Und es tönt aus der Brandung wie Schalmein von Richard Dehmel

Und es tönt aus der Brandung wie Schalmein;
helle Nacht versilbert den fremden Strand.
Langsam wälzen die Wellen den Mondschein ans Land,
in die dunkelroten Kliffe hinein;
da stürzen sie sich die Stirnen ein,
um zurück immer wieder verklärt zu sein
 
Es wollt eine Seele sich befrein,
sieh - entfaltet das Weib die Hände
da ward Tod und Leben ihr zu Schein;
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nur der Liebe ist kein Ende.
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Ja: so sah es meine Seele im Traum:
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es ging Deine Seele wie leuchtender Schaum
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aus meinem Körper deinem entgegen.
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Ich sah voll Angst, wie ihr doppelt standet:
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Ein Haupt hell, Ein Haupt dunkel umströmt von Regen.
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Bis ihr, Leib in Geist, ineinander euch fandet
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und mich ergriffet. Da sprachst du ein Wort;
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wie ein Wirbel klang es. Und über mich fort
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stiegen wir, strömten wir lichtflutvermählt
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hin in deine, meine, unsre Welt!
 
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Es tönt aus der Brandung wie Geraun
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Horch - raunt der Mann - das Zauberwort:
 
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Ja, es hieß wohl: Wir Welt! Nicht Schein! nicht Traum!
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horch, wie's wirbelt: Wrwlt - o Urakkord!
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Wrwlt murmeln die Ströme, die großen,
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wenn sie zusammenkommen im Meere!
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Wrwlt jubeln die Sternenchöre,
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Wrwlt die Stürme im Uferlosen!
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Wrwlt stammelten die Menschen, als sie noch reine Tiere waren;
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stammeln's wieder, alle wieder, die als reine Götter sich paaren
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und mit Wellen und Mondlichtschleiern
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spielend ihre Freiheit feiern,
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die Freiheit, die voll Eintracht spricht:
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o gieb uns, Welt, Dein Gleichgewicht!
 
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Es tönt aus der Brandung wie Gesang
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um ein Menschenpaar im Überschwang.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Und es tönt aus der Brandung wie Schalmein“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
246
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Und es tönt aus der Brandung wie Schalmein“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Dehmel wurde im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1879 bis 1920 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 246 Worte. Die Gedichte „Auf der Reise“, „Aufblick“ und „Ballade vom Volk“ sind weitere Werke des Autors Richard Dehmel. Zum Autor des Gedichtes „Und es tönt aus der Brandung wie Schalmein“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.

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