Germanien von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Nicht sie, die Seligen, die erschienen sind, |
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Die Götterbilder in dem alten Lande, |
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Sie darf ich ja nicht rufen mehr, wenn aber, |
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Ihr heimatlichen Wasser! jetzt mit euch |
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Des Herzens Liebe klagt, was will es anders, |
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Das Heiligtrauernde? Denn voll Erwartung liegt |
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Das Land und als in heißen Tagen |
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Herabgesenkt, umschattet heut, |
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Ihr Sehnenden! uns ahnungsvoll ein Himmel. |
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Voll ist er von Verheißungen und scheint |
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Mir drohend auch, doch will ich bei ihm bleiben, |
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Und rückwärts soll die Seele mir nicht fliehn |
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Zu euch, Vergangene! die zu lieb mir sind. |
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Denn euer schönes Angesicht zu sehn, |
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Als wärs, wie sonst, ich fürcht es, tödlich ists, |
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Und kaum erlaubt, Gestorbene zu wecken. |
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Entflohene Götter! auch ihr, ihr gegenwärtigen, |
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damals |
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Wahrhaftiger, ihr hattet eure Zeiten! |
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Nichts leugnen will ich hier und nichts erbitten. |
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Denn wenn es aus ist, und der Tag erloschen, |
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Wohl triffts den Priester erst, doch liebend folgt |
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Der Tempel und das Bild ihm auch und seine Sitte |
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Zum dunkeln Land und keines mag noch scheinen. |
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Nur als von Grabesflammen, ziehet dann |
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Ein goldner Rauch, die Sage, drob hinüber, |
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Und dämmert jetzt uns Zweifelnden um das Haupt, |
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Und keiner weiß, wie ihm geschieht. Er fühlt |
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Die Schatten derer, so gewesen sind, |
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Die Alten, so die Erde neubesuchen. |
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Denn die da kommen sollen, drängen uns, |
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Und länger säumt von Göttermenschen |
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Die heilige Schar nicht mehr im blauen Himmel. |
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Schon grünet ja, im Vorspiel rauherer Zeit |
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Für sie erzogen, das Feld, bereitet ist die Gabe |
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Zum Opfermahl und Tal und Ströme sind |
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Weitoffen um prophetische Berge, |
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Daß schauen mag bis in den Orient |
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Der Mann und ihn von dort der Wandlungen viele |
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bewegen. |
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Vom Aether aber fällt |
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Das treue Bild und Göttersprüche regnen |
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Unzählbare von ihm, und es tönt im innersten Haine. |
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Und der Adler, der vom Indus kömmt, |
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Und über des Parnassos |
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Beschneite Gipfel fliegt, hoch über den Opferhügeln |
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Italias, und frohe Beute sucht |
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Dem Vater, nicht wie sonst, geübter im Fluge |
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Der Alte, jauchzend überschwingt er |
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Zuletzt die Alpen und sieht die vielgearteten Länder. |
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Die Priesterin, die stillste Tochter Gottes, |
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Sie, die zu gern in tiefer Einfalt schweigt, |
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Sie suchet er, die offnen Auges schaute, |
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Als wüßte sie es nicht, jüngst, da ein Sturm |
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Toddrohend über ihrem Haupt ertönte; |
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Es ahnete das Kind ein Besseres, |
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Und endlich ward ein Staunen weit im Himmel, |
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Weil Eines groß an Glauben, wie sie selbst, |
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Die segnende, die Macht der Höhe sei; |
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Drum sandten sie den Boten, der, sie schnell |
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erkennend, |
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Denkt lächelnd so: Dich, unzerbrechliche, muß |
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Ein ander Wort erprüfen und ruft es laut, |
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Der Jugendliche, nach Germania schauend: |
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»Du bist es, auserwählt, |
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Alliebend und ein schweres Glück |
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Bist du zu tragen stark geworden, |
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Seit damals, da im Walde versteckt und blühendem |
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Mohn |
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Voll süßen Schlummers, trunkene, meiner du |
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Nicht achtetest, lang, ehe noch auch geringere fühlten |
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Der Jungfrau Stolz und staunten, wes du wärst und |
