Dann von Richard Dehmel

Doch als du dann gegangen,
da hat sich mein Verlangen
ganz aufgethan nach dir ...
Als sollt’ich dich verlieren,
schüttelte ich mit irren
Fingern deine verschlossne Thür.
 
Und durch die Nacht der Scheiben,
ob du nicht würdest bleiben,
bettelten meine Augen, und –
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Du gingst hinauf die Stufen
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und hast mich nicht gerufen,
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mich nicht zurück an deinen Mund.
 
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Vernahm nur noch mit stieren
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Sinnen dein Schlüsselklirren
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im schwarzen Flur, und dann –
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Traum ... bis die Schatten kamen,
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wo wir im Park zusammen
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ins bodenlose Wasser sahn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Dann“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dann“ stammt von Richard Dehmel, einem bedeutenden deutschen Dichter der literarischen Moderne, der zwischen 1863 und 1920 lebte. Da dieses Gedicht in erster Linie ein Gefühl der Sehnsucht vermittelt, vermutet man, dass es in der literarischen Epoche des Impressionismus entstand, die sich durch eine stark subjektive Wahrnehmung und das Streben nach Darstellung innerer Erlebnisse auszeichnete.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht einen Eindruck von tiefer Sehnsucht und Verlust. Es wird das Bild eines lyrischen Ichs gezeichnet, das sich nach einer geliebten Person sehnt und sich mit der Abwesenheit dieser Person auseinandersetzen muss. Eine melancholische und sehnsüchtige Stimmung durchzieht das gesamte Gedicht.

Inhaltlich handelt das Gedicht von den Empfindungen des lyrischen Ichs, nachdem die geliebte Person das Haus verlassen hat. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich, wie es mit seinen Fingern an der verschlossenen Tür rüttelt, voller Sehnsucht und mit der Angst, die geliebte Person zu verlieren. In der zweiten Strophe erhellt der Blick aus dem Fenster die Nacht und die Hoffnung, dass die geliebte Person bleiben könnte. Aber die Geliebte geht und ruft nicht zurück. Mit dem Schließen der Tür erklingt ein Schlüsselklirren, das die endgültige Abwesenheit unterstreicht. Dieser Moment leitet in den dritten und letzten Teil des Gedichtes über, welcher aus einem verschwommenen Traum besteht. In diesem Traum erinnert sich das lyrische Ich an eine gemeinsame Zeit im Park, die plötzlich von bodenlosem Wasser unterbrochen wird.

Die Form des Gedichts besteht aus drei gleich aufgebauten Strophen mit jeweils sechs Versen. Die Sprache ist einfach und direkte, doch voller Emotionen. Es spricht von alltäglichen Handlungen und Gegenständen, wie Türen, Schlüssel und Treppenstufen, die allerdings eine tiefe symbolische Bedeutung bekommen und das lyrische Ich in seinem Schmerz, seiner Sehnsucht und Trauer, eindringlich darstellen.

Insgesamt ist „Dann“ ein intensives Gedicht, das auf einfühlsame Weise die Dynamik von Verlust und Sehnsucht aus der Perspektive des lyrischen Ichs veranschaulicht. Die sorgfältige Wahl der Worte und der Aufbau erzeugen eine tiefgründige und eindringliche Atmosphäre. Das Gedicht ist ein eindrückliches Beispiel für die Fähigkeit Dehmels, tiefgreifende emotionale Zustände mit einfacher Sprache und alltäglichen Bildern zu vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Dann“ ist Richard Dehmel. Dehmel wurde im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. 1893 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 85 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Weitere Werke des Dichters Richard Dehmel sind „Ballade vom Volk“, „Bann“ und „Bastard“. Zum Autor des Gedichtes „Dann“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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