Sechzehnter Januar von Franz Kafka

Sechzehnter Januar. Es war in der letzten
Woche wie ein Zusammenbruch. Unmöglichkeit
zu schlafen, Unmöglichkeit zu wachen
Unmöglichkeit das Leben genauer die
Aufeinanderfolge des Lebens zu ertragen.
Die Uhren stimmen nicht überein.
Die Innere jagt in einer teuflischen oder
dämonischen, oder jedenfalls unmenschlichen
Art. Die Äussere geht stockend ihren
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gewöhnlichen Gang. Was kann andres
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geschehn als daß sich die zwei
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verschiedenen Welten trennen und sie trennen
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sich, oder reißen zu mindestens in einer
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fürchterlichen Art. Die Einsamkeit die mir
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zum größten Teil seit je
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heraufgezwungen war zum Teil von mir gesucht
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wurde, (doch was war auch dies andere als Zwang)
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wird jetzt ganz unzweideutig und geht auf das
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Äusserste wohin führt sie? Sie kann
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dies scheint am zwingendsten zum Irrsinn führen.
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Darüber kann nichts weiter ausgesagt werden.
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Die Jagd geht durch mich und zerreißt mich.
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Oder aber ich kann - sei es auch nur zum einzigsten
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Teil mich aufrecht erhalten, lasse mich also von der Jagd
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tragen. Wohin komme ich dann? Jagd ist ja nur ein
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Bild - man kann auch sagen: Ansturm gegen die
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letzte, irdische Grenze.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Sechzehnter Januar“

Autor
Franz Kafka
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
178
Entstehungsjahr
1883 - 1924
Epoche
Expressionismus,
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Sechzehnter Januar“ ist Franz Kafka. Geboren wurde Kafka im Jahr 1883 in Prag. Das Gedicht ist in der Zeit von 1899 bis 1924 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Expressionismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Kafka ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Inhaltlich wurden in der Literatur der Weimarer Republik häufig die Ereignisse des Ersten Weltkriegs verarbeitet. Die geschichtlichen Einflüsse des Ersten Weltkrieges und der späteren Weimarer Republik sind die prägenden Faktoren dieser Epoche. Neue Sachlichkeit ist eine Richtung der Literatur der Weimarer Republik. In den Werken dieser Zeit ist die zwischen den Weltkriegen hervortretende Tendenz zu illusionsloser und nüchterner Darstellung von Gesellschaft, Technik, Weltwirtschaftskrise aber auch Erotik deutlich erkennbar. Es ist als Reaktion auf den literarischen Expressionismus zu werten. Die Handlung wurde meist nur kühl und distanziert beobachtet. Die Dichter orientierten sich an der Realität. Mit einem Minimum an Sprache wollte man ein Maximum an Bedeutung erreichen. Mit den Texten sollten so viele Menschen wie möglich erreicht werden. Deshalb wurde darauf geachtet eine einfache sowie nüchterne Alltagssprache zu verwenden. Viele Schriftsteller litten unter der Zensur in der Weimarer Republik. Im Jahr 1922 wurde nach einem Attentat auf den Reichsaußenminister das Republikschutzgesetz erlassen, das die zunächst verfassungsmäßig garantierte Freiheit von Wort und Schrift in der Weimarer Republik deutlich einschränkte. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die teils in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Das im Jahr 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz verstärkte die Grenzen der Zensur nochmals. Später als die Pressenotverordnung im Jahr 1931 in Kraft trat, war sogar die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate möglich.

Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 178 Worte. Der Dichter Franz Kafka ist auch der Autor für Gedichte wie „Auch ist das vielleicht nicht eigentlich Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Sechzehnter Januar“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.

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