohne gezündeten Motor runter um Benzin zu sparen und möchten den Schwung der Abfahrt möglichst lange ausnutzen können. Ach ja, und wenn man bei einer Kreuzung nicht um die Hauswände herum sieht, dann muss man ja hupen, um anzuzeigen, dass man gleich über die Kreuzung brettert. Logisch, oder?
Jugend: Jugendliche gibt es in beiden Städten sehr viele. In beiden Städten gibt es Studenten. Zusätzlich gibt es in Arica viele junge Soldaten. Arica ist ein wichtiger militärischer Stützpunkt, da es wenige Kilometer von Bolivien und vor allem Peru entfernt liegt. Und der eroberte Felsen und die paar Kilometer mehr Meereszugang wollen schliesslich verteidigt sein. In beiden Städten wir von sehr jung auf viel gesoffen und das kann nach Mitternacht gerne mal in Strassenschlachten enden…
Jugos: Man spricht es „Chugos“ aus, nicht „Jugos“ wie die mit –ic! Frische Fruchtsäfte gibt es in beiden Städten. Nur waschen die Aricenos die Gläser zwischen zwei Gästen ab (meist sogar mit Geschirrspülmaschine…) und in Llallagua wird es weitergereicht oder kurz in einen Krug mit Wasser gehalten…
Karaoke: In Arica gibt es viele Karaoke-Bars. In Llallagua gibt es seeeehr viele Karaoke-Bars. Übrigens gibt es in Llallagua auf 150 Einwohner, also auf ca. 50 Leute in „Baralter“, eine Bar. Die meisten davon, eigentlich alle, haben Karaoke. Die Llallaguenos versuchen sich dort, definitiv ohne anständiger Zurückhaltung, an spanischen Liebesliedern auch mal im Duett oder singen Bon Jovi in einem Englisch mit leichtem Qetschuaakzent...
Kellner: In Arica gibt es Kellner mit Fliege und Hemd. Sie fragen auch immer wieder, ob man noch etwas wolle und zufrieden sei mit dem Essen. Hier in Llallagua ist das viel einfacher: Der Kellner ist entweder ein Kind oder eine eher unmotivierte Person, welche das Tagesmenü auf den Tisch wirft, Mühe hat den Preis von zwei Tagesmenüs zusammen zu rechnen und ganz am Schluss beim Abräumen noch „Provecho“, was so viel wie „en Guete“ heisst, wünscht. Warum sie das hier erst nach dem Essen wünschen, hat wieder was mit ihrer für uns verdrehten Logik zu tun. Oder, was wir immer mehr vermute, sie wünschen einem eine gute Verdauung und das ist viel wichtiger hier als der Geschmack des Essens…
Kinderwagen: Die Kinder werden hier in Llallagua in grossen, farbigen Tüchern auf dem Rücken getragen. Oft liegen sie so schief darin, dass man sie gleich auffangen möchte. Kinderwagen gibt’s hier keine. Wie sollten bei diesen Löchern und Absätzen in den Wegen die Eltern auf die Idee kommen das Kind im Kinderwagen zu transportieren? Und dann ist das erst noch was Teures so ein Kinderwagen. In Arica stolzieren die Eltern mit ihrem Nachwuchs im Kinderwagen durch die Stadt…
Kino: Ach, das waren noch Zeiten als es in Llallagua noch Kinos gab (siehe Interview in unserem zweiten Rundbrief). In Arica kann man schlicht auf das Kino verzichten, denn ausser Kinderfilmen werden nur Actionstreifen aus Nordamerika gezeigt. Schade, wir hatten uns auf einen Kinobesuch gefreut… (Aber das Kino spielte dann doch noch eine wichtige Rolle für uns, siehe Punkt Magnum)…
Kleidung: Die Menschen in Llallagua sind sehr farbig gekleidet und viele tragen traditionelle Hüte mit Schmuck daran. In Arica fehlt das. Es werden die internationalen Markenkleider (meist in Original!) getragen und der Unterschied zur Schweiz im Strassenbild ist gering.
Klima: Während es in Arica das ganze Jahr über angenehm warm ist, ist es in Llallagua eigentlich das ganze Jahr über konstant kalt… Noch Fragen?
Lastwagen: Aus Arica fahren voll beladene Laster Richtung Bolivien. Aus Bolivien kehren sie dann wieder leer an die Küste zurück. Welche Wirtschaft scheint da besser zu funktionieren…? Wer ist da von wem abhängig, lieber Evo?...
