Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen von Richard Dehmel

Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen
von kleinen Städten zu Berg und Burg empor.
Herbstfeierlich in letzter Prunksucht umzweigen
die Wälder sie mit hundertfarbigem Flor.
Am Schloßteich spielt ein Kind im Sonnenschein
und schmückt sich mit den sterbebunten Blättern;
ihr goldrot Haar huscht durch den alten Hain
 
husch - lacht der Mann - gleich wird's ein Eichkätzchen sein
und über uns im Epheu klettern.
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Und der Himmel, schau, wie hochzeitsblau!
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ich wollt am liebsten, wir gingen Beide
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in edlem Sammet und lautrer Seide,
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wie deine Ahnen einst hier schritten.
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Wir dürften's wagen, aus diesem Freiherrnbau
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die Toten alle heraufzubitten
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zur Feier der Freiheit, die Unsern Bund umschwebt:
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Vivat, ihr Herrn! wie schwarz das Grab auch nachtet,
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Erinnerung schimmert, und wer's recht betrachtet,
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der hat das Leben hundertmal gelebt;
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hier soll der Odem eines Glückes wehn,
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das Macht hat, tausend Tode zu bestehn!
 
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Das Weib lächelt; sie hat das Wappen besehn,
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das unterm Epheu nistet überm Tor.
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Sie weist empor:
 
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Schau dort: da lugt dasselbe Glück hervor:
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für diesen Sternschild hat manch Herz gelodert,
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das einst die Welt zu stürmen sich verschwor,
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und das jetzt unter unsern Füßen modert.
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O Lux, hier rührt mich jeder Strauch und Baum,
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und jeder raunt mir doch: die Welt ist Traum.
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Nur Du, du bist wie ich so wirklich mir;
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du lebst, du leibst, du liebst mit mir.
 
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Da raschelt's. Blätter flattern; durchs Buschwerk schlüpft
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das Kind, den Lockenkopf umrankt mit Reben.
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Bin ich nicht schön?! jubelt's und hüpft es.
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Zwei Menschen öffnen beide Arme dem Leben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
255
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen“ ist Richard Dehmel. Im Jahr 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. In der Zeit von 1879 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei dem Schriftsteller Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 255 Worte. Die Gedichte „Bastard“, „Bitte“ und „Büßende Liebe“ sind weitere Werke des Autors Richard Dehmel. Zum Autor des Gedichtes „Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.

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