An eine Fürstin von Dessau von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Aus stillem Hause senden die Götter oft
Auf kurze Zeit zu Fremden die Lieblinge,
Damit, erinnert, sich am edlen
Bilde der Sterblichen Herz erfreue.
 
So kommst du aus Luisiums Hainen auch,
Aus heilger Schwelle dort, wo geräuschlos rings
Die Lüfte sind und friedlich um dein
Dach die geselligen Bäume spielen,
 
Aus deines Tempels Freuden, o Priesterin!
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Zu uns, wenn schon die Wolke das Haupt uns beugt
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Und längst ein göttlich Ungewitter
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... über dem Haupt uns wandelt.
 
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O teuer warst du, Priesterin! da du dort
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Im Stillen göttlich Feuer behütetest,
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Doch teurer heute, da du Zeiten
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Unter den Zeitlichen segnend feierst.
 
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Denn wo die Reinen wandeln, vernehmlicher
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Ist da der Geist, und offen und heiter blühn
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Des Lebens dämmernde Gestalten
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Da, wo ein sicheres Licht erscheinet.
 
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Und wie auf dunkler Wolke der schweigende,
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Der schöne Bogen blühet, ein Zeichen ist
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Er künftger Zeit, ein Angedenken
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Seliger Tage, die einst gewesen,
 
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So ist dein Leben, heilige Fremdlingin!
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Wenn du Vergangnes über Italiens
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Zerbrochnen Säulen, wenn du neues
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Grünen aus stürmischer Zeit betrachtest.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „An eine Fürstin von Dessau“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
170
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An eine Fürstin von Dessau“ stammt von Johann Christian Friedrich Hölderlin, einem bedeutsamen Lyriker der deutschen Romantik. Es entstand vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine Lobpreisung und Verehrung der angesprochenen Fürstin von Dessau zu sein. Die sprachliche Schönheit und der Respekt, den Hölderlin der Fürstin entgegenbringt, sind sofort präsent.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die Rolle der Fürstin als eine Art Botschafterin oder Priesterin, die von einem göttlichen Ort (Luisium) zu den Menschen geschickt wird. Sie wird als Geliebte der Götter dargestellt, die die Menschen an das Göttliche erinnert und ihnen Freude bereitet. Diese Freude scheint besonders wichtig in Zeiten von Schwierigkeiten oder Dunkelheit, wie es die dritte und vierte Strophe suggerieren. In der fünften Strophe verdeutlicht Hölderlin, dass der Geist oder die Seele der Fürstin das Leben erhellt und sicherer macht. Die sechste Strophe führt diesen Gedanken weiter, indem sie die Fürstin mit einem Regenbogen vergleicht, der nach einem Sturm erscheint und Hoffnung auf bessere Zeiten bringt. Die letzte Strophe betont die Rolle der Fürstin als Beobachterin und Bewahrerin der Vergangenheit und der Zukunft, die sowohl das Alte als auch das Neue grüne, sprich das Leben in all seinen Facetten, sieht und schätzt.

Formal ist das Gedicht streng strukturiert: Jede der sieben Strophen besteht aus vier Versen. Die Sprache ist festlich und erhebend, voller religiöser und natürlicher Bilder, die die Fürstin verklären sowie ihre Verbindung zur Göttlichkeit und zur Natur betonen. Es ist eine Sprache der Bewunderung und Wertschätzung, die die Großartigkeit der Fürstin von Dessau unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hölderlins Gedicht „An eine Fürstin von Dessau“ eine Huldigung an eine verehrte, fast schon göttliche Persönlichkeit ist, die sowohl der menschlichen Gemeinschaft als auch der Verbindung zur Natur und zur Göttlichkeit dient.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An eine Fürstin von Dessau“ des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin. Der Autor Johann Christian Friedrich Hölderlin wurde 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Im Zeitraum zwischen 1786 und 1843 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 170 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „An die jungen Dichter“, „An unsre Dichter“ und „Das Schicksal“. Zum Autor des Gedichtes „An eine Fürstin von Dessau“ haben wir auf abi-pur.de weitere 181 Gedichte veröffentlicht.

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