Vulkan von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Jetzt komm und hülle, freundlicher Feuergeist, |
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Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein, |
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In goldne Träum und schütze sie, die |
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Blühende Ruhe der Immerguten. |
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Dem Manne laß sein Sinnen, und sein Geschäft, |
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Und seiner Kerze Schein, und den künftgen Tag |
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Gefallen, laß des Unmuts ihm, der |
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Häßlichen Sorge zu viel nicht werden, |
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Wenn jetzt der immerzürnende Boreas, |
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Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das Land |
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Befallt, und spät, zur Schlummerstunde, |
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Spottend der Menschen, sein schröcklich Lied |
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singt, |
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Und unsrer Städte Mauren und unsern Zaun, |
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Den fleißig wir gesetzt, und den stillen Hain |
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Zerreißt, und selber im Gesang die |
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Seele mir störet, der Allverderber, |
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Und rastlos tobend über den sanften Strom |
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Sein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umher |
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Das Tal gärt, und, wie fallend Laub, vom |
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Berstenden Hügel herab der Fels fällt. |
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Wohl frömmer ist, denn andre Lebendige, |
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Der Mensch; doch zürnt es draußen, gehöret der |
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Auch eigner sich, und sinnt und ruht in |
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Sicherer Hütte, der Freigeborne. |
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Und immer wohnt der freundlichen Genien |
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Noch Einer gerne segnend mit ihm, und wenn |
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Sie zürnten all, die ungelehrgen |
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Geniuskräfte, doch liebt die Liebe. |
Details zum Gedicht „Vulkan“
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29
183
1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Vulkan“ stammt von dem deutschen Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin, der im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Es scheint zunächst ein komplexes Gedicht zu sein, in dem das lyrische Ich verschiedene Emotionen, Menschheitsbilder und Naturereignisse miteinander verwebt.
Inhaltlich scheint es, als spreche das lyrische Ich zu einem Feuergeist, den es aufruft, die Frauenwelt in Schutz zu nehmen und die Männerwelt in ihrer Geschäftigkeit zu lassen. Die Bitten des lyrischen Ichs weisen auf eine Art Dualismus hin, in dem Frauen und Männer ihre spezifischen Rollen haben und in denen sie gleichermaßen geschützt werden sollten. Zudem wird die Natur in Form des Windes Boreas personifiziert. Hier fällt ein deutlicher Wechsel des Tons auf; die Naturgewalten werden als destruktiv und gefährlich beschrieben.
Formal besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen, mit Ausnahme der dritten Strophe, die fünf Verse aufweist. Jeder Vers besteht aus verschiedenen metrischen Einheiten, wobei der Dichter in seinem Sprachstil einer teils altertümlich-formellen, teils volksnah-klassischen Sprache folgt.
In der Sprache des Gedichts findet sich eine reiche Symbolik und Metaphorik, etwa wenn der Wind als „immerzürnender Boreas“ oder der Mensch als „frömmer als andere Lebendige“ bezeichnet wird. Die teilweise sehr bildliche und allegorische Sprache verleiht dem Gedicht eine gewisse Vielschichtigkeit und Komplexität.
Schlussendlich scheint Hölderlins „Vulkan“ ein Plädoyer für den Schutz und die Harmonie der Menschenwelt gegenüber den Naturgewalten zu sein, wobei das lyrische Ich auf die mächtigen Kräfte des Universums zurückgreift, um die Fragilität und zugleich Würde des menschlichen Lebens zu unterstreichen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Vulkan“ des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin. Geboren wurde Hölderlin im Jahr 1770 in Lauffen am Neckar. Im Zeitraum zwischen 1786 und 1843 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 183 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 29 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin ist auch der Autor für Gedichte wie „An die jungen Dichter“, „An unsre Dichter“ und „Das Schicksal“. Zum Autor des Gedichtes „Vulkan“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 181 Gedichte vor.
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