Kafka, Franz - Die Verwandlung

Schlagwörter:
Franz Kafka, Gregor Samsa, Gesellschaftliche Werte und Normen, Apfelszene, Referat, Hausaufgabe, Kafka, Franz - Die Verwandlung
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Referat

Die Verwandlung (1912) von Franz Kafka

Die Verwandlung ist eine 1912 entstandene Erzählung von Franz Kafka. Franz Kafka (3. Juli 1883 - 3. Juni 1924) war ein deutschsprachiger böhmisch-jüdischer Schriftsteller und Kurzgeschichtenschreiber, der allgemein als eine der Hauptfiguren der Literatur des 20. Jahrhunderts gilt. Seine Werke, die Elemente des Realismus und des Phantastischen verschmelzen lassen, zeigen typischerweise isolierte Protagonisten, die mit bizarren oder surrealistischen Zwangslagen und unverständlichen sozial-bürokratischen Kräften konfrontiert sind. Die Geschichte handelt von Gregor Samsa, dessen plötzliche Verwandlung in ein Ungeziefer die Kommunikation seines sozialen Umfelds mit ihm immer mehr hemmt, bis er von seiner Familie für untragbar gehalten wird und schließlich zugrunde geht.

Mit einem Umfang von rund 70 Druckseiten handelt es sich um die längste der von Kafka für abgeschlossen gehaltenen und zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Erzählungen. Der Text wurde zunächst 1915 im Oktoberheft der Zeitschrift Die Weißen Blätter unter der Redaktion von René Schickele veröffentlicht. Die Erstausgabe in Buchform erschien im Dezember 1915 in der Reihe Der jüngste Tag, herausgegeben von Kurt Wolff. In vergleichbarem Ausmaß wurden nur Kafkas Romanfragmente rezipiert.

Gregor Samsa:

  • Tuchhändler und Geschäftsreisender
  • mag seinen Beruf nicht, arbeitet aber schon seit 5 Jahren ohne Krankheit, um Familie von Schulden zu befreien und Anerkennung von der Familie zu erhalten
  • Gewohnheit, Geld wird undankbar hingenommen
  • nach der Verwandlung wird er vom Versorger zum Hilfsbedürftigen
  • am Anfang Kommunikation möglich, dann geht die körperlche Metamorphose in die psychische über
  • beginnt Gefallen am Klettern zu finden, nachdem er mit seinem Körper umgehen kann
  • Aussicht aus dem Fenster erinnert ihn an früher
  • naiv-optimistisch, hofft lange auf Umkehrung
  • zum Ende gibt er seine Körperpflege auf, verwahrlost und isst nicht mehr
  • verfaulter, entzündeter Apfel schränkt ihn in seiner Bewegung ein → stirbt abgemagert und verwarhrlost

Gregor Samsas Verhältnis:

zum Vater:

  • Gregor begleicht durch sein Geld die Schulden des Vaters, arbeitet nicht, Frührente
  • aggressiv und unterdrückerisch gegenüber Gregor nach der Verwandlung
  • Türmotiv, Machtunterschied von Herrscher und Beherrschtem
  • Vater-Sohn-Konflikt, Verletzung durch Wurf mit Äpfeln

zur Mutter:

  • fürsorglich und sanft
  • begrenzte Kenntnisse über Gregors Einstellung zur Arbeit, denkt dass er gerne arbeitet und deswegen seine Freizeit beschränkt
  • nach der Verwandlung verletzt und erschüttert
  • untergeordnete Rolle

zu Grete:

  • gutes Verhältnis zu Gregor
  • ist die Erste die Gregor ablehnt, kümmer sich danach jedoch um ihn
  • will Gregor pflegen damit er schnell wieder gesund wird; will Position in der Familie klar machen; zuerst wahre Nähe und dann Ablehnung

Berufsleben:

  • schlechtes Arbeitsklima, kein gutes Verhältnis
  • braucht Arbeitsplatz aus Existenzgründen und wegen Familie
  • Druck und Pflicht

Außerhalb:

  • keine Freunde, nur Bekannte
  • Arbeit steht im Vordergrund, Zeitmangel, Isolation und Unsicherheit

Viele Ähnlichkeiten zwischen Gregor und Kafka:

Unterwürfigkeit gegenüber Vater wird auch im „Brief an seinen Vater“ (separates Blatt) zum Ausdruck gebracht:

