Und sie sehn sich schimmern, ruhend vom Bade von Richard Dehmel
1 |
Und sie sehn sich schimmern, ruhend vom Bade. |
2 |
Und schimmernd ruht das öde Gestade |
3 |
im warmen Wind. Sie lauschen ihm nach: |
4 |
lauschen, wie die Weiten sich rühren, |
5 |
wie alle Tiefen zu Höhen führen |
6 |
wie die Möven zwischen den Wellen |
7 |
schwimmend auf und nieder schnellen |
8 |
Und des Weibes Lächeln wird zur Sprache: |
|
|
9 |
Lux, mein Leuchtender, wenn wir so liegen, |
10 |
ich mit meinem schwarzen Windsbrauthaar, |
11 |
du wie ein Flußgott der See entstiegen, |
12 |
und jeder Wogenkamm bringt uns Liebreize dar, |
13 |
und mir versinkt die letzte Schranke, |
14 |
die zwischen Leib und Seele noch blieb, |
15 |
denn dein kleinstes Härchen ist mir so lieb, |
16 |
so wert wie dein größter Gedanke |
17 |
und ich denk an gestern und strahle vor Ehren, |
18 |
daß ich dir Haar und Bart durfte scheren |
19 |
ach, und heut Nacht, du, hört'ich dich schnarchen |
20 |
wie einen braven Patriarchen |
21 |
und konnt nit lachen - Herr meines Lebens, |
22 |
es war mir lieb als Äußerung Deines Lebens |
23 |
und ich sag dir dann mit fröhlichem Mut: |
24 |
ich bin auch deinem Töchterchen gut |
25 |
und frag dann ohne ein Lächeln des Spottes: |
26 |
bin ich nun reif zur Mutter Gottes, |
27 |
zu jeder Lebensmeisterschaft |
28 |
tauglich, tüchtig, tugendhaft |
|
|
29 |
Dann, mein himmlisches Freudenmädchen du, |
30 |
reckt sein narbiger Arm sie der Sonne zu |
31 |
dann sag'ich lachend ohne Spott: |
|
|
32 |
wir Götter brauchen keinen Gott! |
|
|
33 |
Er läßt sie thronen auf seinen Knien; |
34 |
und sie, mitlachend, schaukelt ihn, |
35 |
die Brüste zum Triumph gestrafft. |
36 |
Zwei Menschen schwelgen in ihrer Kraft. |
Details zum Gedicht „Und sie sehn sich schimmern, ruhend vom Bade“
Richard Dehmel
5
36
230
1863 - 1920
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Und sie sehn sich schimmern, ruhend vom Bade“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1879 bis 1920 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 230 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Auf der Reise“, „Aufblick“ und „Ballade vom Volk“. Zum Autor des Gedichtes „Und sie sehn sich schimmern, ruhend vom Bade“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)
- An mein Volk
- Antwort
- Auf der Reise
- Aufblick
- Ballade vom Volk
- Bann
- Bastard
- Bitte
- Büßende Liebe
- Chinesisches Trinklied
Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt