Und es sprießen wohl Sterne aus der Erde von Richard Dehmel

Und es sprießen wohl Sterne aus der Erde,
so strahlt der Schnee im Mittagsglanz,
so sind die Berge Ein Silberkranz.
Aber strahlender noch als all der Glanz
wird nun des Mannes Blick und Geberde:
 
Nun schau und lausche, ganz wie wir sind,
ganz Geist in Leib, nicht trunken blind,
klar aufgetan bis ins Unendliche,
Unüberwindliche, Unabwendliche,
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bis wir im Schooß alles Daseins sind:
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und du wirst sehn, Herz, daß die Erde
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noch immer mitten im Himmel liegt,
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und daß Ein Blick von Stern zu Stern genügt,
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damit dein Geist zum Weltgeist werde.
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Es ist ihm eingefügt jeder Leib,
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vom kleinsten Stäubchen bis zum herrlichsten Sterne,
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verknüpft noch in verlorenster Ferne,
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Weltkörper alle, auch wir, mein Weib!
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Und so, schon jetzt durchkreist vom Schwung
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der einst im Tod uns ureins wirrenden Triebe,
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aus innerster Erinnerung
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im Leben eins durch wissende Liebe,
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sieh mich nun stehn in ferner Nacht, allein,
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vom Anschaun der Gestirne so durchglutet,
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wie wenn die Wonnewelle zwischen uns flutet:
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in diesem Anschaun bin ich Ewig Dein
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und will dir treuer als je mir selber sein!
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Ja, neige dich her - o Mein - o wunderbar:
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nun schmückt auch Dich ein erstes graues Haar
 
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Er schlingt es los aus ihrer Lockennacht;
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ihm scheint kein Schnee so zart und rein
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wie dieses Silberfadens Schein
 
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Sie nickt und flüstert wie erwacht:
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es ist bis in die Seele Gottes Dein.
 
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Und Sterne sprießen, soweit die Sonne scheint.
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Zwei Seelen wissen, was sie eint.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Und es sprießen wohl Sterne aus der Erde“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
241
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Und es sprießen wohl Sterne aus der Erde“ ist Richard Dehmel. 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. In der Zeit von 1879 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 241 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Bastard“, „Bitte“ und „Büßende Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Und es sprießen wohl Sterne aus der Erde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.

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