Luxus: In Llallgua ist es absoluter Luxus Milch oder zwei Liter Trinkwasser zu kaufen. Das kostet so viel, wie hier die Hälfte der Familien pro Tag zum Leben haben. In Arica ist Luxus (für Schweiz-Bolivianer), wenn man im Casino ein paar Franken verspielen und trotzdem in sein warmes Hotelzimmer zurück kehren kann…
Magnum: Nun kommen wir zum absoluten Highlight unseres Aufenthaltes in Arica. Im Eisschrank vor dem Kinoeingang gab es Magnum-Eis… Eieieieieis!!! In Llallagua wird auch bei 0 Grad in der Nacht auf der Strasse noch Eis gegessen. Die Llallaguenos lieben Eis über alles. Und die Hupen der Eisverkäufer mit ihren mobilen Verkaufsständen gehören zu einem Grundgeräusch hier in Llallagua. Nur ist dieses Eis in den meisten Fällen aus heimischem Wasser gefertigt und somit nichts für uns. Aber in Arica gab es Magnum!!! Sogar Magnum Almond….!!!
Markt: In Llallagua ist der Markt sehr speziell und gross für diese Stadt. In Arica ist er auch sehr schön, aber geordneter und überdacht. In Llallagua ist ein überdachter Markt in Konstruktion und die Marktstände sind deshalb momentan in vielen Gassen verteilt. Wir hatten noch nie den Mut zu fragen, wann der neue Markt fertig gebaut sein wird und wie lange er schon im Bau sei…
Mc Donald’s: In Arica gibt es einen Mc Donald’s. Dort schmeckt das Essen wie im Mc Do in Bern. Wir haben es in einem Moment grossen Vermissens des Kapitalismus und der Globalisierung ausprobiert. In Llallagua gibt es „Pollo rico“, das ist eine Restaurantkette hier in Llallagua. Da gibt es immer Poulet, Reis und Kartoffeln. Mmmmmh…. Naja, mit grosser Freude gingen wir in den Mc Do in Arica…
Meer: Meeresanschluss haben die Chilenen und die Bolivianer nicht. Aber, da ist das letzte Wort noch nicht gefallen. Hier der Text eines Liedes aus dem offiziellen Liederbuch 2008 der bolivianischen Schulen: „Recuperemos nuestro Mar, recuperemos el Litoral, a una costa de la vida, recuperemos el mar cautivo. La juventud esta presente, Bolivia en alto reclama el Mar. Recuperar, recuperar el Litoral y el ancho Mar (bis). Tras este siglo de injusticia morir es digno que tolerar. Recuperar, recuperar el Litoral y el ancho Mar (bis). » Na dann, viel Glück!
Menschen: Die Menschen in Arica sind sehr gesprächig und offen, scheinen auch immer genau zu wissen, was sie wollen. Dafür waren die Gespräche meist sehr oberflächlich und haben die gleichen Themen wie die üblichen Kurzgespräche in der Schweiz beinhaltet. In Llallagua sind die Menschen sehr liebenswürdig. Sie lachen sehr gerne und die Gespräche entwickeln sich oft in eine unerwartete Richtung. Sei es auch nur weil man fünf Minuten lang zusammen ausrechnet wie viel nun 4 Bananen kosten, wenn 12 davon für 3 Bolivianos angeboten werden. Die Menschen hier haben auch eine andere Logik als wir und erzählen so auch ihre Geschichten in uns fremden Reihenfolgen und mit der Betonung auf den für uns falschen Elementen der Geschichte. Llallaguenos können auch sehr gut etwas zu erzählen beginnen, ohne zu wissen, was sie dann am Ende damit sagen möchten…
Mineros: Die Mineros gibt es in Arica nicht. Hier in Llallagua gewinnen sie im Moment sehr viel Geld und machen daher noch mehr Feste als gewöhnlich. Eigentlich sind viele Mineros immer mehr nur noch Hindernisse für Autos und Menschen in den Gassen, weil sie besoffen von einer Strassenseite auf die andere torkeln…
Morro: „Morro“, so heisst der Felsen über Arica, den die Chilenen den Bolivianern weggenommen haben. Und das ist ungerecht, weil… Okay, euch langweilt dieses Thema eventuell schon…
Nationalstolz: Nationalstolz haben beide, die Llallaguenos und die Aricenos. Die einen haben vielleicht im Moment ein wenig mehr Grund dazu und darum müssen ihn die anderen auch immer wieder sehr auffällig und unnatürlich zelebrieren. Bolivia unida, Evo cumple! Haben übrigens nun herausgefunden, was Evo mit diesem Spruch sagen will: „Ich versuche zu regieren, wenn ich etwas falsch mache, denkt daran: Evo ist euer Kumpel“ (Evo Kumpel = Evo cumple)… Okay, weit her geholt, gehen wir zum nächsten Punkt…
Öffentliches Urinieren: In Llallagua wird auf offener Strasse im Stadtzentrum von den Männern an die Mauern gepinkelt und die Cholitas gehen in die Knie fahren ihre Röcke weit aus und lassen es hemmungslos fliessen. Kinder können auch schon mal auf der Strasse beim seelenruhigen Pinkeln einen Autostau auslösen. Naja, wenn wir den Zustand des durchschnittlichen Klos hier sehen, dann würden wir auch öffentliches Urinieren vorziehen. Bei grösseren (hoffentlich auch dickeren) natürlichen Bedürfnissen werden hier in dieser Region übrigens von den meisten Menschen aus Kostengründen und (man glaubt es kaum) aus Eignungsgründen und weil nichts Nützlicheres vorhanden ist Steine fürs Putzen des Allerwertesten benutzt. In Arica waren die WC’s in Restaurants und Bars sauberer als der Grossteil der Küchen hier…
Palmen: Palmen gibt es in Arica sehr viele und in Llallagua nicht… Noch Fragen?
