Die Völker schwiegen von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Die Völker schwiegen, |
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schlummerten ... |
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Die Völker schwiegen, schlummerten, da sahe |
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Das Schicksal, daß sie nicht entschliefen, und es kam |
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Der unerbittliche, der furchtbare |
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Sohn der Natur, der alte Geist der Unruh. |
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Der regte sich, wie Feuer, das im Herzen |
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Der Erde gärt, das wie den reifen Obstbaum |
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Die alten Städte schüttelt, das die Berge |
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Zerreißt, und die Eichen hinabschlingt und die Felsen. |
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Und Heere tobten, wie die kochende See. |
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Und wie ein Meergott, herrscht' und waltete |
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Manch großer Geist im kochenden Getümmel. |
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Manch feurig Blut zerrann im Todesfeld |
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Und jeder Wunsch und jede Menschenkraft |
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Vertobt auf Einer da, auf ungeheurer Walstatt, |
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Wo von dem blauen Rheine bis zur Tyber |
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Die unaufhaltsame, die jahrelange Schlacht |
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In wilder Ordnung sich umherbewegte. |
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Es spielt' ein kühnes Spiel in dieser Zeit |
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Mit allen Sterblichen das mächtge Schicksal. |
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Und blinken goldne Früchte wieder dir, |
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Wie heitre holde Sterne, durch die kühle Nacht |
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Der Pomeranzenwälder in Italien. |
Details zum Gedicht „Die Völker schwiegen“
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1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Völker schwiegen“ stammt von Johann Christian Friedrich Hölderlin, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Romantik, der zwischen 1770 und 1843 lebte.
Auf den ersten Blick fällt die große Anzahl an bildlicher Sprache und Metaphern auf, durch die Hölderlin die Stimmungen und Zerstörung beschreibt, die durch Kriege entstehen. Es finden sich viele Naturvergleiche und Elemente der mythologischen und religiösen Symbolik, die typisch sind für Hölderlins Schaffensperiode und die Romantik generell.
Das Gedicht thematisiert den Zyklus von Leid und Frieden, die unmittelbaren Folgen und Nachwirkungen von Kriegen. In der ersten Strophe wird eine Art von Ruhe und Frieden vor dem Krieg beschrieben, wobei die Völker schlummern und schweigen. Der Konflikt selbst wird bildlich als Erscheinung der „Unruh“ und eines „unerbittlichen, furchtbaren Sohnes der Natur“ dargestellt, der wie ein Naturereignis Unheil und Zerstörung bringt.
In der zweiten und dritten Strophe beschreibt Hölderlin die blutige Kriegsführung und zeigt sowohl die Macht als auch die Grausamkeit des Krieges. Die gewaltige Zerstörung wird durch Bilder der tobenden Heere, des kochenden Getümmels und der unaufhaltsamen Schlacht wiedergegeben.
Die letzte Strophe wechselt dann in eine erhoffte, friedliche Zukunft. Es wird ein Bild des Wiederaufbaus und der Ruhe nach dem Sturm gezeichnet, wobei die „goldnen Früchte“ und die „heitren holde Sterne“ durch die Nacht der „Pomeranzenwälder in Italien“ ein von Hoffnung und Schönheit geprägtes Bild vermitteln.
Form und Sprache des Gedichts sind komplex und bildreich. Durch den Einsatz von Metaphern und Symbolen wird sowohl die Zerstörung als auch die Hoffnung und die Schönheit des Lebens, die nach dem Krieg wiederkehrt, auf eine intensive, eindringliche Weise beschrieben. Die sprachlichen Bilder und der rhythmische Fluss des Textes tragen zur Wirkung des Gedichts bei und unterstreichen seine Thematik: die Zerstörung durch den Krieg und den anschließenden Wiederaufbau und die Hoffnung auf ein friedliches und schönes Leben.
Abschließend könnte man sagen, dass Hölderlins Gedicht „Die Völker schwiegen“ eine kraftvolle und berührende Darstellung der brutalen Realität und der langanhaltenden Auswirkungen des Krieges ist, eingebettet in ein hoffnungsvolles Bild von Frieden und Erneuerung.
Weitere Informationen
Johann Christian Friedrich Hölderlin ist der Autor des Gedichtes „Die Völker schwiegen“. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. In der Zeit von 1786 bis 1843 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 151 Worte. Johann Christian Friedrich Hölderlin ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendphantasie“, „An Ihren Genius“ und „An die Deutschen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Völker schwiegen“ weitere 181 Gedichte vor.
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