Frühlingstraum von Wilhelm Müller

Ich träumte von bunten Blumen,
So wie sie wohl blühen im Mai,
Ich träumte von grünen Wiesen,
Von lustigem Vogelgeschrei.
 
Und als die Hähne krähten,
Da ward mein Auge wach;
Da war es kalt und finster,
Es schrien die Raben vom Dach.
 
Doch an den Fensterscheiben
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Wer malte die Blätter da?
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Ihr lacht wohl über den Träumer,
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Der Blumen im Winter sah?
 
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Ich träumte von Lieb um Liebe,
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Von einer schönen Maid,
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Von Herzen und von Küssen,
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Von Wonn und Seligkeit.
 
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Und als die Hähne krähten,
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Da ward mein Herze wach;
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Nun sitz ich hier alleine
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Und denke dem Traume nach.
 
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Die Augen schließ ich wieder,
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Noch schlägt das Herz so warm.
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Wann grünt ihr Blätter am Fenster?
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Wann halt ich dich, Liebchen, im Arm?

Aus der Sammlung Die Winterreise

Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Frühlingstraum“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
125
Entstehungsjahr
1794 - 1827
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Wilhelm Müller ist der Autor des Gedichtes „Frühlingstraum“. 1794 wurde Müller in Dessau geboren. In der Zeit von 1810 bis 1827 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Müller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 125 Worte. Wilhelm Müller ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Post“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Frühlingstraum“ keine weiteren Gedichte vor.

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