Diotima von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Komm und besänftige mir, die du einst Elemente |
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versöhntest, |
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Wonne der himmlischen Muse, das Chaos der Zeit, |
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Ordne den tobenden Kampf mit Friedenstönen des |
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Himmels, |
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Bis in der sterblichen Brust sich das Entzweite |
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vereint, |
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Bis der Menschen alte Natur, die ruhige, große, |
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Aus der gärenden Zeit mächtig und heiter sich hebt. |
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Kehr in die dürftigen Herzen des Volks, lebendige |
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Schönheit! |
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Kehr an den gastlichen Tisch, kehr in die Tempel |
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zurück! |
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Denn Diotima lebt, wie die zarten Blüten im Winter, |
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Reich an eigenem Geist, sucht sie die Sonne doch |
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auch. |
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Aber die Sonne des Geists, die schönere Welt, ist |
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hinunter |
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Und in frostiger Nacht zanken Orkane sich nur. |
Details zum Gedicht „Diotima“
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19
107
1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht stammt von dem deutschen Lyriker Johann Christian Friedrich Hölderlin, der in der Epoche der Romantik lebte und von 1770 bis 1843 wirkte. Seine Werke sind geprägt von einer leidenschaftlichen Hinwendung zu Natur, Kunst und Geschichte.
Bei einem ersten Eindruck wird deutlich, dass das lyrische Ich in dem Gedicht „Diotima“ seinen Wunsch nach Harmonie und Ordnung ausdrückt, welche in der turbulenten Realität abhanden gekommen sind. Die titelgebende Diotima ist dabei scheinbar ein Hoffnungsträger für diese angestrebte Änderung.
Im Inhalt des Gedichts befindet sich das lyrische Ich in einem Zustand der Unruhe und des Aufbegehrens gegen die derzeitige Gesellschaftsordnung. Es wünscht sich eine Veränderung und eine Rückkehr zu Harmonie und Frieden, die durch die Figur der Diotima verkörpert wird. Hierbei scheint Diotima als Symbol für das höher Streben des Geistes und der Schönheit zu stehen, welches in der gegenwärtigen Zeit nicht zu finden ist. Die versehene Welt, auf die Bezug genommen wird, ist daher vermutlich eine Vergangenheit, in der diese Werte präsenter waren.
Im Hinblick auf die Form und Sprache ist auffällig, dass Hölderlin in einer sehr bildhaften und metaphorischen Weise schreibt. Der Gebrauch von Naturbegriffen wie „Elemente“, „Chaos“, „Himmel“, „Sonne“ und „Winter“ tragen dazu bei, die Stimmung des Gedichts herauszustellen und das Sehnen des lyrischen Ichs nach Ordnung und Harmonie zu verdeutlichen.
Zudem sind viele Verben als Imperative formuliert („komm“, „kehr“), die eine Aufforderung und Sehnsucht an Diotima ausdrücken. Die Strophe besteht aus 19 Versen, was ungewöhnlich ist. Interessanterweise beginnt die Strophe mit einer Anrede an Diotima und endet mit ihrem Abgang.
Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck des persönlichen und gesellschaftlichen Konflikts, den Hölderlin in einer als chaotisch und unordentlich empfundenen Zeit erlebt. Mit seiner bildhaften und emotionalen Sprache vermittelt er diese Zerrissenheit und das Streben nach Harmonie und höherem Sinn.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Diotima“ ist Johann Christian Friedrich Hölderlin. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Im Zeitraum zwischen 1786 und 1843 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 107 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „Abbitte“, „Abendphantasie“ und „An Ihren Genius“. Zum Autor des Gedichtes „Diotima“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 181 Gedichte vor.
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