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woher, |
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Doch du es selbst nicht wußtest. Ich mißkannte dich |
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nicht, |
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Und heimlich, da du träumtest, ließ ich |
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Am Mittag scheidend dir ein Freundeszeichen, |
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Die Blume des Mundes zurück und du redetest |
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einsam. |
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Doch Fülle der goldenen Worte sandtest du auch |
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Glückselige! mit den Strömen und sie quillen |
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unerschöpflich |
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In die Gegenden all. Denn fast, wie der heiligen, |
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Die Mutter ist von allem, |
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Die Verborgene sonst genannt von Menschen, |
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So ist von Lieben und Leiden |
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Und voll von Ahnungen dir |
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Und voll von Frieden der Busen. |
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O trinke Morgenlüfte, |
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Bis daß du offen bist, |
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Und nenne, was vor Augen dir ist, |
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Nicht länger darf Geheimnis mehr |
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Das Ungesprochene bleiben, |
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Nachdem es lange verhüllt ist; |
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Denn Sterblichen geziemet die Scham, |
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Und so zu reden die meiste Zeit, |
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Ist weise auch, von Göttern. |
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Wo aber überflüssiger, denn lautere Quellen, |
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Das Gold und ernst geworden ist der Zorn an dem |
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Himmel, |
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Muß zwischen Tag und Nacht |
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Einsmals ein Wahres erscheinen. |
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Dreifach umschreibe du es, |
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Doch ungesprochen auch, wie es da ist, |
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Unschuldige, muß es bleiben. |
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O nenne, Tochter du der heiligen Erd, |
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Einmal die Mutter. Es rauschen die Wasser am Fels |
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Und Wetter im Wald und bei dem Namen derselben |
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Tönt auf aus alter Zeit Vergangengöttliches wieder. |
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Wie anders ists! und rechthin glänzt und spricht |
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Zukünftiges auch erfreulich aus den Fernen. |
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Doch in der Mitte der Zeit |
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Lebt ruhig mit geweihter |
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Jungfräulicher Erde der Aether |
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Und gerne, zur Erinnerung, sind, |
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Die unbedürftigen, sie |
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Gastfreundlich bei den unbedürftgen, |
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Bei deinen Feiertagen, |
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Germania, wo du Priesterin bist |
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Und wehrlos Rat gibst rings |
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Den Königen und den Völkern.« |
Details zum Gedicht „Germanien“
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735
1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Der Dichter des Gedichts „Germanien“ ist Johann Christian Friedrich Hölderlin, der in der Zeit von 1770 bis 1843 lebte. Damit kann das Gedicht der Epoche der Romantik zugeordnet werden.
Bei einem ersten Eindruck fällt die mystische und bildreiche Sprache auf, die schnell auf die religiöse und metaphysische Thematik des Gedichts hinweist.
Hölderlins Gedicht handelt von der deutschen Geschichte und Identität, wie sie in den alten Götterbildern und Mythen verwurzelt ist. In seiner Betrachtung führt er das lyrische Ich auf eine innere Reise durch verschiedene Epochen und landschaftliche Gegebenheiten. Dabei hebt Hölderlin die Einzigartigkeit und Bedeutung des deutschen Landes und Volkes hervor und betont die tiefgreifenden Veränderungen, die durch Zeit und Geschichte entstanden sind. Die Anspielungen auf mythologische Motive deuten auf eine spirituelle Betrachtung von Geschichte und Identität hin. Die Rede über „Göttermenschen“ und die „heilige Schar“ kann dabei als Hinweis auf die Spiritualität und Transzendenz verstanden werden, die Hölderlin der deutschen Kultur zuschreibt.
In Bezug auf die Form fallen die langen und komplexen Strophen auf, die von tiefgründigen und bildhaften Darstellungen geprägt sind. Die Sprache ist hochpoetisch und enthält viele symbolische und metaphorische Ausdrücke. Neben der hohen Symbolik ist auch die Verwendung von Fragestellungen und Ausrufen auffällig, durch die der Text eine stimmungsvolle und emotional ansprechende Atmosphäre erhält.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Germanien“ ein Werk ist, das eine tiefgründige und reiche Beschreibung der deutschen Geschichte und Identität liefert. Hölderlin idealisiert gleichzeitig die Vergangenheit, betont aber auch die Notwendigkeit des Wandels und der Entwicklung. Dabei steht immer die Bedeutung des Spirituellen und Transzendenten im Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Germanien“ ist Johann Christian Friedrich Hölderlin. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1786 und 1843. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 735 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 121 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin ist auch der Autor für Gedichte wie „Abbitte“, „Abendphantasie“ und „An Ihren Genius“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Germanien“ weitere 181 Gedichte vor.
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