Ende einer Gedichtfolge auf Gustav Adolf von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Ende einer Gedichtfolge |
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auf Gustav Adolf |
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Erscholl von jeder Heide, jedem Hügel |
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Das Schreckengelärm gewappneter Wütriche her. |
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Doch wenig Stunden sann um Mitternacht der Held, |
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Vollbrachte mit stürmender Hand, was er sann, am |
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geflügelten Tag, |
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Und ha! wo war er nun, der Fremdlinge Grimm? |
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Die Racheblicke, wie so bange rollten sie? |
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Der Rosse Schnauben hatt in Röcheln sich gewandelt, |
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Zerrissen moderten im Blut des Flüchtlings |
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Die güldenen Paniere, Raben krächzten |
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Im leichenvollen Hinterhalt, und Angstgeheul |
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Erscholl von jeder Heide, jedem Hügel. |
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Verschlungen hatte sie der größre Strom. |
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Der Tag des Weltgerichts - auch er! auch er! |
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Wird zeugen einst im Angesicht der Völker. |
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So spricht Jehova: Herrlich sei dein Lohn! |
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Sie schändeten zum blutbefleckten Greul |
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Die Fahne meines Reichs - die Lehre meines Mundes |
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Zur Menschenwürgerin, zur Brudermörderin. |
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Mit Henkersfäusten trieben sie vom Vaterland |
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Die Kinder meines Luthers, die das Joch des Wahns |
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Vom Nacken schüttelten, in Todeswüsten hin. |
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Da trocknet' ihre Tränen Gustav ab, |
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Der Fromme baute Häuser meinen Irrenden. |
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Dein Lohn sei herrlich! du Gesegneter! |
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So spricht Jehova, und die Myriaden |
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Versammleter erheben ihre Häupter |
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Und breiten ihre Arme gegen Gustav aus, |
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Und jubeln: Amen! herrlich ist sein Lohn. |
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O Gustav! Gustav! hast du dein Ohr geneigt |
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Den Zeugen deiner Größe - du Herrlicher! |
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Und zürnst du nicht, und lächelst du im |
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Arme der Helden zu uns herunter? |
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Verzeih, du Liebling Gottes! ich liebe dich! |
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Wann Donner rollen über mein trautes Tal, |
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So denk ich dein, und wenn der Obstbaum |
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Freundlich den Apfel herunterreichet, |
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So nenn ich deinen Namen. Denn ringsum sieht |
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Ein Denkmal deiner Taten mein staunend Aug. |
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Und ha! wie wird dies Auge staunen, |
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Führet mich förder hinauf zum Tempel, |
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Zum höchsten Tempel seiner Erhabenheit |
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Mit wolkenlosem Mut die Begeisterung |
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Hinauf, wo es dem Tandler schwindelt, |
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Wo der Gebrechliche nie hinanklimmt! |
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Umdonnert, Meereswogen! die einsame |
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Gewagte Bahn! euch bebet die Saite nicht! |
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Ertürmt euch, Felsen! ihr ermüdet |
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Nicht den geflügelten Fuß des Sängers. |
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Nur daß ich nie der ernsten Bewundrung Lied |
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Mit Tand entweihe - ferne von Gleisnerslob! |
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Und seiner gottgesandten Taten |
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Keine vergesse - denn dies ist Lästrung! |
Details zum Gedicht „Ende einer Gedichtfolge auf Gustav Adolf“
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343
1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ende einer Gedichtfolge auf Gustav Adolf“ wurde vom deutschen Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst, der von 1770 bis 1843 lebte. Strategisch betrachtet, fällt das Gedicht in den literarischen Zeitraum der „Weimarer Klassik“, aber Hölderlin selbst neigte mehr zur Romantik.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie ein Huldigungsgedicht auf eine historische Figur, nämlich Gustav Adolf, den König von Schweden, der auch als „Löwe des Nordens“ bekannt war.
Das Gedicht ist in mehrere Strophen unterteilt, die meisten bestehen aus jeweils vier Versen. In den ersten beiden Strophen erinnert der Sprecher an den Krieg und seine Gräuel, beschreibt aber dann die mutige und heldenhafte Leistung Gustav Adolfs. Er zeichnet ein Bild von einer ungerechten Welt, die von den Taten des Held entsetzt ist. In der dritten Strophe hat der Sprecher einen religiösen Ton, er erwähnt „Jehova“, einen Namen für Gott und bezieht sich auf die Lehre des Ketzer Martin Luther. Er schildert Gustav Adolf als Frommen und Gottes Gesegneten, der für seine Heldentaten im Himmel belohnt wird.
Die Strophen vier bis sechs zeigen eine innere Beziehung des lyrischen Ichs zu Gustav Adolf. Er spricht ihn direkt an und drückt seine Verehrung für ihn aus. Im weiteren Verlauf äußert er seine Überzeugung, dass Gustavs Taten überall in der Natur sichtbar sind. In den letzten Strophen sieben bis neun betont der Sprecher seinen Wunsch, die Taten des Königs in einem würdigen Lied zu lobpreisen.
Die lyrische Form des Gedichtes weist ein einheitliches Reimschema auf, wobei in den meisten Versen ein Paarreim zum Einsatz kommt (AABB). Die Sprache des Gedichts ist erhaben und bildreich mit einem starken Gebrauch von Metaphern und bildlichen Sprachbildern. Große Emotionen und Ausdrücke von Bewunderung kennzeichnen den Ton des Gedichts. Es ist klar, dass der Sprecher Gustav Adolf als eine heroische und gottgesegnete Figur betrachtet und seine Taten mit größter Bewunderung und Verehrung darstellt.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Ende einer Gedichtfolge auf Gustav Adolf“ ist Johann Christian Friedrich Hölderlin. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. In der Zeit von 1786 bis 1843 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 343 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 55 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „Das Schicksal“, „Das Unverzeihliche“ und „Dem Genius der Kühnheit“. Zum Autor des Gedichtes „Ende einer Gedichtfolge auf Gustav Adolf“ haben wir auf abi-pur.de weitere 181 Gedichte veröffentlicht.
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