Morgenröthe von Joseph Emanuel Hilscher

Wenn in dem Blau die Sterne schon erblinden,
Und bleiche Wolken, Rosen gleich, erröthen;
Muß nicht die Sonne in den Osten treten,
Da Farben schon ihr Kommen uns verkünden?
 
So sah dein Auge ich, sich senkend, schwinden,
Das lieblich oft in meine Nacht getreten,
Und deine Wangen sah ich hoch erröthen,
Als wollten sie dein Inn’res mir verkünden.
 
Ist es das Morgenroth erwachter Liebe?
10 
Wird meine Sonne in den Osten treten,
11 
Da Farben schon ihr Kommen mir verkünden?
 
12 
Schön ist Verheimlichung so zarter Triebe;
13 
Doch süßer ist verrathendes Erröthen,
14 
Des feuchten Auges schamhaftes Verschwinden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Morgenröthe“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
nach 1822
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Joseph Emanuel Hilscher, einem deutsch-österreichischen Schriftsteller der Biedermeierzeit. Hilscher wurde 1806 geboren und verstarb 1837, womit das Gedicht zeitlich ins frühe 19. Jahrhundert einzuordnen ist.

Auf den ersten Eindruck wirkt dieses Gedicht romantisch und naturverbunden. Es geht um die Entstehung von Gefühlen, vielleicht um die erste Liebe, manifestiert in der Morgenröte und den ausdrucksstarken Gesichtszügen des geliebten Menschen.

Im ersten Vers setzt Hilscher die Morgenröte als Metapher für die beginnende Liebe ein, bei der die sich verfärbenden Wolken und der Sonnenaufgang auf das Kommen der Liebe hindeuten. Darauf folgend spiegelt sich diese Morgenröte in den Augen und Wangen der geliebten Person wider, welche das Innere, also wahrscheinlich ihre Gefühle, zu offenbaren scheinen. In der dritten und vierten Strophe wünscht sich das lyrische Ich, dass diese Zeichen tatsächlich auf erwachende, gegenseitige Liebe hindeuten.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl und enthält einfache, aber ausdrucksstarke und bildhafte Sprache. Besonders auffallend ist die wiederholte Verwendung von Farben und Licht, wodurch eine romantische und verträumte Atmosphäre geschaffen wird. Die Naturmetaphern wie „Morgenröte“, „Sonne“ und „Rosen“ verleihen dem Gedicht eine universelle und zeitlose Dimension.

Insgesamt kann man sagen, dass dieses Gedicht die beginnenden, noch unsicheren Gefühle der Liebe und das sehnsüchtige Hoffen auf Erwiderung ausdrückt. Es ist ein typisches Beispiel für die romantische Dichtung des Biedermeier, in der Naturmetaphern und individuelle Gefühle eine große Rolle spielen.

Weitere Informationen

Joseph Emanuel Hilscher ist der Autor des Gedichtes „Morgenröthe“. Hilscher wurde im Jahr 1806 in Leitmeritz, Böhmen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1822 bis 1837 entstanden. Der Erscheinungsort ist Prag. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 95 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „Am Grabe“, „Sternenlose Nacht“ und „Bestimmung“ sind weitere Werke des Autors Joseph Emanuel Hilscher. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Morgenröthe“ keine weiteren Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Joseph Emanuel Hilscher (Infos zum Autor)