Und ein Regen perlt an zitternde Scheiben von Richard Dehmel
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Und ein Regen perlt an zitternde Scheiben; |
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ein Bahnzug stampft durch sanfte Gelände. |
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Ins Polster gedrückt, verbunden Arme und Hände, |
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sieht der Mann die Tropfen rinnen und treiben. |
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Seine Augen werden immer grauer; |
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er scheint die Frau, die neben ihm lehnt, |
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nicht zu fühlen. Sie sagt voll Trauer: |
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Du hast dich in die Ebne gesehnt, |
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nun kommt sie, und - du sprichst kein Wort; |
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als wär dir die ganze Seele verbunden. |
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Und ich - ja, ich weiß, ich stieß dir die Wunden; |
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aber sie werden wieder gesunden! |
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soll ich denn mitleiden fort und fort? |
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Fühl's doch endlich, wie Ort auf Ort |
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und Tal an Tal sich zur Ernte kränzt! |
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das feuchte Korn, wie's brotgelb glänzt! |
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die Obstalleeen, die weidenden Pferde |
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sieh: tausend Freuden wachsen aus der Erde! |
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Und immer sanfter rinnt das Gelände; |
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wilder stampft der Zug und schüttelt die Frau. |
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Unwillkürlich hebt der Mann die Hände. |
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Sein grauer Blick wird dunkelblau: |
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Ja, ich fühl's, ich seh's! sehr, sehr genau! |
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seh schon die tausend Arme sich regen, |
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und muß die meinen erbärmlich zur Ruhe legen, |
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weil ich mich gehn ließ - ich! - Ja, du: Ich |
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meine ganze Seele beschuldigt mich. |
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Zu jeder Handlung braucht sie die Hand, |
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für unser Wort selbst als Unterpfand; |
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wehe dem Menschen, der das vergißt! |
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Wie dies Stampfen mich höhnt! Das Gangwerk der Maschine, |
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das unsrer Glieder lenksames Nachbild ist, |
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mir kann es jetzt als Vorbild dienen! |
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Er verstummt mit selbstbeherrschter Miene. |
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Der Regen rinnt von den zitternden Scheiben. |
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Zwei Menschen bedenken ihr Tun und Treiben. |
Details zum Gedicht „Und ein Regen perlt an zitternde Scheiben“
Richard Dehmel
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251
1863 - 1920
Moderne
Gedicht-Analyse
Richard Dehmel ist der Autor des Gedichtes „Und ein Regen perlt an zitternde Scheiben“. Im Jahr 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1879 und 1920. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 251 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Bitte“, „Büßende Liebe“ und „Chinesisches Trinklied“. Zum Autor des Gedichtes „Und ein Regen perlt an zitternde Scheiben“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.
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Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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