Aufblick von Richard Dehmel

Ueber unsre Liebe hängt
eine tiefe Trauerweide.
Nacht und Schatten um uns beide;
unsre Stirnen sind gesenkt.
 
Wortlos sitzen wir im Dunkeln;
einstmals rauschte hier ein Strom,
einstmals sahn wir Sterne funkeln …
 
Ist denn Alles tot und trübe? –
Horch: ein ferner Mund! vom Dom!
 
10 
Glockenchöre … Nacht … und Liebe …
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Aufblick“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
48
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aufblick“ wurde von Richard Dehmel verfasst, einem bedeutenden deutschen Dichter des literarischen Naturalismus und der symbolistischen Lyrik, der von 1863 bis 1920 lebte. Das Gedicht lässt sich zeitlich in das späte 19. oder frühe 20. Jahrhundert einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von Melancholie durchdrungen. Das lyrische Ich und eine andere Person, vermutlich ein Liebespaar, sind getrennt von Glück, Liebe und Lebhaftigkeit, metaphorisch dargestellt durch eine „tiefe Trauerweide“, „Nacht“ und „Schatten“.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine Szene tiefen Kummers und Verlusts. Das lyrische Ich und sein Gegenüber befinden sich in Dunkelheit,zusammen, aber doch getrennt, in einer Atmosphäre der Trauer und Verzweiflung. Sie erinnern sich an bessere Zeiten, symbolisiert durch den ehemals rauschenden Strom und das Funkeln der Sterne, die nun nicht mehr sichtbar sind. Doch das lyrische Ich hält an der Hoffnung fest: In der Ferne hört es Glockenchöre vom Dom, welche vermutlich einen Aufschwung oder eine positive Wendung symbolisieren.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlichen Versen: Die ersten beiden Strophen haben vier bzw. drei Verse, die dritte Strophe zwei und die letzte nur einen Vers. Diese abnehmende Struktur könnte den schwindenden Optimismus und die zunehmende Resignation des lyrischen Ichs widerspiegeln.

Sprachlich verwendet Dehmel einfache, aber treffende Metaphern und Symbole, um seine Botschaft zu vermitteln. Die „tiefe Trauerweide“, „Nacht“ und „Schatten“ symbolisieren die Dunkelheit und Melancholie, die über die Beziehung hängen, während die „Glockenchöre … Nacht … und Liebe …“ am Ende Hoffnung und mögliche Erlösung verkünden. Dabei ist die Sprache eher schlicht und nüchtern, was zur düsteren Stimmung des Gedichts beiträgt.

Insgesamt lässt Dehmels Gedicht „Aufblick“ ein Bild großer Trauer und innerer Zerrissenheit entstehen, das jedoch einen Hoffnungsschimmer in sich trägt. Es bildet ein emotional starkes und ausdrucksstarkes Beispiel für die Lyrik der späten Jahrhundertwende.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Aufblick“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1893. München ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 48 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf der Reise“, „Ballade vom Volk“ und „Bann“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Aufblick“ weitere 522 Gedichte vor.

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