Wohl geh ich täglich von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Wohl geh ich täglich andere Pfade, bald
Ins grüne Laub im Walde, zur Quelle bald,
Zum Felsen, wo die Rosen blühen,
Blicke vom Hügel ins Land, doch nirgend,
 
Du Holde, nirgend find ich im Lichte dich
Und in die Lüfte schwinden die Worte mir,
Die frommen, die bei dir ich ehmals
...
 
Ja, ferne bist du, seliges Angesicht!
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Und deines Lebens Wohllaut verhallt, von mir
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Nicht mehr belauscht, und ach! wo seid ihr
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Zaubergesänge, die einst das Herz mir
 
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Besänftiget mit Ruhe der Himmlischen?
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Wie lang ists! o wie lange! der Jüngling ist
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Gealtert, selbst die Erde, die mir
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Damals gelächelt, ist anders worden.
 
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Leb immer wohl! es scheidet und kehrt zu dir
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Die Seele jeden Tag, und es weint um dich
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Das Auge, daß es helle wieder
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Dort wo du säumest, hinüberblicke.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Wohl geh ich täglich“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wohl geh ich täglich“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst, der von 1770 bis 1843 lebte. Dies platziert das Werk in die Epoche der Romantik, eine Zeit in der das Individuum, seine Gefühle und seine Beziehung zur Natur betont wurde.

Auf den ersten Blick erzählt das Gedicht eine Geschichte von Sehnsucht und Verlust. Das lyrische Ich, das möglicherweise Hölderlin selbst sein könnte, durchquert täglich verschiedene Pfade in der Natur – den Wald, eine Quelle, einen Felsen mit blühenden Rosen, einen Hügel mit Ausblick auf das Land – doch nirgendwo findet er das, was er sucht.

Das lyrische Ich scheint eine geliebte Person zu vermissen, an die er liebevoll als „Du Holde“ denkt. Seine Gefühle sind so intensiv, dass seine Worte in die Luft schwinden und seine früheren Gebete und Worte zu ihr nicht mehr gefunden werden. Das lyrische Ich drückt ein Gefühl des Verlusts und der Verzweiflung aus, da es die geliebte Person sowohl physisch als auch emotional nicht mehr erreichen kann.

Das Gedicht ist strukturiert und formal organisiert, wobei jede der fünf Strophen aus vier Versen besteht. Die Sprache ist direkter und weniger verschlüsselt, als man es teilweise von Gedichten aus der Romantik kennt. Wortwahl und Grammatik deuten darauf hin, dass das Gedicht während Hölderlins Lebenszeit geschrieben wurde, da es altertümliche Ausdrücke und Wendungen aufweist.

Der Autor benutzt die Natur als Metapher für das innere Leiden des lyrischen Ichs. Die veränderte Landschaft, die nicht mehr die gleiche ist wie in der Jugend des lyrischen Ichs, spiegelt seine emotionalen Veränderungen wider. Es wird deutlich, dass die von ihm geliebte Person einen tiefen und dauerhaften Eindruck hinterlassen hat. Das Wort „helle“ in der letzten Strophe könnte als Hoffnungsschimmer und Wunsch nach Versöhnung und Wiedersehen interpretiert werden, womit sich der Kreis des Gedichts schließt.

Zusammenfassend beschreibt Hölderlins Gedicht „Wohl geh ich täglich“ den emotionalen Schmerz und die Sehnsucht, die der Verlust eines geliebten Menschen verursachen kann. Dabei wird die Natur als Spiegel der emotionalen Zustände des lyrischen Ichs verwendet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wohl geh ich täglich“ ist Johann Christian Friedrich Hölderlin. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1786 und 1843. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 132 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „An unsre Dichter“, „Das Schicksal“ und „Das Unverzeihliche“. Zum Autor des Gedichtes „Wohl geh ich täglich“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 181 Gedichte vor.

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