  • Angst vor Versagen, Beziehungsunfähigkeit, Vetrauensunfähigkeit, Vater-Sohn-Konflikt
  • Samsa hat durch Verwandlung eine Fluchtmöglichkeit, die Kafka nicht hat, sich aber wünschen würde
  • Verwandlung in Käfer = Flucht in andere Existenz, Kafka verarbeitete seine Probleme im Schreiben
  • Kafkas Entfremdung in Prag, hat dort 22mal das Haus gewechselt, fühlte sich nirgends wohl, die Umgebung schien ihm kalt und fremd
  • beide haben ein Durchgangszimmer im Elternhaus
  • Schwester Grete ist mit Kafkas Schwester Ottla zu vergleichen, gleiches Alter
  • Mutter bietet keinen Schutz vor dem Vater, Ekel ist größer als Zuneigung

Grundthemen:

  • Variante des Vater – Sohn – Konfliktes, Gregor gelingt es nicht ein selbstverantwortliches Leben zu führen und sich vom Elternhaus zu lösen.
  • Familienmitglieder sind von Gregor und seinen Einkünften abhängig. Die Eltern wirken unnatürlich phlegmatisch und Grete in ihrer Fixierung auf Gregor für ihr Alter relativ unreif. Diese Situation wird als Idylle dargestellt, was sich als trügerisch herausstellt.
  • Gregor hat die Führungsrolle innerhalb der Familie übernommen und bekommt trotz seiner aufopferungsvollen Fürsorge kaum Anerkennung von seinen Eltern.
  • Die Verwandlung erscheint in diesem Zusammenhang als ein Rückzug (Regression) aus dem Konkurrenzkampf mit dem Vater und einer Abgabe der Verantwortung, die er bis anhin getragen hatte.

Gesellschaftliche Werte und Normen / Grundthemen:

  • Innere Rebellion gegen den Prokuristen und den Vater (gegen Autotitäten)
  • Lebensfragen werden in Gregors Familie nicht beantwortet
  • Selbstentfremdungsprozess wird beschrieben
  • Isolation, Einsamkeit des Menschen
  • Welchen Sinn macht das Leben?

Aufbau:

Die Geschichte ist in drei chronologisch aufeinander folgende Kapitel gegliedert, wobei in jedem ein Höhepunkt der Geschichte zu finden ist:

  1. Kapitel: Gregor zeigt sich in seiner verwandelten Gestalt, was zugleich den ersten Höhepunkt der Geschichte darstellt. Zudem ist dieses Kapitel geprägt von Gregors Veränderungsversuchen und einem Rückblick, der Gregors Arbeits- und Familienverhältnisse vor der Verwandlung darstellt.
  2. Kapitel: Gregor nimmt seine tierische Existenz an. In diesem Kapitel setzt auch eine Entwicklung der Schwester Grete und des Vaters ein. Das Verhältnis Gretes zu Gregor ist distanziert und feindselig, was schliesslich zum zweiten Höhepunkt der Geschichte, der Verwandlung Gregors durch seinen Vater gipfelt.
  3. Kapitel: Die Familie findet Arbeit und eine andere Geldquelle (Durch Vermietung der Zimmer), was ihren Entwicklungsprozess positiv beeinflusst. Grete blüht durch ihre Stelle als Verkäuferin auf, der Vater nimmt eine Stelle als Bankbediensteter an, gewinnt an Vitalität und Autorität, die sich in der Konfrontation mit den Zimmerherren äußert. Der dritte Höhepunkt stellt Gregors Ausbruchsversuch dar, der aber in Isolation und schliesslich tödlich für Gregor endet.

Apfelszene:

  • Vater zeigt durch den Wurf des Apfels Gewalt und Wut
  • Wunde entsteht, Gregor ist verletzt, Apfel verfault durch mangelnde Pflege
  • Tod kann auf die Vernachlässigung der Familie zurückgeführt werden

Verhältnis von Kafka zu seinem Vater Hermann Kafka:

  • problematische Beziehung, gestörtes Verhältnis
  • musste immer den Forderungen des Vaters entsprechen, strenge Erziehungsmethoden
  • Vater hat großes Selbstvertrauen, nur seine Meinung ist bedeutend
  • vergleicht Kafka mit Ungeziefer
  • keine Widerrede gegenüber dem Vater wird geduldet, wenig Kommunikation, verlernte Reden
  • übermächtiger Vater, selbstständiges Leben kaum möglich
  • kaum körperliche Gewalt, eher psychische (Rotwerden des Kopfes, Schreien)

→ traumatische Kindheitserlebnisse prägen Kafka, Konflikte lassen sich in seinen Werken erkennen

Briefzeugnisse Kafkas mit Felice Bauer:

  • berichtete ihr vom Schreibprozess, viel Schlaflosigkeit, wenig Kraft
  • durch das Schreiben ekeliger Geschichten wird sein Herz für sie reiner, befreit sich
  • Brief an Felices Vater -> einziges Verlangen ist Literatur, will und kann nichts anderes sein, sie würde irgendwann unglücklich werden, wenn die beiden heiraten würden, verschlossen und schweigsam, Ehe könne ihn nicht verändern, alles was nicht Literatur ist hasst er und langweilt ihn

