Bitte von Richard Dehmel

Nur: sage „Du“ ... ich will ja nie,
nie wieder deine Lippen küssen,
nun wir’s gefühlt, so Knie an Knie
gefühlt, daß wir uns lieben müssen.
 
Das Abendrot umfing so brennend
der Eichen hohe Knospenkette;
wir aber sahen nur, uns trennend,
die schwarzen, ragenden Skelette.
 
Und nickten doch von vielen Bäumen
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schon Blüten unsrer Liebe zu
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und erstes, keusches Grün; so träumen,
12 
so nicken Kinder ... sage „Du“.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Bitte“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Bitte“ stammt von Richard Dehmel, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der dem späten Realismus und dem deutschen Naturalismus zugeordnet wird. Sein Schaffen fällt in die Zeit zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhundert und dem Beginn des 20. Jahrhunderts.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer starken Emotionalität und einer tiefen Innigkeit. Es scheint sich um die Darstellung einer intensiven, jedoch auch konfliktbeladenen Liebesbeziehung zu handeln.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um ein lyrisches Ich, das sich an eine andere Person wendet und dabei eine sehr enge und tiefgründige Beziehung zu dieser zu haben scheint. Jedoch deutet das lyrische Ich auch auf Schwierigkeiten in der Beziehung hin. Insbesondere wird klar, dass eine körperliche Vereinigung, symbolisiert durch das Küssen, nicht mehr angestrebt wird. Gleichzeitig wird ein starkes Gefühl der Verbundenheit und der gegenseitigen Anziehung ausgedrückt. Die Naturerscheinungen, wie das Abendrot und die Eichen, unterstreichen die dramatische und melancholische Atmosphäre. In den letzten Versen scheint eine Art Resignation durchzuklingen, es wird der Wunsch geäußert, dass die angesprochene Person das lyrische Ich „Du“ nennt, ein Wunsch nach Nähe und Vertrautheit.

Die Form des Gedichts ist geprägt durch drei gleichmäßige Vierzeiler-Strophen mit einem geregelten Metrum und einem klaren Reimschema. Dehmels Sprache ist bildreich und metaphorisch. Die Naturbilder verdeutlichen die emotionalen Zustände des lyrischen Ichs und unterstreichen die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehung. Die Verszeilen sind geprägt von sinnlicher Sprache und emotional aufgeladenen Verben. Der wiederholte Appell „sage 'Du'“ durchbricht dabei den Naturbild-Duktus und fungiert zugleich als Ausdruck der Verzweiflung, der Emotionalität und der Nähe, die das lyrische Ich zu der angesprochenen Person empfindet.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Bitte“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Der Autor Richard Dehmel wurde 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1893 zurück. Erschienen ist der Text in München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 67 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Ballade vom Volk“, „Bann“ und „Bastard“ sind weitere Werke des Autors Richard Dehmel. Zum Autor des Gedichtes „Bitte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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