Rundlauf von Joachim Ringelnatz

Heran in die Tiefe, seitab in die Höh –
Auf der Reise im Kreise gewiegt.
Die Mädels, die Buben, Madame und Monsieur,
Das baumelt und taumelt und fliegt.
 
Es schweben die Röcke wie Glocken dahin,
Und ein viel tätowierter Gesell,
Der fiedelt und sieht nur die Klöppel darin,
Und er spielt, und er fühlt Karussell.
 
Ein strudelnder Drall im ätherischen Bad,
10 
Vor dem selbst der König sich bückt.
11 
O Leben im Winkel von 50 Grad,
12 
Du lachst uns und machst uns verrückt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Rundlauf“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1923
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Rundlauf“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Daher könnte das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen dynamischen und fröhlichen Eindruck, gefüllt mit Bewegungen und Freude. Es scheint sich alles im Kreis zu drehen, ähnlich wie bei einem Karussell, was durch das wiederholte Auftreten von Begriffen wie „Kreise“, „baumelt“, „taumelt“, „fliegt“ und „schweben“ verstärkt wird.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich auf spielerische Weise die Szene eines Karussells. In der ersten Strophe geht es um die Bewegung des Karussells und wie die verschiedenen Fahrgäste – Mädels, Buben, Madame und Monsieur – sich drehen und schwanken. Die zweite Strophe konzentriert sich auf die Röcke der weiblichen Fahrgäste, die wie Glocken umher wirbeln, und einen tätowierten Mann, der Geige spielt und von der Bewegung des Karussells überwältigt ist. In der letzten Strophe geht das lyrische Ich auf die überschwängliche Bewegung und das Gefühl von Lebendigkeit ein, die das Karussell und das Leben selbst ausstrahlen.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in drei gleich strukturierte Strophen mit jeweils vier Versen unterteilt. Es gibt keinen festen Reim- oder Metrikschema, was die unvorhersehbare und chaotische Bewegung eines Karussells nachzuahmen scheint. Die Sprache ist bildhaft und mit einer Vielzahl von Verben angereichert, die Bewegungen implizieren – dies erzeugt eine dynamische Szene in der Vorstellung des Lesers.

Insgesamt kann man sagen, dass das lyrische Ich in diesem Gedicht das Leben selbst vergleichbar mit einem Karussell beschreibt – aufregend, dynamisch, manchmal chaotisch, aber dennoch voller Freude und Schönheit. Es scheint eine Huldigung an die Bewegung und das Leben zu sein und regt den Leser dazu an, die Schönheit des Lebens in all seiner Dynamik und Unvorhersehbarkeit zu zelebrieren.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Rundlauf“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1923 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 80 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Rundlauf“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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