Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht von Ernst Maria Richard Stadler

Der Schnellzug tastet sich und stößt die Dunkelheit entlang.
Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger, nachtumschienter Minengang,
darein zuweilen Förderstellen blauen Lichtes jähe Horizonte reißen: Feuerkreis
von Kugellampen, Dächern, Schloten dampfend, strömend ... nur sekundenweis ...
Und wieder alles schwarz. Als führen wir ins Eingeweid' der Nacht zur Schicht.
Nun taumeln Lichter her ... verirrt, trostlos vereinsamt ... mehr ... und sammeln sich ... und werden dicht.
Gerippe grauer Häuserfronten liegen bloß, im Zwielicht bleichend, tot — etwas muß kommen ... oh, ich fühl' es schwer
im Hirn. Eine Beklemmung singt im Blut. Dann dröhnt der Boden plötzlich wie ein Meer:
Wir fliegen aufgehoben, königlich durch nachtentriss'ne Luft, hoch überm Strom. O Biegung der Millionen Lichter, stumme Wacht,
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vor deren blitzender Parade schwer die Wasser abwärts rollen.
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Endloses Spalier, zum Gruß gestellt bei Nacht!
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Wie Fackeln stürmend! Freudiges! Salut von Schiffen über blauer See! Bestirntes Fest!
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Wimmelnd, mit hellen Augen hingedrängt! Bis wo die Stadt mit letzten Häusern ihren Gast entläßt.
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Und dann die langen Einsamkeiten. Nackte Ufer. Stille. Nacht. Besinnung. Einkehr. Kommunion. Und Glut und Drang
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zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfeste. Zur Wollust. Zum Gebet. Zum Meer. Zum Untergang.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
188
Entstehungsjahr
1883 - 1914
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ernst Maria Richard Stadler. Stadler wurde im Jahr 1883 in Colmar geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1899 und 1914. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei Stadler handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 188 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ernst Maria Richard Stadler sind „Reinigung“, „Kleine Stadt“ und „Anrede“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht“ keine weiteren Gedichte vor.

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