Und immer kühner greift der Morgenwind von Richard Dehmel

Und immer kühner greift der Morgenwind
durch Wolken in die nebelvollen Täler;
die Wolken flüchten immer schneller,
die Nebel eilen stromgeschwind.
Von Berg zu Berg wehn breite Sonnensträhnen.
Der Mann steht auf von Rechnungen und Plänen:
 
Sieh, jetzt im Zwielicht kannst du deutlich sehn,
wie mächtig unser Zukunftsland sich streckt;
wenn wir im Frühjahr an den Schachtbau gehn,
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ist schon zum Herbst das Lager aufgedeckt.
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Dann soll mein Grubenvölkchen bald verstehn,
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daß freies Land noch freiere Leute heckt,
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auch ohne die »soziale Republik«;
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und unsern Kindern wird ein Licht aufgehn,
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wozu sich da vom Schornstein der Fabrik
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die Rauchfahne der Arbeit reckt,
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wenn hier zum Turm her Sonntags längs des Flusses
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von Hütte zu Hütte auf allen Höhn
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die bunten Wimpel des Genusses
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um dein Sternenbanner wehn!
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Gelt, das wird schön? und mehr als schön!
 
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Er legt beide Fäuste auf seine Pläne.
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Die Nebel eilen stromgeschwind.
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Die Sonne streift mit ihrer Strahlenmähne
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die kleinen Städte unten, Schiffe, Kähne:
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Mit strahlt das Weib, hell lacht der Wind:
 
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Es wird! Wo kreisend die Sterne sich rühren,
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da greift jeder Bannkreis in andre ein!
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Und wenn's statt Hundert nur ein Dutzend spüren,
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dann wird das Dutzend unermeßlich sein!
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Und mitgebannt mit dir in alle Sphären,
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o Welt, ich helf dir Freiheit gebären!
 
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Sie lehnt sich an ihn muttergroß.
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Die Berge schwellen im Morgenduft.
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Es ragt sein Haupt, es wogt ihr Schooß.
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Zwei Menschen schaun wie Götter in die Luft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Und immer kühner greift der Morgenwind“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
236
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Und immer kühner greift der Morgenwind“ des Autors Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1879 bis 1920 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 236 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Aufblick“, „Ballade vom Volk“ und „Bann“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Und immer kühner greift der Morgenwind“ weitere 522 Gedichte vor.

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