Parfum: Parfum scheint in Arica sehr beliebt. Im Stadtzentrum gibt es alle 100 Meter Parfum zu kaufen. In Llallagua weniger. Und warum sollte man sich auch Parfum auftragen, wenn man das Geld zum Essen braucht. Doch bei wenigen reichen Jugendlichen riecht man da schon mal den Versuch, den Gestank der Gassen heftig zu übertünchen… Bei der Qualität und der Intensität des Geruches wünscht man sich da aber manchmal lieber den Geruch nach Schafen und Lamas der Campesinos, die in ein Taxi oder Minibus zusteigen…
Pisco Sour: Pisco Sour ist ein deliziöser Drink, den man in Arica zum Apéro trinkt. Mit Pisco (Zuckerrohrschnaps) , Ei, Zimt und Zucker. Mmmmmh! Zum Glück gibt’s den in Bolivien nicht oder selten, sonst würde unsere Salmonellengefahr um einiges erhöht…
Polizei: In beiden Ortschaften ist die Polizeipräsenz auffällig hoch. Mit dem Unterschied, dass man der Polizei in Arica ansieht, dass sie einen Auftrag hat… Der zu empfehlende Umgang mit der Polizei ist auch sehr verschieden. Während man in Bolivien auch mal zwei Stunden mit den Polizisten diskutieren kann und es erwünscht ist, dass man ein paar Bolivianos sponsert, wird dies in Arica gar nicht gern gesehen und kann sogar mit saftigen Strafen enden. Das verstehe ich nicht. Die Polizisten haben doch so viel Macht und nutzen das nicht einmal aus. Die spinnen die Chilenen… Das sei in Chile übrigens historisch bedingt. Die Polizei wolle erst recht demonstrieren, dass sie nicht (mehr) korrupt sei…
Plastiksäcke: Plastiksäcke gibt es in beiden Orten sehr viel. Nur liegen die in Llallagua dann in den Strassen und später im Altiplano rum. In Arica ist das nicht so. Wie machen die das bloss? Sammeln die sie eventuell ein? Wohin werfen sie die Säcke nach dem Einsammeln? Sicher ins Meer! Und darum wäre es gut, wenn wir auch Meereszugang hätten und…..(den Rest kennt ihr schon…)
Putzen: Wie schon erwähnt sind die Menschen in Arica putzwütig und haben einen flick weg. Das Thema hatten wir ja auch schon…
Quittungen: In Arica stellen sie dem Kunden immer Quittungen im Doppel aus. Da scheint irgendetwas im Steuersystem zu klappen… In Llallagua müssen wir Quittungen mitbringen, der Händler hat sicherlich keine zur Hand, wenn wir für die Arbeit etwas einkaufen gehen. Da kann man auch schon mal ein paar Bolivianos mehr notieren, wenn man vorigen Tags in einem anderen Laden oder an einem anderen Stand vergessen hatte eine Quittung auszufüllen und man dieses Geld vom Arbeitgeber auch noch gerne zurück erstattet hätte. Dann kann man ja auch mal noch ein bisschen mehr auf die Quittung schreiben, dann gibt einem der Arbeitgeber auch ein bisschen mehr zurück…. Alles schon erlebt…. Korruption oder „Bschisse“ beginnt im Kleinen… Seltsam, dass sich das dann bis in höchste Instanzen weiterzieht…
Raubkopien: Raubkopien gibt es in Llallagua an jeder Strassenecke zu kaufen. DVD’s, CD’s, selbst Bücher werden als Kopie verkauft. Auch wenn es richtige CD-, DVD- oder Büchergeschäfte hat, befinden sich darin ausschliesslich Kopien. Kommt ja viel billiger, warum also Originale? In Arica ist das nicht so einfach. Es scheint da angewandte Gesetze zu geben. Jedenfalls wurden uns Raubkopien nie gezeigt nur mündlich angeboten… Ach machen sich die Chilenen das Leben doch kompliziert…
Seife: In Arica gibt es auf den WC’s sogar Seife für das Händewaschen. In Llallagua musst du auch das Klopapier immer dabei haben und gehst lieber hinter einen Busch als auf die Banos Publicos, die man an ihrem Geruch und nicht weil sie gut angeschrieben wären erkennt…
Snickers: Siehe Magnum!!!