Zimmerherren:

  • Klone, einer ist Vorredner, marionettenhaftes Auftreten
  • wenn sie zuhause essen, nehmen sie das Wohnzimmer ein, verdrängen Familie Samsa
  • Gregor wird immer mehr abgeschottet und ausgeschlossen, verliert Kontakt zur Außenwelt
  • als die Zimmerherren Gregor als Käfer sehen, beschließen sie auszuziehen

→ Zimmerherren könnten Auslöser für den Gedanken des Loswerdens Gregors sein

Familie nach Gregors Tod:

  • sämtliche Erinnerungen von Gregor sollen beseitigt werden (Entlassung der Bedienerin und Zimmerherren, Wohnungswechsel)
  • Erleichterung der Familie, Auslöser für einen Neubeginn
  • Umgebung ist positiv (frische Luft, lichtdurchflutet, Wärme)
  • Vater wird zur Autoritätsperson (entlässt Bedienerin und Zimmerherren)
  • Zusammenfinden der Familie (erster gemeinsamer Ausflug, enge Bindung, Zukunftspläne)

→ während dessen es Gregor immer schlechter geht, geht es der Familie immer besser

Sprache:

  • Realistische Schreibweise: Exakte, detaillierte Beschreibung und objektive, wertungsfreie Darstellung (Zum Teil erscheint der text wie ein Bericht)
  • Umfangreiche Satzkonstruktionen (viele untergeordnete Sätze)
  • Innere Monologe und direkte Reden, in welchen Gregor häufig eine objektiv falsche Einschätzung der jeweiligen Situation gibt und somit die subjektive Wahrnehmung fragwürdig erscheinen lässt (Strenge Sachlichkeit, emotionslos, teilweise paradox)
  • Dialoge, die das Scheitern einer Verständigung signalisieren und Kommunikationsprozesse nicht in Gang zu bringen vermögen.

Durch die realistische Beschreibung, von etwas, dass als Wirklichkeit dargestellt wird, von dem wir wissen, dass es nicht realistisch sein kann, wirkt die Sprache paradox

Wechsel von moderenem zum traditionellen Erzählen:

  • modern: kein geschlossenes Weltbild, keine Gemeinschaft, Gregor gilt als Antiheld = negativ
  • traditionell: Ende wird als heiles Familienbild beschrieben, sehen Lebenssinn, planen Zukunft = positiv

Historische Einordnung:

Kafkas Werk „Die Verwandlung“ wir dem Expressionismus zugeordnet. Die geschieht aus folgenden Gründen:

  • Zerstörung der menschlichen Beziehungen
  • Scheitern der Kommunikation
  • Gefühle der Schwäche, Ohnmacht und Minderwertigkeit
  • Entfremdete Berufswelt
  • Autoritäre Strukturen
  • befasst sich auf groteske und paradoxe Weise mit dem alltäglichen Leben, typische Konfliktverarbeitung

In dieser Erzählung sind autobiographische Züge Kafkas zu erkennen. Eventuell kann man deshalb Gregor Samsa ein Kryptogramm für Franz Kafka annehmen (Austausch der Konsonanten: Kafka; Samsa).

Das isolierte Subjekt in alltäglicher Selbstbehauptung:

  • Selbstisolation Gregors: Freiwillige Aufopferung für Familie → Diese nutzt ihn aus
  • Isolation: Gregor hat keine sozialen Kontakte außerhalb der Familie: keine Kinder, keine Ehe da seine Freizeit enorm eingeschränkt ist
  • Gregor verwandelt sich in einen Käfer, Signal für die Minderwertigkeit der Person und Außenseitertum: Verwandlung = Krise der Existenz
  • Isolation Kafkas durch das Schreiben, nur Briefkontakte, kaum Kommunikation mit Familie, fühlt sich fremd und hasst seinen Beruf als Beamter

Macht und Unterwerfung in menschlichen Beziehungen:

  • Mutter = typische Rolle der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts, fürsorglich und sanft, naiv, denkt Gregor würde seine Arbeit gefallen, hat wenig zu sagen
  • Grete = Wechselnde Beziehung zur Schwester, Gregor als Versorger für ihren guten Lebensstil, will sie aufs Konservatorium schicken
  • Dann wird Gregor von Grete abhängig die ihn zunächst füttert, sie übernimmt so Verantwortung und sie muss es tun, da es sonst keiner machen würde, am Ende will sie, das Gregor entsorgt wird, da es ihr zu viel wird
  • Vater = War bis zu Gregors Verwandlung abhängig von den Einkünften seines Sohns
    Vater-Sohn-Konflikt, bekommt immer mehr Macht zugeschrieben
  • Wandel der Positionen von Macht und Unterwerfung

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