Zwischen meinen Wänden von Joachim Ringelnatz
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Ich danke dir: Ich bin ein Kind geblieben, |
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Ward äußerlich auch meine Schwarte rauh. |
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Zu viele Sachen weiß ich zu genau |
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Und lernte mehr und mehr die Wände lieben. |
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Doch zwischen Wänden, wenn die Fantasie |
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Ein kleines Glück so glücklich zu erfassen |
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Imstande ist, daß wir uns sagen: Nie |
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Uns selber lieben! Nie das andre hassen! |
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Nur einsam sein! – – |
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Spricht oft mein Innerstes zu solcher Weisheit: Nein! |
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Denn all mein Sinnen lauscht, ob fremde Hände |
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Jetzt etwa klopfen werden an mein einsam Wände, |
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Und wenn’s geschähe, rief es laut: Herein!!! |
Details zum Gedicht „Zwischen meinen Wänden“
Joachim Ringelnatz
3
13
91
1934
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Zwischen meinen Wänden“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies weist uns zeitlich auf die Epoche des Expressionismus und teilweise Neue Sachlichkeit anfänglich des 20. Jahrhunderts hin.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht reflektiv und introspektiv, sobald der Sprecher einen tiefgründigen Einblick in sein Inneres gewährt. Eine gewisse Melancholie und Einsamkeit scheint das lyrische Ich zu umgeben.
Der Inhalt des Gedichts offenbart eine tiefe Selbstbetrachtung und Dankbarkeit des lyrischen Ichs für das Verbleiben einer kindlichen Erhaltung, obwohl es physische Veränderungen und Alterung verzeichnet („Ward äußerlich auch meine Schwarte rauh“). Es zeigt einen Konflikt zwischen der Weltwahrnehmung, die zunehmend detaillierter und expliziter wird und einer wachsenden Anziehung zu den Wänden, die vermutlich ein Symbol für die Isolation und Abgrenzung darstellen. Dies spitzt sich in der dritten Strophe zu, in der das lyrische Ich über die Möglichkeit eines kleinen Glücks in der Fantasie nachdenkt, was es zur Resignation bringt, sich selbst zu lieben und andere zu hassen. Obwohl es Einsamkeit sucht, kann es nicht verleugnen, dass es nach Gesellschaft und Kontakt ('fremde Hände', die an seiner Wand anklopfen) begehrt.
Die Form des Gedichts ist frei, ohne ein strukturiertes Reimschema oder konstante Metrik, was die Zerrissenheit des Sprechers und seinen inneren Dialog widerspiegeln könnte. Die Sprache ist einfach und direkt, wobei bestimmte Worte wie 'Schwarte', 'Wände', 'Fantasie', 'einsam' und 'Hände' eine Bildsprache und tiefe emotionale Töne erzeugen. Insbesondere der kontrastierende Gebrauch von 'Wände' und 'Hände' könnte die zentrale Spannung im Gedicht zwischen Isolation und Sehnsucht nach menschlichem Kontakt unterstreichen.
Zusammenfassend bietet das Gedicht „Zwischen meinen Wänden“ von Joachim Ringelnatz einen introspektiven und emotionalen Einblick in die Gedanken und Gefühle des lyrischen Ichs, das sich zwischen der Wahrung seiner kindlichen Unschuld und der realistischen Wahrnehmung der Welt, zwischen dem Wunsch nach Isolation und der Sehnsucht nach menschlichem Kontakt bewegt. Es demonstriert die menschliche Ambivalenz und die ständigen inneren Dialoge, die das Leben begleiten.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Zwischen meinen Wänden“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1934 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 91 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zwischen meinen Wänden“ weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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