Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen von Richard Dehmel
1 |
Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen |
2 |
von kleinen Städten zu Berg und Burg empor. |
3 |
Herbstfeierlich in letzter Prunksucht umzweigen |
4 |
die Wälder sie mit hundertfarbigem Flor. |
5 |
Am Schloßteich spielt ein Kind im Sonnenschein |
6 |
und schmückt sich mit den sterbebunten Blättern; |
7 |
ihr goldrot Haar huscht durch den alten Hain |
|
|
8 |
husch - lacht der Mann - gleich wird's ein Eichkätzchen sein |
9 |
und über uns im Epheu klettern. |
10 |
Und der Himmel, schau, wie hochzeitsblau! |
11 |
ich wollt am liebsten, wir gingen Beide |
12 |
in edlem Sammet und lautrer Seide, |
13 |
wie deine Ahnen einst hier schritten. |
14 |
Wir dürften's wagen, aus diesem Freiherrnbau |
15 |
die Toten alle heraufzubitten |
16 |
zur Feier der Freiheit, die Unsern Bund umschwebt: |
17 |
Vivat, ihr Herrn! wie schwarz das Grab auch nachtet, |
18 |
Erinnerung schimmert, und wer's recht betrachtet, |
19 |
der hat das Leben hundertmal gelebt; |
20 |
hier soll der Odem eines Glückes wehn, |
21 |
das Macht hat, tausend Tode zu bestehn! |
|
|
22 |
Das Weib lächelt; sie hat das Wappen besehn, |
23 |
das unterm Epheu nistet überm Tor. |
24 |
Sie weist empor: |
|
|
25 |
Schau dort: da lugt dasselbe Glück hervor: |
26 |
für diesen Sternschild hat manch Herz gelodert, |
27 |
das einst die Welt zu stürmen sich verschwor, |
28 |
und das jetzt unter unsern Füßen modert. |
29 |
O Lux, hier rührt mich jeder Strauch und Baum, |
30 |
und jeder raunt mir doch: die Welt ist Traum. |
31 |
Nur Du, du bist wie ich so wirklich mir; |
32 |
du lebst, du leibst, du liebst mit mir. |
|
|
33 |
Da raschelt's. Blätter flattern; durchs Buschwerk schlüpft |
34 |
das Kind, den Lockenkopf umrankt mit Reben. |
35 |
Bin ich nicht schön?! jubelt's und hüpft es. |
36 |
Zwei Menschen öffnen beide Arme dem Leben. |
Details zum Gedicht „Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen“
Richard Dehmel
5
36
255
1863 - 1920
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen“ ist Richard Dehmel. Im Jahr 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. In der Zeit von 1879 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei dem Schriftsteller Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 255 Worte. Die Gedichte „Bastard“, „Bitte“ und „Büßende Liebe“ sind weitere Werke des Autors Richard Dehmel. Zum Autor des Gedichtes „Und es glänzt ein Strom im Tal; Rebhügel steigen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)
- An mein Volk
- Antwort
- Auf der Reise
- Aufblick
- Ballade vom Volk
- Bann
- Bastard
- Bitte
- Büßende Liebe
- Chinesisches Trinklied
Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt