Und lichter als der lichte Tag im Zimmer von Richard Dehmel

Und lichter als der lichte Tag im Zimmer
und immer lichter schauert ein Geflimmer
von Kerzen über helle Blumen hin.
Still schwebt um silberblau gestickte Kissen
der Duft des weißen Flieders, der Narzissen.
Und durch die Bläue, durch die Blumen hin
zittert die Luft, als ob sich Herzen rühren:
zwei Menschen stehn - noch tönen still die Türen
mit Augen, die den Himmel nahe spüren,
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entblößt bis zu den Hüften da:
 
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ein Mann mahnt: du! - ein Weib haucht: ja.
 
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Still sinkt ihr Arm von ihren braunen Brüsten,
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die Lichter schauern immer schimmernder;
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sein Blick erbebt, als ob sie lodern müßten.
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Die Blumen atmen immer flimmernder.
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Die Sterne an den silberblauen Wänden
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erstrahlen wie in keiner Nacht so blank.
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Still nestelt sie am Goldband ihrer Lenden;
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sein Körper spannt sich unter innern Bränden,
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wie eines Kämpfers straff und schlank.
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Still schaut sie auf; er muß die Augen schließen.
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Still weht ein Flor zu Boden. Er will sehn!
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Er sieht nur, wie zwei Augen Licht ergießen,
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zwei dunkle Augen, die ihm zugestehn
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still
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was er will.
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Er will sie ganz mit seinem Blick erkennen;
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er sieht sie ganz nach seinem Blick entbrennen.
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Er will nichts mehr als stehn und stehn
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und still in ihre Seele sehn.
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Er steht und muß die Hände heben,
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als blende ihn das ewige Leben;
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und dunkel rauscht der Weltraum. Da
 
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mahnt sie ihn: du - da haucht er: ja
 
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und alles rauscht tief innerlich.
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Zwei nackte Menschen einen sich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Und lichter als der lichte Tag im Zimmer“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
243
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Und lichter als der lichte Tag im Zimmer“ des Autors Richard Dehmel. Der Autor Richard Dehmel wurde 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. In der Zeit von 1879 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 243 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Bastard“, „Bitte“ und „Büßende Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Und lichter als der lichte Tag im Zimmer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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