Und es blaut eine Nacht, rings von Monden hell von Richard Dehmel

1	Und es blaut eine Nacht, rings von Monden hell:
2	der Gießbach braust in elektrischer Glorie vom Berg.
3	Der Mond des Himmels krönt das Menschenwerk;
4	einem Zauberschloß gleicht das stille Hotel.
5	Fern schwebt silbern die eisige Gipfelkette,
6	gleißt in jedes Fenster herein,
7	beglänzt ein seidnes Himmelbette.
8	Wirr entsinnt sich der Mann: er träumte ein Schreien.
9	Auf der schimmernden Lagerstätte
10	liegt das Weib, ein Bild starrer Pein.
11	Lea! - er reißt sie aus dem Schlaf
12	Du! wach auf! komm! was hat dich bedroht?
13	Du machst ja Lippen, blaß wie zum Tod.
14	Küsse mich! lebe! sei Meine! sei brav!
15	sei wieder braun! sei rouge-rouge-rot!
16	Er richtet sie hoch mit schmeichelndem Zwange;
17	sie versucht ein Lächeln zum Erbarmen.
18	Sie horcht in das Brausen hinaus, lange, bange.
19	Klagend greift sie nach seinen Armen:
20	Es wollt eine Seele sich befrein,
21	da band ihre Tat ihr die Hände!
22	Ich sah in zwei blinde Augen hinein;
23	die starrten mich an ohne Ende.
24	Sie starrten weiß, wie dort das Eis.
25	Eine Kälte wehte; es kam eine Mauer von Särgen.
26	Oh Lux, führ mich weg von diesen Bergen!
27	hilf mir dies tote Leben versenken!
28	Lux, du darfst nicht mehr an dein Töchterchen denken!
29	o wär's doch Mein! o wär's! - Nein! nein:
30	ich will mich wehren, wehren, mit allen Gelenken!
31	schüttle mich! bis mir's vom Herzen schmilzt!
32	Ich will dir ein viel schöner Kind schenken!
33	Ich will mich in Dein, ganz in Dein Herz versenken!
34	Nimm mich, führ mich wohin du willst!
35	Sie umschlingt ihn, schlotternd, vor Wonne schluchzend, vor Grausen;
36	zwei Menschen hören die Mondnacht brausen.

Details zum Gedicht „Und es blaut eine Nacht, rings von Monden hell“

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Und es blaut eine Nacht, rings von Monden hell“ ist Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. In der Zeit von 1879 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 257 Worte. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „An mein Volk“, „Antwort“ und „Auf der Reise“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Und es blaut eine Nacht, rings von Monden hell“ weitere 522 Gedichte vor.

Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)

• An mein Volk
• Antwort
• Auf der Reise
• Aufblick
• Ballade vom Volk
• Bann
• Bastard
• Bitte
• Büßende Liebe
• Chinesisches Trinklied

Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.