Stromausfall: Stromausfall kommt ab und zu vor in Llallagua. Wir wurden auch bei unserer Ankunft in Oruro nach unserem Aufenthalt im immer hell erleuchteten Arica gleich mit einem Stromausfall empfangen und konnten unser Essen im Restaurant im Kerzenlicht bestellen. Stromausfall ist eigentlich etwas Verbindendes. Man trifft sich dann um eine Kerze oder Taschenlampe herum und die Stimmung kann je nach Situation romantisch, verschwörerisch, beängstigend oder heimelig sein. Es könnte sogar sein, dass wir diese Stromausfälle dann in der Schweiz vermissen werden…
Tina: „Tina“ wird die Badewanne in Chile genannt. Eine Tina hatten wir in unserem Hotelzimmer in Arica. Ach war das schön! Wir haben beide jeden Tag mindestens ein Mal gebadet. Was für ein Gefühl, sich gründlich waschen zu können, auch wenn man eigentlich gar nicht dreckig ist. In Llallagua haben wir da eher umgekehrte Gefühle: „Nein, jetzt muss ich wieder duschen und danach fühl ich mich nicht wirklich sauberer, wenn ich sehe wie braun das Wasser aus dem Duschkopf fliesst und es ist erst noch kalt beim Anziehen…“ „Tina, te quiero!“
Tischtücher: In Arica gibt es in den Restaurants saubere Tischtücher. Wir denken, die werden sogar gewaschen! In Llallagua braucht es das nicht. Auf Plastiktischen lässt sich gut essen. Wenn es ausnahmsweise Tischtücher hat, sind die so schmutzig, dass es besser keine hätte…
Touristenstadt: Llallagua schreibt auf jedem Plakat, auch wenn es nur eine Werbung für einen grösseren Markt am kommenden Wochenende ist, stur: „Llallagua, ciudad minera, turistica y minera“… Wir erwarten jedes Mal die grossen Touristenströme. Leider sind wir dann wieder die einzigen Weissen, die den Markt besuchen. Ob sie das „turistica“ wohl nur wegen uns schreiben? Arica ist eine Touristenstadt mit grossem Hafen. Alles ist für Touristen eingerichtet. Es gibt sogar Fahrradwege entlang der Küste… (ohne Hunde!)…
Traditionen: In Arica wurden wir Zeuge des Jubiläums einer Schule. Am Sonntag mussten deshalb alle Schüler und Lehrer zu Marschmusik vor der Militärkaserne vorbeimarschieren und sie wurden von hohen Militärs auf Tribüne gegrüsst. Hier in Llallagua gibt es auch viele Traditionen. Sie sind aber farbiger und gehen weniger geordnet von statten. Die Llallaguenos waren bestimmt dabei als das Festen erfunden wurde. Fast täglich finden solche statt und hier findet man immer einen Grund zu festen. Immer wieder finden auch sehr traditionelle Feste mit Tanz und Musik statt oder an einem grossen Anlass, der einmal im Jahr stattfindet, schlägt man sich einen Tag lang gegenseitig und dabei gibt es Tote und Verletzte. Dies ist ein traditionelles Versöhnungsritual, welches jährlich in verschiedenen Gemeinden der Region durchgeführt wird…
Umleitungen: Umleitungen der Strasse sind in Arica mit Schildern markiert (siehe auch Punkt Verkehrsschilder und Flick weg)!!!
