Er liebte schneidig Schön Thora von Detlev von Liliencron

Er liebte schneidig Schön Thora,
Die wohnte fern im Turm.
Auf seinen Staatsgallionen
Mit seinen Reichsbaronen
Fuhr er hinaus nach Schonen,
Da lag um den Turm ein Wurm.
 
Der sah den König nahen
Durch Flut und Schaumgefurch.
Die Hose, die gepichte,
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Die macht sein Gift zu nichte,
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Der Wurm sprach: Ich verzichte.
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Es starb vor Schreck der Lurch.
 
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Der fürstliche Freier befreite
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Schön Thora von Angst und Weh.
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Dann zog er nach Constantinopel,
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Von da nach Philippopel,
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Ja selbst bis Sewastopel,
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Und gar bis Ninive.
 
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Regnar, der edle Räuber,
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Er raubte, was sich fand.
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Es qualmten alle Städte,
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Wo nur sein Wimpel wehte.
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Kein Hahn noch Huhn mehr krähte,
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Trat wo sein Fuß an Land.
 
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Bald spielten um ihn drei Söhne,
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Genannt Ebb, Ubbe, Obb.
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Die liebt er mit der Seelen
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Als seine Kronjuwelen,
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Doch wollten sie krakeelen,
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Wurd' er sacksiedegrob.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Er liebte schneidig Schön Thora“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
1844 - 1909
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Detlev von Liliencron ist der Autor des Gedichts „Er liebte schneidig Schön Thora“. Der deutsche Lyriker und Erzähler lebte von 1844 bis 1909 und ist demzufolge zeitlich in die Epoche des Realismus und Naturalismus, insbesondere aber in diejenige des impressionistischen Symbolismus einzuordnen. Mit diesem Gedicht gelingt ihm eine humorvolle Darstellung epischer Erzähltraditionen in einem neuen Guss.

Im Gedicht erzählt Liliencron die Geschichte eines mutige und tapferen Königs, der eine ferne verführerische Schönheit, Thora, vor einem Wurm rettet. Thora wohnt in einem entfernten Turm. Der König reist, begleitet von seinen Baronen, auf seinen Staatsgallionen zu Thora. Sie wird jedoch vom Wurm bedroht, welcher dann vor Schreck stirbt, als er den König kommen sieht. Der König befreit Thora und zieht dann mit ihr durch verschiedene Orte, bis hin zu Ninive. Er trägt seinen Sieg durch Raub und Gewalt auch in andere Länder, wobei er alle Städte niederbrennt, wo immer er geht. Schließlich hat er drei Söhne, die er jedoch streng behandelt, wenn sie unruhig werden.

In erster Linie scheint die Erzählung des Gedichts die epischen Geschichten der nordischen Mythologie zu karikieren, indem sie das typische Muster des heldenhaften Prinzen, der eine Prinzessin aus den Fängen eines Ungeheuers rettet und dann triumphierend durch die Länder zieht, aufgreift. Es enthält aber auch eine Kritik an rücksichtslosem Gewaltgebrauch und Herrschaft.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils sechs Versen. Es folgt kein striktes Reimschema, da sich zum Beispiel nur der zweite und der vierte Vers einer jeden Strophe reimen. Die Sprache ist prägnant und lebendig und enthält zahlreiche komische Elemente, die zur allgemeinen ironischen Stimmung des Gedichts beitragen. Der eher lässige und humorvolle Tonfall des Gedichts steht im Gegensatz zur Ernsthaftigkeit der epischen Geschichten, die es parodiert. Alles in allem spielt Liliencron hier geschickt mit Konventionen und Erwartungen des Lesers, was das Gedicht zu einem amüsanten und originellen Werk macht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Er liebte schneidig Schön Thora“ ist Detlev von Liliencron. Der Autor Detlev von Liliencron wurde 1844 in Kiel geboren. Zwischen den Jahren 1860 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Naturalismus zuordnen. Bei Liliencron handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 141 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Detlev von Liliencron sind „Dorfkirche im Sommer“, „Der Blitzzug“ und „König Regnar Codbrog“. Zum Autor des Gedichtes „Er liebte schneidig Schön Thora“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 63 Gedichte vor.

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