Und endlich kommt eine Hütte in Sicht von Richard Dehmel

Und endlich kommt eine Hütte in Sicht.
Es regnet, daß sich an den Wegen
die Halme in den Schlamm der Berge legen;
er spritzt den Reitern ins Gesicht.
Sie müssen immer mehr die Köpfe neigen:
Kirschbaum bei Kirschbaum, immer tiefer,
spritzt Blütenfluten von den Zweigen,
sie kleben fest wie Ungeziefer.
Das Weib spricht:
 
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Mir ist, als ritten wir zum Jüngsten Gericht;
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der liebe Gott weint seine dicksten Tränen.
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Ich triefe wie die Pferdemähnen,
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und paradiesisch riecht mein Rappe nicht!
 
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Sie wischt sich heftig den Brei von Hals und Hut.
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Der Mann will längst ein Lächeln verbeißen.
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Aber endlich zwingt's ihn: er muß den Mund aufreißen
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und lacht in hellem Ubermut:
 
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Ei ei, Frau Fürstin! Gott ist gut!
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er merkt, Ihr wollt in den Himmel kommen;
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drum kommt uns der Himmel höchstselbst entgegengeschwommen
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o Meine, sei keine Martersäule!
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Allons, was starrst du! mein Schimmel hat Eile:
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komm, im nächsten Pfarrdorf verkaufen wir die Gäule,
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das wird unsrer Pilgerkasse frommen!
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Dann rollst du zu Rade vor mir her,
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wie Frau Fortuna erlaucht im Traum der Ahnen.
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Kein Schmutz, kein Stallgeruch befleckt uns mehr,
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kein Kohlenrauch von Eisenbahnen.
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Dann reisen wir nur noch bei Sonnenschein
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und lassen unsre Herzen brennen.
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Und dann will ich nie mehr, ich schwör's, dich Frau Fürstin nennen
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und doch - dein ergebenster Diener sein.
 
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Sie machen vor der Hütte Halt.
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Er wischt den Schmutz von seinen und ihren
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Händen; sie wehrt mit sanfter Gewalt.
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Zwei Menschen steigen von den Tieren.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Und endlich kommt eine Hütte in Sicht“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
242
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Und endlich kommt eine Hütte in Sicht“ des Autors Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Zwischen den Jahren 1879 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 242 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere Werke des Dichters Richard Dehmel sind „Aufblick“, „Ballade vom Volk“ und „Bann“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Und endlich kommt eine Hütte in Sicht“ weitere 522 Gedichte vor.

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