Verkehrsschilder: In Chile / Arica gibt es Verkehrsschilder und die Informationen darauf stimmen sogar. Auf der kurvigen Strasse hoch nach Llallagua (ca. 1 Stunde Fahrt) gibt es ein Schild, das dich vor der nächsten Rechtskurve warnt. Da erschrecken wir jedes Mal... Ach ja und es gibt übrigens in Huanuni, wo es auf der Strecke Oruro – Llallagua links rauf weg vom Altiplano nach Llallagua geht, ein Schild, das den Weg anzeigt. Okay, es steht ca. 400 Meter vor der Strasse, die dann wirklich links weg nach Llallagua führt. Aber wer meint schon, dass es die zwei, drei Strassen vorher links weg gehen könnte, also wirklich…
Vortritt: In Arica lassen die Autofahrer den Fussgängern fast ein wenig penetrant den Vortritt. Das muss ja unglaubliche Strafen nach sich ziehen, wenn man das nicht macht (siehe Punkt Polizei…). Die spinnen die Chilenen (siehe Punkt Flick weg)! In Llallagua setzt sich auf der Strasse der Stärkere durch (siehe auch Punkt Hupen…) und ein Autofahrer weicht lieber einem Loch in der Strasse als einem Menschen aus…
Wasser: Naja, ich würde auch das Wasser in Arica nicht ab dem Wasserhahn trinken. Aber es ist immerhin durchsichtig! Nein das ist fies, denn hier in Llallagua kommt es nur etwa zwei Tage pro Woche so braun, dass man das Gefühl hat es sei eine Ovi. Für während der EM haben wir übrigens Bier bestellt statt Ovi... In Arica fragen sie in den Restaurants und Geschäften, ob man gerne Wasser mit oder ohne Gas haben möchte und welche Marke! In Llallagua heisst es nur: „Wasser aus der Flasche, bitte!“ Die „Industria Bolivia“ kennt nur Wasser ohne Gas… aber hauptsache: „Hecho en Bolivia!“…
WC: Siehe Punkte Seife, Putzen, Öffentliches Urinieren, Flick weg und viele mehr…
Wein: Ja, die Chilenen machen sehr guten, preisgünstigen Wein. Ja, in Arica kann man den in jedem Restaurant bestellen! Nein, die Bolivianer (auch wenn sich die Tarijenos Mühe geben) machen keinen guten Wein. Nein, in den Restaurants von Llallagua kann man keinen Wein bestellen! Noch Fragen?
Wind: Wind gibt es an beiden Orten. Und wegen der umliegenden Wüstenlandschaft auch viel Staub in der Luft. Nur ist der Wind in Arica meist warm und hier eisig (siehe auch Punkt Armut)…
Wüste: Wüste gibt es an beiden Orten. Nur leben in Arica keine Menschen in der Wüste und hier haben sie ganze Städte im Altiplano gebaut…
Zeitungsverkauf: In Llallgua gibt es auf dem Hauptplatz zwei Schalter und dort können jeden Tag ab drei Uhr Nachmittags vier Tageszeitungen gekauft werden (davon sind zwei einigermassen lesbar…). In Arica gibt es Zeitungsabonnementen, die ihre Zeitung am Morgen früh ins Haus geliefert bekommen… Ach wäre das schön…
Zoll: Die bolivianische Zollkontrolle ist amüsant oder strapaziert die Nerven, wie man es nimmt. Da ist es auf der chilenischen Seite direkt gemütlich und langweilig. Während man auf bolivianischer Seite nach jedem Büro, das man besucht hat, sich durchfragen muss, in welches Büro man als nächstes gehen soll und in jedem Büro ein, zwei Noten liegen lässt, haben die Chilenen Nummern an ihren Büros angebracht und man muss tatsächlich von der Nummer 1 zur Nummer 2 zur Nummer 3 und so weiter. Die Chilenen haben aber in ihrem Sauberkeits- und Ordnungswahn (siehe auch Punkt Flick weg, Putzen etc.) auch mehr Vorschriften als die Bolivianer. So mussten wir unsere beiden Äpfel noch vor Grenzübertritt wegen der Gefahr der Einfuhr von Fruchtfliegen aufessen. Es waren übrigens chilenische Äpfel… Von der Schokolade und dem Fleisch, das es in Esthers Geburipäckli hatte, die wir vorher noch in Oruro auf der Post abgeholt hatten, haben wir nichts gesagt und glücklicherweise wurde unser Auto und Gepäck auch keiner schärferen Kontrolle unterzogen. Denn auf vielen Plakaten war da so ein Zeichen wie das mit dem durchgestrichenen Apfel nur mit Fleisch…
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