Bestimmung von Joseph Emanuel Hilscher
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Ich lebte froh; die Muse sprach: Entsage! |
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Und zog mich fort in ihre Einsamkeit; |
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Dahin war alles, was mein Herz erfreut, |
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Nur die Erinnrung blieb an helle Tage. |
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Da brach ich aus in unmutvolle Klage: |
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Und hast du alle Freuden mir verbeut, |
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Nimm auch die Bilder der Vergangenheit, |
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Nimm das Verlangen, meine schärfste Plage. |
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?Das darf ich nicht!" erwiderte sie strenge, |
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?Reich sollst du sein an Sehnen, Lieben, Hoffen, |
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Der Traum sei dein, nie des Besitzes Glanz." |
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Da ward ich blaß, der Busen leer und enge, |
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Als hätte mich des Todes Pfeil getroffen; |
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Sie aber wies mir einen fernen Kranz. |
Details zum Gedicht „Bestimmung“
Joseph Emanuel Hilscher
4
14
100
1806 - 1837
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das besprochene Gedicht stammt von dem österreichischen Dichter Joseph Emanuel Hilscher, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer melancholischen und einsamen Stimmung. Das lyrische Ich beschreibt einen tiefgreifenden Wandel seines Gefühlslebens, der durch ein Gespräch mit der „Muse“ initiiert wird.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die Entsagung des lyrischen Ichs von seiner freudigen und sorglosen Art zu leben. Die Muse zwingt ihn, in ihre Einsamkeit einzutauchen, was dazu führt, dass er alles verliert, was sein Herz erfreut hat. Er lebt in Erinnerungen an glücklichere Zeiten und das Verlangen oder Sehnen nach diesen Zeiten wird zu einer quälenden Plage. Er bittet die Muse, ihm auch diese Bilder der Vergangenheit und das Verlangen danach zu nehmen, doch sie weigert sich und besteht darauf, dass er reich sein soll an Sehnen, Lieben und Hoffen. Der Glanz des Besitzes soll ihm nicht gehören, sondern nur der Traum davon. Diese Aussage lässt das lyrische Ich verzweifeln und es fühlt sich, als ob es vom Pfeil des Todes getroffen wurde.
In der Gestaltung des Gedichts zeigen sich Formen und Muster der klassischen Dichtung, insbesondere des Sonetts. Hilscher arbeitet mit vier Strophen, wobei die ersten beiden jeweils aus vier Versen und die letzten beiden aus jeweils drei Versen bestehen. Die Sprache ist sehr bildhaft und emotional und es werden Metaphern und Vergleiche verwendet, um den inneren Zustand des lyrischen Ichs zu beschreiben.
Zusammengefasst beschreibt das Gedicht den schmerzhaften Prozess des lyrischen Ichs, das gezwungen wird, von seiner bisherigen Lebensweise abzusehen und sich in eine existenzielle Einsamkeit und Sehnsucht zu begeben. Es thematisiert das Ringen um Sinn und Erfüllung, die Unmöglichkeit, der Vergangenheit zu entfliehen und die Erkenntnis, dass wahre Zufriedenheit nicht im Besitz von materiellen Gütern, sondern in der geistigen Fülle von Sehnen, Lieben und Hoffen liegt. Dieses Leitmotiv ist typisch für die Romantik, eine literarische Epoche, in der Hilscher tätig war.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Bestimmung“ ist Joseph Emanuel Hilscher. Geboren wurde Hilscher im Jahr 1806 in Leitmeritz, Böhmen. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1822 und 1837. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 100 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph Emanuel Hilscher sind „Am Grabe“, „Morgenröthe“ und „Sternenlose Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Bestimmung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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