Und es rauscht nur und glüht von Richard Dehmel

Und es rauscht nur und glüht.
Es liegt eine Düne im schwülen Licht der Fernen.
Es füllt ein Geflimmer wie von keimenden Sternen
die stille Wildnis; das Sandmeer sprüht.
Es loht die hohle Hügelwand,
wie auf ewig vor Schatten behütet,
ein Nest, in dem der Himmel brütet.
Und der Mann wiegt das Weib im Mittagsbrand:
 
Aufgewacht, Seele, aufgewacht!
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Wunderland liegt aufgetan!
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In uns, Seele, da träumt die Nacht;
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aber hier, ein Hauch meines Mundes macht
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diese dürre Insel - ja, schau sie an
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zum Paradies und Kanaan,
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wo Adam sündlos bei Eva ruht,
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wo der Tag glüht wie unser Fleisch und Blut,
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wo Alles Frucht ist am reinen Leib der Liebe,
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selbst der Halm dort im Sandgetriebe,
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selbst der Salzgeruch, der von der Küste
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herquillt in deine braunen Brüste
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und Milch aus deinem Mutterblut braut,
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selbst deine honigwabengoldne Haut,
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und deines Schooßes glückstrotzender Schwung,
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und meiner Mannheit Verkörperung!
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Und wenn die Seele noch so schreit:
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sie führt zum Wahnsinn, diese Seligkeit:
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dann, du, dann - er stammelt plötzlich, lauscht
 
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das Weib in Sonnetrunkenheit
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jauchzt berauscht:
 
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dann ist der Wahnsinn eben Seligkeit
 
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und fährt zusammen: ein Schatten fällt
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in ihre nackte Glut herab
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wie aus einer fremden Welt:
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Sand rutscht, und übern Hügel tappt
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ein Herr im Reisehut - oh Graus:
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zwei Menschen lachen einen aus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Und es rauscht nur und glüht“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
215
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Und es rauscht nur und glüht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Der Autor Richard Dehmel wurde 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Zwischen den Jahren 1879 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 215 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Bastard“, „Bitte“ und „Büßende Liebe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Und es rauscht nur und glüht“ weitere 522 Gedichte vor.

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