An Diotima von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Komm und siehe die Freude um uns; in kühlenden |
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Lüften |
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Fliegen die Zweige des Hains, |
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Wie die Locken im Tanz; und wie auf tönender Leier |
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Ein erfreulicher Geist, |
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Spielt mit Regen und Sonnenschein auf der Erde der |
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Himmel; |
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Wie in liebendem Streit |
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Über dem Saitenspiel ein tausendfältig Gewimmel |
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Flüchtiger Töne sich regt, |
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Wandelt Schatten und Licht in süßmelodischem |
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Wechsel |
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Über die Berge dahin. |
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Leise berührte der Himmel zuvor mit der silbernen |
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Tropfe |
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Seinen Bruder, den Strom, |
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Nah ist er nun, nun schüttet er ganz die köstliche |
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Fülle, |
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Die er am Herzen trug, |
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Über den Hain und den Strom, und ... |
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Und das Grünen des Hains, und des Himmels Bild in |
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dem Strome |
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Dämmert und schwindet vor uns |
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Und des einsamen Berges Haupt mit den Hütten und |
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Felsen, |
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Die er im Schoße verbirgt, |
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Und die Hügel, die um ihn her, wie Lämmer, gelagert |
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Und in blühend Gesträuch |
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Wie in zarte Wolle gehüllt, sich nähren von klaren |
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Kühlenden Quellen des Bergs, |
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Und das dampfende Tal mit seinen Saaten und |
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Blumen, |
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Und der Garten vor uns, |
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Nah und Fernes entweicht, verliert sich in froher |
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Verwirrung |
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Und die Sonne verlischt. |
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Aber vorübergerauscht sind nun die Fluten des |
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Himmels |
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Und geläutert, verjüngt |
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Geht mit den seligen Kindern hervor die Erd aus dem |
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Bade. |
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Froher lebendiger |
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Glänzt im Haine das Grün, und goldner funkeln die |
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Blumen, |
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Weiß, wie die Herde, die in den Strom der Schäfer |
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geworfen |
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Details zum Gedicht „An Diotima“
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230
1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „An Diotima“ wurde von dem deutschen Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst, der von 1770 bis 1843 lebte. Dadurch lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der deutschen Romantik einordnen.
Auf den ersten Blick fällt die positive und lebendige Stimmung des Gedichts auf. Die Natur wird in all ihrer Schönheit und Dynamik geschildert und zum zentralen Motiv erhoben.
Im Detail erzählt das Gedicht von einer idyllischen Szenerie in der Natur. Die umgebende Landschaft, mit ihren Bergen, Bäumen, Flüssen und Blumen, wird vom lyrischen Ich erfreut betrachtet. Der Himmel spielt mit den Elementen, Licht und Schatten wechseln sich ab, und der Anblick der Natur scheint sich stetig zu verändern. Nach einem kurzen Regenschauer erstrahlt die Natur in neuem Glanz. Es scheint, als würde das lyrische Ich die Natur als lebendiges, sich ständig veränderndes Wesen sehen, welches in ständiger Interaktion mit den Elementen steht.
In der Interpretation lässt sich sagen, dass das lyrische Ich in dem Gedicht die Schönheit und Dynamik der Natur betont. Es zeichnet ein Bild von der Natur als Ort des Lebens, des Wandels und der Freude. Gleichzeitig könnte das Gedicht aber auch als Huldigung an die griechische Göttin Diotima gesehen werden, an die es adressiert ist.
In Bezug auf die Form und die Sprache des Gedichts lassen sich verschiedene Merkmale erkennen. Erstens ist das Gedicht charakterisiert von einem hohen Maß an Naturlyrik, was durch die vielen detaillierten und bildhaften Beschreibungen von Naturphänomenen untermauert wird. Zweitens ist die Wortwahl des Gedichts sehr poetisch und elegant, was typisch für die romantische Epoche ist, in der Hölderlin schrieb. Drittens weist das Gedicht eine eher freie Form ohne ein striktes Versmaß oder Reimschema auf, was möglicherweise dazu dient, die Freiheit und Dynamik der Natur widerzuspiegeln, die das Gedicht beschreibt.
Weitere Informationen
Johann Christian Friedrich Hölderlin ist der Autor des Gedichtes „An Diotima“. Hölderlin wurde im Jahr 1770 in Lauffen am Neckar geboren. In der Zeit von 1786 bis 1843 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 49 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 230 Worte. Johann Christian Friedrich Hölderlin ist auch der Autor für Gedichte wie „An die jungen Dichter“, „An unsre Dichter“ und „Das Schicksal“. Zum Autor des Gedichtes „An Diotima“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 181 Gedichte vor.
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- An die Parzen
- An die jungen Dichter
- An unsre Dichter
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