Sternenlose Nacht von Joseph Emanuel Hilscher

Wie ohne Spur die Tage mir verschweben!
Auch dieser, unbeklagt, sank in die Fluten;
Er glich den andern. Kommen noch die guten?
Ich will zur Nacht mein Auge fragend heben.
 
Beglückter! ach, sie zeigt mir nur dein Leben:
Wie Sterne leuchten selige Minuten
An deinem Himmel fort mit ew’gen Gluten.
O, wär’ mir dein Erinnern nur gegeben.
 
Kein Trost, kein Hoffen! Nachtigallen singen –
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Wie Jubel mag’s in frohe Herzen dringen;
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Mir aber soll es nur wie Jammer klingen.
 
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Und lockt mich auch ein schmeichelndes Gekose;
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Die Dornen nur ergreif’ ich statt der Rose,
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Denn meine Nacht ist eine sternenlose.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sternenlose Nacht“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
nach 1822
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sternenlose Nacht“ wurde von dem österreichischen Lyriker Joseph Emanuel Hilscher verfasst, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte. Damit ist das Gedicht der Romantik zuzuordnen, einer Literaturperiode, die etwa von 1800 bis 1850 andauerte. Die Romantik zeichnet sich unter anderem durch eine Fokussierung auf das Individuum, seine Gefühle und seine Sehnsüchte aus.

Der erste Eindruck des Gedichts vermittelt Melancholie und Sehnsucht. Es scheint, als sei das lyrische Ich in einer dunklen, „sternenlosen“ Phase seines Lebens gefangen, in der die Tage bedeutungslos vorbeiziehen (Verse 1 und 2), und in der ihm der Trost und die Hoffnung fehlen (Vers 9 und 10).

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seine Erfahrung der vergangenen Tage, die gespenstisch und spurlos vorbeischweben. Es fragt sich, ob es bessere Tage geben wird (Strophe 1), und bezieht sich auf eine „beglückte“ Person, deren erinnerungswertes Leben er beneidet (Strophe 2). Es redet von fehlendem Trost und Hoffnung, selbst wenn Nachtigallen singen, ein traditionelles Zeichen für die Freude (Strophe 3). Trotz Versuchungen greift das lyrische Ich immer nur nach Dornen anstelle von Rosen, als Symbolisierung für Schmerz und Leid (Strophe 4). Die gesamte Nacht wird als „sternenlos“ beschrieben, was auf die Abwesenheit von Licht und Hoffnung hinweist.

Von der Form her ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, wobei die ersten beiden Strophen jeweils aus vier Versen und die letzten beiden aus drei Versen bestehen. Das Arbeitsschema ist nicht konstant, was auf eine freie Form hinweist.

Die Sprache des Gedichts ist bildreich und metaphorisch. „Verschwebende Tage ohne Spur“, „selige Minuten leuchten wie Sterne“, „Nachtigallen singen wie Jubel“, „ergreife Dornen statt Rosen“, „meine Nacht ist sternenlos“ - all diese Bilder dienen dazu, das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Depression zu betonen, das das lyrische Ich empfindet.

Insgesamt ist „Sternenlose Nacht“ ein charakteristisches Romantik-Gedicht sowie ein melancholisches Werk, das die tiefen Emotionen des lyrischen Ichs auf einfühlsame Weise vermittelt.

Weitere Informationen

Joseph Emanuel Hilscher ist der Autor des Gedichtes „Sternenlose Nacht“. Der Autor Joseph Emanuel Hilscher wurde 1806 in Leitmeritz, Böhmen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1822 bis 1837 entstanden. Erschienen ist der Text in Prag. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Joseph Emanuel Hilscher ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Grabe“, „Morgenröthe“ und „Bestimmung“. Zum Autor des Gedichtes „Sternenlose Nacht“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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