Eilt die Sonne... von Bettina von Arnim

Eilt die Sonne nieder zu dem Abend,
Löscht das kühle Blau in Purpurgluten,
Dämmrungsruhe trinken alle Gipfel.
 
Jauchzt die Flut hernieder silberschäumend,
Wallt gelassen nach verbrauster Jugend,
Wiegt der Sterne Bild im Wogenspiegel.
 
Hängt der Adler, ruhend hoch in Lüften,
Unbeweglich wie in tiefem Schlummer;
Regt kein Zweig sich, schweigen alle Winde.
 
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Lächelnd mühelos in Götterrhythmen,
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Wie den Nebel Himmelsglanz durchschreitet,
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Schreitet Helios schwebend über Fluren.
 
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Feucht vom Zaubertau der heil'gen Lippen
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Strömt sein Lied den Geist von allen Geistern
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Strömt die Kraft von allen Kräften nieder
 
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In der Zeiten Schicksalsmelodien,
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Die harmonisch ineinander spielen
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Wie in Blumen hell und dunkle Farben.
 
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Und verjüngter Weisheit frische Gipfel,
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Hebt er aus dem Chaos alter Lügen
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Aufwärts zu dem Geist der Ideale.
 
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Wiegt dann sanft die Blumen an dem Ufer,
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Die sein Lied von süßem Schlummer weckte,
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Wieder durch ein süßes Lied in Schlummer.
 
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Hätt ich nicht gesehen und gestaunet,
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Hätt ich nicht dem Göttlichen gelauschet,
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Und ich säh den heil'gen Glanz der Blumen,
 
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Säh des frühen Morgens Lebensfülle,
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Die Natur wie neugeboren atmet,
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Wüßt ich doch, es ist kein Traum gewesen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Eilt die Sonne...“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
180
Entstehungsjahr
1785 - 1859
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Eilt die Sonne...“ der Autorin Bettina von Arnim. Die Autorin Bettina von Arnim wurde 1785 in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1801 bis 1859 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Die Schriftstellerin Arnim ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 180 Worte. Die Gedichte „Das Abendrot am Strand“, „Das Königslied“ und „Das Lied vom Hemdchen“ sind weitere Werke der Autorin Bettina von Arnim. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Eilt die Sonne...“ keine weiteren Gedichte vor.

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