Die Musik kommt von Detlev von Liliencron

Klingling, bumbum und tschingdada,
Zieht im Triumph der Perserschah?
Und um die Ecke brausend brichts
Wie tubaton des Weltgerichts,
Voran der Schellenträger.
 
Brumbrum, das große Bombardon,
Der Beckenschlag, das Helikon,
Die Piccolo, der Zinkenist,
Die Türkentrommel, der Flötist,
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Und dann der Herre Hauptmann.
 
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Der Hauptmann naht mit stolzem Sinn,
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Die Schuppenketten unterm Kinn;
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Die Schärpe schnürt den schlanken Leib,
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Beim Zeus! das ist kein Zeitvertreib!
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Und dann die Herren Leutnants.
 
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Zwei Leutnants, rosenrot und braun,
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Die Fahne schützen sie als Zaun;
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Die Fahne kommt den Hut nimm ab,
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Der bleiben treu wir bis ans Grab!
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Und dann die Grenadiere.
 
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Der Grenadier im strammen Tritt,
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In Schritt und Tritt und Tritt und Schritt,
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Das stampft und dröhnt und klappt und flirrt,
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Laternenglas und Fenster klirrt.
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Und dann die kleinen Mädchen.
 
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Die Mädchen alle, Kopf an Kopf,
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Das Auge blau und blond der Zopf;
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Aus Tür und Tor und Hof und aus
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Schaut Mine, Trine, Stine aus.
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Vorbei ist die Musike.
 
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Klingling, tischingtsching und Paukenkrach,
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Noch aus der Ferne tönt es schwach,
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Ganz leise bumbumbumbum tsching;
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Zog da ein bunter Schmetterling,
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Tschingtsching, bum, um die Ecke?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Die Musik kommt“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
184
Entstehungsjahr
1844 - 1909
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Detlev von Liliencron ist der Autor des Gedichts „Die Musik kommt“. Von Liliencron gehört zu den bedeutendsten Vertretern des literarischen Impressionismus in Deutschland. Seine Schaffenszeit liegt vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht vermittelt zunächst einen lebendigen und dynamischen Eindruck.

Das Gedicht handelt von einer Musikprozession oder einem Umzug. Durch die Straßen zieht ein Perserschah im Triumph. Das lyrische Ich schildert die unterschiedlichen Klänge und Instrumente der Musiker und die marschierenden Militärs. Nach den Musikern kommen der Hauptmann, die Leutnants und schließlich die Grenadiere. Der Umzug zieht die Aufmerksamkeit der kleinen Mädchen auf sich, bevor er vorbei ist und die Musik langsam in der Ferne verstummt.

Das lyrische Ich fängt die Aufregung und das lebhafte Treiben des Geschehens ein und vermittelt gleichzeitig die Ehrfurcht und Achtung vor den Marschierern, besonders vor den Militärs. Durch die sich wandelnden Bilder – von der Musik zur Militärparade bis hin zum begeisterten Publikum – illustriert es die Faszination des Spektakels.

Das Gedicht besteht aus sieben fünfzeiligen Strophen mit einem aabb:a-Reim und einem jambischen Versmaß. Es kennzeichnet sich durch eine sehr bildreiche und lebendige Sprache, unterstützt durch onomatopoetische Elemente, wie „Klingling, bumbum und tschingdada“, welche den Lärm und die Atmosphäre des Umzugs eindrücklich darstellen. Jede Strophe befasst sich mit einem anderen Teil des Spektakels, was die dynamische und sich stets verändernde Stimmung unterstreicht.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Liliencron mit „Die Musik kommt“ ein beinahe kinematographisches Gedicht gelungen ist, welches den Lesenden in die Mitte einer lebhaften und eindrücklichen Szene versetzt. Es zeigt nicht nur das Flair des späten 19. Jahrhunderts, sondern auch die Faszination und den Respekt, den die Menschen damals für das Militär empfanden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Musik kommt“ ist Detlev von Liliencron. Im Jahr 1844 wurde Liliencron in Kiel geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1860 bis 1909 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Liliencron ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 184 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke des Dichters Detlev von Liliencron sind „Der Blitzzug“, „König Regnar Codbrog“ und „Er liebte schneidig Schön Thora“. Zum Autor des Gedichtes „Die Musik kommt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 63 Gedichte vor.

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