Und ein Lichtstreif schielt von getünchten Wänden von Richard Dehmel
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Und ein Lichtstreif schielt von getünchten Wänden |
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nach blitzenden Messern zwischen Verbänden; |
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dunkle Rosen glühn über frischem Blut. |
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Ohnmächtig ringt der Duft des Straußes |
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mit der Luft des Krankenhauses; |
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und lähmend sticht die Mittagsglut |
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durch die verhängte Fensterscheibe. |
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Ein Mann eröffnet einem Weibe: |
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Also -: die Ärzte haben befunden: |
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meine rechte Hand wird nicht wieder gesunden. |
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Ich werde sie wahrscheinlich verlieren, |
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oder man wird sie mir lahm kurieren, |
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was ungefähr dasselbe sagt; |
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kurz, ich hab mich für immer zur Schandgestalt gemacht. |
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Nach unserm Gottrausch lieg'ich da, |
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hilfloser als der Urmensch. Ja: |
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stelle dich nur recht aufrecht hin! |
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Bei jeder Umarmung wirst du's erkennen, |
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daß ich meiner, deiner nicht mehr mächtig bin. |
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Das ist kein Mann mehr nach deinem Sinn |
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auch nicht nach meinem -: wir müssen uns trennen. |
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Geh! mach's kurz! sei Du! schon seit gestern |
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mahnt mich dein Wesen an eine Andre; |
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sie würde für mich durch jedes Fegfeuer wandern; |
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uns aber schaudert vor barmherzigen Schwestern. |
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Geh! Noch kannst du zurück in dein Leben. |
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Du sollst einst nicht davor erröten, |
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dein Kind einem Krüppel ans Herz zu heben. |
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Auch nach Ruhe brauchst du nun nicht mehr zu streben; |
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es wird sie dir auf jeden Fall geben, |
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auch falls du wieder geruhst - es zu töten! |
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Er lächelt eisig; er glüht. Sie schweigt. |
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Sie steht wie über ihr Innres geneigt; |
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ohnmächtig duftet ihr Rosenstrauß. |
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Sie hebt die Stirn, sie schreitet hinaus, |
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ohne Gruß, ohne Blick. Zwei Menschen erbeben. |
Details zum Gedicht „Und ein Lichtstreif schielt von getünchten Wänden“
Richard Dehmel
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1863 - 1920
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Und ein Lichtstreif schielt von getünchten Wänden“ ist Richard Dehmel. Der Autor Richard Dehmel wurde 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1879 bis 1920 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 238 Worte. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „An mein Volk“, „Antwort“ und „Auf der Reise“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Und ein Lichtstreif schielt von getünchten Wänden“ weitere 522 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)
- An mein Volk
- Antwort
- Auf der Reise
- Aufblick
- Ballade vom Volk
- Bann
- Bastard
- Bitte
- Büßende Liebe
- Chinesisches Trinklied
Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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