Föhnsonette I von Paul Haller
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So will ich einmal noch alleine sitzen |
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Und in der Seele staubige Spinnweb blasen, |
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Horchen, wie überm Wasser Föhnstürme rasen, |
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Die Nachtfalter sehn, die um Laternen blitzen. |
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Des Lebens Wüste hat nur spärliche Oasen. |
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Nur Götter saugen an den Nektarzitzen; |
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Von ihrer Trunkenheit auf Wolkensitzen |
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Der müde Spülicht netzt den Erdenrasen. |
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Ein Tropfen jedes Jahr. Der Mond ist tot, |
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Man fand ihn gestern Nacht, und ward begraben, |
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Nun blinkt er traurig durch des Sarges Ritzen. |
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In meinem Glas der Wein glüht dunkelrot. |
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Der mag einst heiße Lieb bedeutet haben: |
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Jetzt tanzt die Zeit auf blutigen Säbelspitzen. |
Details zum Gedicht „Föhnsonette I“
Paul Haller
4
14
96
nach 1898
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Föhnsonette I“ wurde von Paul Haller verfasst. Der Autor lebte von 1882 bis 1920, daher kann das Gedicht in die Epoche des Expressionismus eingeordnet werden.
Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck von Einsamkeit und Melancholie. Das lyrische Ich scheint eine zeitgenössische Betrachtung der Welt und des Lebens zu geben, die hauptsächlich von Leere und Nichtigkeit geprägt ist.
Inhaltlich beginnt das Gedicht mit der Darstellung der gedanklichen Abgeschiedenheit des lyrischen Ichs, das alleine sitzt und in seine Seele blickt. Es folgen Aussagen, die das harte, entbehrungsreiche Leben zum Ausdruck bringen, von dem nur wenige erhebende Momente - verglichen mit seltenen Oasen in der Wüste - auszumachen sind. Die Metapher des toten Mondes suggeriert eine Welt ohne Hoffnung und zurückgelassen vom Leben. Am Ende reflektiert das lyrische Ich über einen Wein, der einst die heiße Liebe symbolisierte, jetzt jedoch den schmerzhaften Tanz der Zeit darstellt.
In Form und Sprache erinnert das Gedicht an die typischen Merkmale der Expressionisten. Die Verse sind karg und bildreich, es finden sich deutliche Zeichen der Verfremdung und Überhöhung. Stimmungsbilder dominieren die Verse, und es gibt eine Präferenz für expressive Metaphern wie „blutige Säbelspitzen“. All dies dient dazu, die innere Welt des lyrischen Ichs auszudrücken und die emotionale Resonanz beim Leser zu verstärken. Es liegt ein Fokus auf den unheimlichen und negativen Aspekten des Lebens, was die expressionistische Tendenz zur Darstellung von Konflikt und menschlichem Leid unterstreicht. Das Gedicht folgt nicht einer strikten Metrik oder einem festen Reimschema, es zeigt eine freie, experimentelle Form, die ebenfalls charakteristisch für die expressionistische Dichtung ist.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Föhnsonette I“ ist Paul Haller. Haller wurde im Jahr 1882 in Rein bei Brugg geboren. In der Zeit von 1898 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Aarau. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Naturalismus zuordnen. Der Schriftsteller Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 96 Worte. Die Gedichte „An eine Sängerin“, „Augen“ und „Bei Morcote“ sind weitere Werke des Autors Paul Haller. Zum Autor des Gedichtes „Föhnsonette I“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.
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