Abschiedsworte an Pellka von Joachim Ringelnatz

Jetzt schlägt deine schlimmste Stunde,
Du Ungleichrunde,
Du Ausgekochte, du Zeitgeschälte,
Du Vielgequälte,
Du Gipfel meines Entzückens.
Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens
Mit der Gabel! – – Sei stark!
Ich will auch Butter und Salz und Quark
Oder Kümmel, auch Leberwurst in dich stampfen.
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Mußt nicht so ängstlich dampfen.
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Ich möchte dich doch noch einmal erfreun.
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Soll ich Schnittlauch über dich streun?
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Oder ist dir nach Hering zumut?
 
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Du bist ein so rührend junges Blut. –
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Deshalb schmeckst du besonders gut.
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Wenn das auch egoistisch klingt,
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So tröste dich damit, du wundervolle
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Pellka, daß du eine Edelknolle
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Warst, und daß dich ein Kenner verschlingt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Abschiedsworte an Pellka“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht, das interpretiert werden soll, ist „Abschiedsworte an Pellka“ von Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Er gilt als bedeutender Vertreter der literarischen Strömung der Neuen Sachlichkeit, die in den 1920er Jahren in der Weimarer Republik aufkam.

Schon beim ersten Lesen entsteht ein humorvoller Eindruck, denn das lyrische Ich spricht mit einer Kartoffel. Es verabschiedet sich auf eine sarkastische und liebevolle Art und Weise von dieser, worauf der Titel „Abschiedsworte an Pellka“ anspielt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht darum, dass das lyrische Ich mit bedauern realisiert, dass die Kartoffel, die es als „Ungleichrunde“, „Ausgekochte“, „Zeitgeschälte“ und „Vielgequälte“ beschreibt, seine schlimmste Stunde erlebt. Diese Stunde besteht aus dem Zerdrücken der Kartoffel mit der Gabel und der weiteren Ausgestaltung mit Butter, Salz, Quark, Kümmel, Leberwurst und eventuell Schnittlauch oder Hering. Trotz dieser brutalen Vorgänge versichert das lyrische Ich der Pellka jedoch, dass es sie genießen wird und dass man sie als Edelknolle wertschätzt. Das lyrische Ich zeigt hiermit also seine Wertschätzung für die einfache Kartoffel, die zu einem köstlichen Gericht verarbeitet wird.

In Form und Sprache erinnert das Gedicht an eine Ballade, da es narrative Elemente enthält und eine gewisse Dramatik aufweist. Jedoch wird diese Dramatik auf humorvolle Weise überspielt. Ringelnatz nutzt Alltagssprache und eine einfache, direkte Ausdrucksweise. Er spielt mit Worten und Ausdrücken, indem er sie aus ihrem üblichen Kontext reißt und sie auf die Kartoffel anwendet. Das Gedicht besteht aus zwei Strophen, mit 19 Versen und hat keinen regelmäßigen Reimschema. Dies ist typisch für die Gedichte der Neuen Sachlichkeit, die sich durch eine Abkehr von traditionellen Formen und einer Hinwendung zur Alltagssprache auszeichnet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Abschiedsworte an Pellka“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1934. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 102 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Alte Winkelmauer“, „Alter Mann spricht junges Mädchen an“ und „Am Barren“. Zum Autor des Gedichtes „Abschiedsworte an Pellka“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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