Tränen von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Himmlische Liebe! zärtliche! wenn ich dein
Vergäße, wenn ich, o ihr geschicklichen,
Ihr feurgen, die voll Asche sind und
Wüst und vereinsamet ohnedies schon,
 
Ihr lieben Inseln, Augen der Wunderwelt!
Ihr nämlich geht nun einzig allein mich an,
Ihr Ufer, wo die abgöttische
Büßet, doch Himmlischen nur, die Liebe.
 
Denn allzudankbar haben die Heiligen
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Gedienet dort in Tagen der Schönheit und
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Die zorngen Helden; und viel Bäume
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Sind, und die Städte daselbst gestanden,
 
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Sichtbar, gleich einem sinnigen Mann; itzt sind
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Die Helden tot, die Inseln der Liebe sind
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Entstellt fast. So muß übervorteilt,
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Albern doch überall sein die Liebe.
 
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Ihr weichen Tränen, löschet das Augenlicht
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Mir aber nicht ganz aus; ein Gedächtnis doch,
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Damit ich edel sterbe, laßt ihr
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Trügrischen, Diebischen, mir nachleben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.4 KB)

Details zum Gedicht „Tränen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
123
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Tränen“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst, einem deutschen Lyriker des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Hölderlin wird oft der Epoche der Romantik zugeordnet, obwohl seine Dichtung häufig kein typisches romantisches Werk darstellt. „Tränen“ ist ein hoch emotionaler und introspektiver Text, der eine Mischung aus Verlust, Zärtlichkeit und Bitterkeit zum Ausdruck bringt. Der erste Eindruck signalisiert den starken emotionalen Charakter des Gedichts und seine Konzentration auf innere Gefühle.

Das lyrische Ich, hier interpretiert als das sprechende Selbst des Autors, drückt tiefe Gefühle der Verzweiflung, des Verlusts und der Einsamkeit aus, gekoppelt mit einer nostalgischen Verklärung der Vergangenheit. Es beschwört Bilder von „Himmlischer Liebe“, Vereinsamung und dem Vergehen von alten Zeiten mit ihren „zornigen Helden“ und Städten. Obwohl das lyrische Ich mutmaßlich den Verlust einer geliebten Person beklagt, könnte es ebenso gut die metaphysische Entfremdung oder die Verdrängung der menschlichen Natur durch die fortschreitende Industrialisierung sein, die hier thematisiert wird.

Vom Standpunkt der Form aus gesehen besteht das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen in freien Versen. Es folgt keinem festen Reimschema, behält jedoch den Rhythmus und die Metrik bei, was seine emotionale Qualität unterstreicht. Die Sprache des Gedichts ist sowohl direkt als auch metaphorisch und stellt eine reflexive Konversation mit sich selbst oder mit einem inhärenten Teil des Selbst dar. Die Verwendung von Bildern wie „Himmlische Liebe“, „Ihr feurigen, die voll Asche sind“, „Ihr lieben Inseln“ und „Ihr weichen Tränen“ erzeugt einen starken emotionalen Kontrast und verstärkt das Gefühl der Zärtlichkeit und des Verlustes.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Tränen“ ein tief berührendes und emotionales Werk von Hölderlin ist, das die Gefühle des lyrischen Ichs in Bezug auf Verlust und Sehnsucht nach vergangenen Zeiten zum Ausdruck bringt. Es reflektiert die menschliche Erfahrung von Einsamkeit, Verlust und der ständigen Suche nach Bedeutung in der Liebe und im Leben.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Tränen“ des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin. Geboren wurde Hölderlin im Jahr 1770 in Lauffen am Neckar. Zwischen den Jahren 1786 und 1843 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 123 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „Das Schicksal“, „Das Unverzeihliche“ und „Dem Genius der Kühnheit“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Tränen“ weitere 181 Gedichte vor.

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