Mordhans von Paul Haller
1 |
Es chutet am Bärg und es nachtet im Tal, |
2 |
Käin Vatter dehäim, ’s Veeh brüelet im Stal. |
3 |
O Chind, hol d’Biblen und bätt mr! |
|
|
4 |
O Schmärzen im Lyb und käin Vatter ist do, |
5 |
Gwüß findt er käin Dokter, wo mitem wett cho. |
6 |
O Chind, hol d’Biblen und bätt mr! |
|
|
7 |
Bschlüß d’Tör und mach Liecht und hock zue mr zue, |
8 |
Eusere zweu und de Häiland sind drü und sind gnue. |
9 |
O Chind, hol d’Biblen und bätt mr! |
|
|
10 |
Nächt z’nacht het’s mr traumet. Feister isch gsi, |
11 |
Und niemer dehäim weder du und i, |
12 |
Grad so wie hütt und scho mängist. |
|
|
13 |
Do sägi no zue dr: Chum, hock zue mr zue, |
14 |
Eusere zweu und de Häiland sind drü und sind gnue. |
15 |
O Chind, hol d’Biblen und bätt mr! |
|
|
16 |
Und wo mr no bätte, so stopfet’s veruß. |
17 |
Gottlob, hani g’juchset, de Vatter ist duß! |
18 |
Ietz Chind, hör nume mit bätte! |
|
|
19 |
Do rumplet’s i d’Tör, es chracht und es chlöpft |
20 |
Und fluechet: Chrüzdonner, iez wärdedr g’chöpft! |
21 |
Chind, Chind, Gott hälfis und bhüetis! |
|
|
22 |
De Mordhans isch es, de Schwarz us dr Au, |
23 |
De Tüfel isch besser. – So stärbed iez, Frau! |
24 |
Käi Bible söl mr’s verwehre. |
|
|
25 |
Do bini verwachet. – Los, stopfet’s nid duß? |
26 |
Iez mahnt’s mi nid anderst, de Mordhans seig duß. |
27 |
Chind, Chind, iez hilft is käis Bätte! |
|
|
28 |
Iez rumplet’s wie nächt, es chlöpft und es chracht, |
29 |
Iez sim-mer am letzte – o bluetigi Nacht! |
30 |
Lieb Vatter, werist dehäime. |
|
|
31 |
Gottlob und Gottdank - o Vatter, bist do? |
32 |
Gogrüeßdi–go–grüeßdi–adie–i–mues–go– |
33 |
O Chind – – – |
Details zum Gedicht „Mordhans“
Paul Haller
11
33
265
nach 1898
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Mordhans“ stammt von Paul Haller, der von 1882 bis 1920 lebte. Es wurde also anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben.
Der erste Eindruck ist geprägt von düsteren und angstvollen Stimmungen, hervorgerufen durch das wiederkehrende Motiv der Nacht und wiederholte Appelle an religiöse Aspekte.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einer bedrohten Familie in ländlicher Umgebung, die auf den Rückkehr des Vaters wartet, während das „lyrische Ich“ (möglicherweise die Mutter) von einer drohenden Gefahr ausgeht. Sie bittet ihr Kind mehrmals, die Bibel zu holen und zu beten – wahrscheinlich in der Hoffnung auf göttlichen Schutz. Es tauchen Bilder von Krankheit, Einsamkeit und dem Mangel an Hilfe auf. Schließlich scheint eine konkrete Bedrohung in Form des „Mordhans“ Einzug zu halten, einer Figur, die als besonders grausam und sogar schlimmer als der Teufel dargestellt wird. Das Gedicht endet schließlich abrupt und lässt den Ausgang der Situation offen.
In Bezug auf Form und Sprache ist zu beachten, dass das Gedicht aus elf dreizeiligen Strophen besteht. Der Text ist in einem Dialekt geschrieben, was ihm eine besondere Authentizität verleiht und den Leser unmittelbar in eine bestimmte ländliche und soziale Umgebung hineinversetzt. Jede Strophe endet fast immer mit der gleichen oder einer ähnlichen Zeile, was eine Art litaneihafter Wiederholung erzeugt und die intensive Angst und Hoffnung des lyrischen Ichs unterstreicht.
Zusammengefasst stellt Paul Hallers „Mordhans“ eine düstere und intensive Darstellung einer bedrohten ländlichen Familie dar, in der Religion als möglicher Schutzfaktor eine zentrale Rolle spielt. Die Verwendung von Dialekt und die Wiederholung bestimmter Zeilen tragen zur drängenden Stimmung des Gedichts bei und lassen es lebendig und alarmierend wirken.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Mordhans“ ist Paul Haller. Haller wurde im Jahr 1882 in Rein bei Brugg geboren. Zwischen den Jahren 1898 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Aarau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 33 Versen mit insgesamt 11 Strophen und umfasst dabei 265 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Paul Haller sind „1. August 1914“, „Abend“ und „Abseits (Haller)“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mordhans“ weitere 65 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Paul Haller
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Paul Haller und seinem Gedicht „Mordhans“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Paul Haller (Infos zum Autor)
- 1. August 1914
- Abend
- Abseits (Haller)
- Adie Wält
- An die Mutter
- An die blasse Sonne I
- An die blasse Sonne II
- An die strahlende Sonne
- An eine Sängerin
- Augen
Zum Autor Paul Haller sind auf abi-pur.de 65 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt